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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Albträumen zu Gesicht bekommen haben? Sie wollen also den Tod des Homo sapiens, sehe ich das richtig?«
    »Ab wann ist denn ein Mensch ein Mensch? Geht es um prozentuale Verteilung in der DNA? Verhalten sich viele Betas nicht menschlicher als verurteilte menschliche Schwerverbrecher?«, gab sie zurück.
    Er legte den Kopf schief. »Die Chimären verfügen über genug animalische Instinkte, um sich entsprechend schnell auf die Situationen, mit denen sie konfrontiert werden, einstellen zu können. Menschen hätten dort keine Chance.« Er klopfte gegen den nächsten Natus-Tank, und der Keimling darin zuckte in einem Reflex zusammen. »Sehen Sie, wir verwenden die unterschiedlichsten Tierspezies, die in ihrer Form über Möglichkeiten verfügen, von denen der Mensch heute noch hofft, sie zu erlangen.«
    Margrove verzog den schmalen Mund. Es wirkte, als hätte sie sich die Lippen entfernen lassen. »Ich wollte nie Flügel haben.«
    Shmiet lächelte sie an. »Das glaube ich Ihnen nicht. Jedes Kind hat mal davon geträumt zu fliegen oder nachts zu sehen oder so schnell zu rennen wie ein Gepard.« Er legte eine Hand gegen die Glasröhre. »Diese Wesen kombinieren den menschlichen Verstand mit ihren angeborenen Eigenschaften und erreichen hin und wieder IQs, auf die jeder Wissenschaftler neidisch wird.«

    »Sie halten gerade ein Plädoyer dafür, Beta-Humanoide in die Freiheit zu entlassen oder mit allen Rechten in die Konzerne aufzunehmen. Wo sie uns doch sogar mental überlegen sind, wie Sie sagten. Welche Forschungsergebnisse würden sie wohl erzielen? Und würden Sie den perfekten Menschen in Natus-Tanks erschaffen, um ihn auf fremde Welten zu schicken?« Margrove grinste fies und sah Fred an. »Schreib das auf! Das finde ich gut.«
    Shmiet suchte nach einem Ansatzpunkt, um dagegen argumentieren zu können, und verlor zwei, drei wertvolle Sekunden. Er wollte den Test aber unbedingt bestehen und rettete sich in ein: »Äh, das kann man so nicht sagen …«
    »Ich lasse mich nicht mit Leuten wie Ihnen auf eine Grundsatzdiskussion ein.« Margroves Blick schweifte über die verwunderten, irritierten Gesichter der Gruppe, Fred schwenkte das Pad und filmte, was ihm sichtlichen Spaß zu bereiten schien – plötzlich wurde einem was geboten. »Ich glaube, diese Wesen in den Glasbehältern haben ein Recht auf ein freies Leben oder sollten besser sterben, bevor sie für die gierigen Interessen einer Ausbeuterfirma wie SternenReich auf irgendeinem Planeten elend zugrunde gehen müssen.«
    Allmählich wurde Shmiet stutzig. Zuerst hatte er geglaubt, man hätte eine Schauspielerin engagiert, die eine sehr gute Show ablieferte, doch er bekam Zweifel an dieser Theorie. Der Feuereifer und die Verachtung in ihren Augen wirkten zu echt. Er nahm sein eigenes Pad aus der Kitteltasche und rief die Liste mit den heutigen
Besuchern auf, scrollte zu ihrem Eintrag. Hatte er eine echte Fanatikerin vor sich?
    Die Züge auf der Anzeige stimmten zumindest mit der Person überein: Anice Margrove kam aus den Feedo-Labs, einer Laborkette, die wichtige enzymatische Trockenbestandteile der Nährflüssigkeiten lieferte. Warum sollten die ausgerechnet eine verkappte Beta-Menschenrechtlerin auf Besichtigungstour schicken?
    Das Gemurmel der anderen Wissenschaftler zeigte ihm, dass ihre Gedanken ähnlicher Natur sein mussten.
    »Können Sie mir sagen, wieso Sie mit Ihrer Einstellung bei den Feedo-Labs arbeiten?«, erkundigte er sich. Unauffällig löste er über das Pad den Sicherheitsalarm aus; die Gardeure waren in Kenntnis gesetzt. »Anscheinend halten Sie nichts von dem Tun Ihres Geldgebers.«
    Vier Schwerbewaffnete bewegten sich den Säulenwald hinab und kamen auf sie zu.
    Shmiet atmete erleichtert auf. Lieber war er einmal zu vorsichtig, als dass es zu einer Katastrophe kam. Die Gardeure würden Margrove höflich nach ihrem Ausweis fragen und genauestens überprüfen. Er fand seine Reaktion professionell und achtete darauf, dass er von Fred aufgenommen wurde.
    »Man muss von etwas leben.« Aber auch die ungemütliche Margrove hatte die Männer in den Panzerungen bemerkt, die nur noch wenige Schritte von ihr entfernt waren. Sie bückte sich, zog ihre Schuhe aus und schlug die Absätze gegeneinander. Ein Schuh flog weit nach rechts, der andere nach links. »Bis man etwas gefunden hat, für das sich das Sterben lohnt!«

    »Was tun Sie da?« Shmiet gab den Gardeuren ein Zeichen, sich zu beeilen. Margrove war verrückt – und der Ort war zu sensibel, um

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