Missing in Action
Routine, was die manchmal aufbrausende Art der Betas anging. Die Grundausbildung in den jeweiligen Kategorien gehörte zum Service, den das Unternehmen lieferte, die Spezialisierungen musste vom Käufer beziehungsweise vom Besteller selbst übernommen werden. »Sieht so aus, als würde unser letzter Campingausflug ungemütlich werden.«
Die Betas um ihn herum schwiegen. Er hatte ihnen keine Sprecherlaubnis erteilt.
Neuburg betrachtete die Chimären und war zufrieden, dass er sich dieses Mal nicht mit den Problemfällen herumschlagen musste. Seiner Meinung nach waren die Mischungen, in denen Bisons und Rhinozerosse genetisch enthalten waren, am schlimmsten. Diese Kreaturen versuchten ständig, ihre gestellten Aufgaben mit purer Kraft zu lösen, während zahlreiche Vertreter der Raubkatzen-Betas unter permanenter Geltungssucht litten; Löwen kehrten mitunter krankhaft den »König der Tiere« heraus. Bisher hatte Neuburg sie alle im Sinne des Unternehmens erziehen können.
Diese Senga-III-Gruppe umfasste fünf Betas, die nach Ende ihrer Ausbildungszeit einer Justifier-Einheit zugewiesen werden sollten. Das bedeutete Dienst bei SternenReich oder einem Tochterkonzern, Fremdplanetenerkundung, Sicherheitsaufgaben und vieles andere mehr. Es konnte auch sein, dass sie von einem Land eingekauft wurde, was sich dann Staatenware nannte. Neuburg kümmerte sich prinzipiell nicht darum, was aus seinen Schützlingen wurde. Er versuchte, keinerlei Bindung zu ihnen aufzubauen. Nicht immer gelang es.
»In Ordnung, meine Damen. Wir bleiben über Nacht hier«, sagte er laut und zeigte auf eine kleine Lichtung, die dreihundert Meter entfernt lag. »Trefft die üblichen Vorbereitungen für ein Außenweltlager unter feindlichen Bedingungen, verstanden?«
Fast geräuschlos verteilten sich seine Schützlinge im Dickicht und arbeiteten sich von fünf Seiten an die gerodete Stelle heran.
Neuburg sah ihnen genau zu und zückte sein Pad, um eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Eignungsprüfung.
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Osceola. Mit geschmeidigen Bewegungen glitt das Beta-Panterweibchen ins Unterholz, die Schnurbarthaare zitterten erregt, und die gelb-grünen Augen schienen unentwegt wachsam zu sein.
Neuburg wusste, dass sie ihre Aufgabe sehr ernst nahm und extrem von ihrer Raubtiernatur beherrscht wurde. Ihr professionelles, unerschütterliches Verhalten
hatte beinahe dazu geführt, dass sie in die Ausbildung für die Sicherheitsabteilung versetzt worden wäre. Aber sie hatte sich dagegen gewehrt, wo andere Justifiers gejubelt hätten. Sie brauchte die Herausforderung fremder Welten und ungewohnter Situationen.
Neben Kühnheit und Angriffslust hatte sie eine zusätzliche Auffälligkeit zu bieten: Osceolas hochgewachsene, durchtrainierte Gestalt zeichnete sich vor allem durch den eisblau gefärbten Irokesenschnitt aus. Sie und der Fledermaus-Beta Keokuk waren vollkommen den terranischen Indianertraditionen verfallen, die sie zufällig in den historischen Scoutdatenbanken entdeckt hatten. Sie waren der Meinung, dass sich die Lebensweise und Einstellung gut mit den Aufträgen eines Aufklärers vereinbaren ließen.
Neuburg hob das Fernglas und sah nach Keokuk, der eben einen Baum erklommen hatte und sich bereit machte zu fliegen. Osceola und er bildeten ein ungleiches, aber hervorragend abgestimmtes Team, das Neuburg mit ihren indianischen Tricks oftmals verblüffte. Neben den seltsamen Frisuren – Keokuks Irokesenschnitt war dunkelgrün gefärbt – trugen sie immer irgendwelche Talismane mit sich herum, die angeblich vor bösen Geistern schützten.
»Bisher hat es gewirkt«, murmelte er und beobachtete den kleinen Fledermaus-Beta bei seinen gewagten Flugkunststückchen, die er meisterhaft beherrschte. Auch Keokuk, der ihm gerade bis knapp über die Gürtelschnalle reichte, wies eine für seine Spezies untypische Angriffslust auf, die ihn hin und wieder unvorsichtig
werden ließ, wenn das Adrenalin mit ihm durchging.
Langsam hob Neuburg sein Funkgerät. »Hier Teamleiter Senga III. Die Überraschungsparty für unsere Pfadfinderinnen kann gleich starten«, sprach er grinsend hinein.
Um Osceola und Keokuk machte er sich keine Sorgen, was den bevorstehenden, finalen Test anging, aber die anderen in der Gruppe würden wohl Nerven zeigen, angesichts der Gegner, die er ausgesucht hatte. Er schwenkte das Fernglas.
Der Schimpansen-Beta Togo hatte seine Versetzung zur Pilotenabteilung schon lange vorher beantragt und
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