Missing in Action
Seite legte.
»Kein Galata Prime«, entfuhr es John, und der Beta schnaufte.
»Aber Vorsicht ist besser als Leichensack.«
John beobachtete, wie seine Leute die Kadaver der Kreaturen aus der Sonne zogen und begannen, sie abseits der Landungsstelle zu vergraben. Das Letzte, was sie wollten, waren Raubtiere, die durch die Leichen angelockt wurden. Ein Exemplar wurde in eine Plastikplane – für John einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände überhaupt – gepackt und in das Shuttle getragen. Aus seiner Physiognomie ließen sich vielleicht Rückschlüsse auf die generelle Art der Xenowesen ziehen.
Eines hatte ihr kurzer, hektischer Angriff jedenfalls erreicht: Um das Shuttle herum war es nun still, und John nahm keine Bewegung mehr wahr. Selbst der Wald schien ruhiger geworden zu sein. Er konnte allerdings nicht sagen, ob er das gut oder schlecht fand.
»Was können Sie mir darüber sagen?«
John blickte auf den Kadaver hinab. Es stank erbärmlich, was ihn wenig überraschte. Das Viech braucht sich wohl nicht mehr darum zu kümmern, wie es riecht. Vielleicht wäre das in seiner Nase auch Rosenduft .
»Es ist tot«, erwiderte Nina Grasse, die mit vor der Brust verschränkten Armen neben John stand. Inzwischen
hatte sie ihr schickes Kostüm gegen einen grauen Kampfoverall getauscht, der eigentlich aus Jamies Fundus stammte. Anders als den meisten Frauen gelang es ihr irgendwie, darin nicht vollkommen asexuell auszusehen, aber den Gedanken, warum das so sein mochte, schob John lieber in den hintersten Winkel seines Hirns.
»Äh, so viel konnte ich mir auch schon zusammenreimen«, sagte er. »Ich meinte eher biologische Funktionen, Aufbau der Organe und so weiter.«
Grasse musterte ihn mit spöttischer Miene. »Hören Sie, Leutnant, ich habe eine Ausbildung zur Feldsanitäterin. Wenn das Ding noch leben würde und Schmerzen hätte, könnte ich ihm eine Spritze dagegen verabreichen. Aber da das Viech nun einmal tot ist, kann ich es höchstens noch aufschneiden und versuchen, aus seinen Eingeweiden das Wetter für morgen vorherzusagen. Mehr aber auch nicht. Ich bin keine Ärztin, und erst recht keine Xeno-Biologin.«
Überrascht sah John sie an. An ihren Augen konnte er erkennen, dass sie zornig war, und das verunsicherte ihn. Also nickte er nur stumm und starrte wieder auf das Wesen hinab. Im Tod sah es nicht weniger grotesk aus als zu Lebzeiten. Dadurch, dass seine langen und biegsamen Extremitäten verdreht dalagen, wurde der Eindruck nicht gerade besser.
»Unter dem Kranz da sind Öffnungen«, erklärte Grasse schließlich doch. Ihre Stimme klang nun wieder völlig neutral. »Vielleicht sind sie für die Atmung bestimmt, zur Nahrungsaufnahme oder zur Kommunikation.
Sichtbare Sinnesorgane sind nicht vorhanden, aber ich frage mich, ob diese Lappen am Kranz vielleicht etwas Derartiges darstellen.«
John musterte die Stellen. »Danke.«
Die Kreatur wirkte nicht gefährlich. Es mangelte ihr an Krallen oder ähnlichen wirkungsvollen Waffen, und John konnte auch keine Zähne oder gar Fänge entdecken.
»Sie sollten mich einem Team zuteilen«, stellte Grasse unvermittelt fest.
John hob abwehrend die Hände und blickte ihr forschend ins Gesicht. Er hoffte, dass seine Antwort sie nicht gleich wieder auf die Palme bringen würde.
»Ich brauche einen Doc. In Sicherheit.«
»Kann schon sein, aber den gibt’s hier nun mal nicht«, erwiderte sie. »Aber was es gibt und was Sie ebenso dringend brauchen, Leutnant, sind Leute, die mit Waffen umgehen können und schon einmal Kampfsituationen erlebt haben. Mehr als die Hälfte der Leute an Bord würde in einer brenzligen Situation eher den eigenen Partner als ein Ziel treffen.«
Obwohl John wusste, dass sie damit nicht unrecht hatte, bemühte er sich, eine optimistische Miene aufzusetzen. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Wir schleifen die Leute schon zurecht.«
»Unsinn.« Unwillig schüttelte Grasse den Kopf. »Dazu haben wir zu wenig Zeit, und es gibt viel zu viel zu lernen.«
Auf ihrer Stirn hatten sich Falten gebildet. Der graue Stoff ihrer Montur klebte wegen der Hitze an einigen
Stellen an ihrem Körper. Vitale Bereiche waren mit dünnen Schichten Panzerung geschützt, die aber flexibel genug war, um die Bewegungen kaum einzuschränken. Jamie präferierte einen schnellen Stil.
»Woher wissen Sie eigentlich so verdammt viel über militärisches Standardvorgehen?«, fragte er, hauptsächlich um das heikle Thema zu wechseln, aber auch, weil ihn
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