Mission Ares
Durikruste zog sich eine Spur von der
Challenger bis zu ihrem Standort. Sie befand sich bereits außerhalb des Staubrings, den die Landerakete des MEM
gezogen hatte. Die Spur sah so aus, als ob ein einzelner Mensch bei Ebbe am Strand entlanggegangen wäre; nur daß sie die einzigen Fußabdrücke auf dem ganzen Planeten waren.
Mein Gott, sagte sie sich, wir sind hier. Wir sind zwar aus den falschen Motiven und mit den falschen Methoden
hergekommen, doch wir sind hier – und nur darauf kommt es an. Und wir haben Boden und Sonnenlicht gefunden, Luft und Wasser.
»Ich bin zu Hause«, sagte sie.
Nachwort
Verlorener Mars
In unserer Welt war Challenger nicht der Name einer Marsfähre, sondern der Raumfähre, die im Januar 1986
explodierte und die siebenköpfige Besatzung in den Tod riß.
Anstatt eine Landung auf dem Mars in Angriff zu nehmen,
markierte dieses Desaster den Tiefpunkt des amerikanischen Raumfahrtprogramms.
Doch es hätte auch ganz anders kommen können.
Nach dem Start von Apollo 11 im Juli 1969 forderte ein
überschwenglicher Vizepräsident Spiro Agnew, ›daß die USA das ebenso klare wie ehrgeizige und optimistische Ziel
formulieren sollten, bis zum Ende des Jahrhunderts ein
bemanntes Raumschiff zum Mars zu schicken‹. Und die NASA sah sich durchaus in der Lage, dieses Ziel zu erreichen.
Wenn Amerika jemals bereit war, den Plan eines Flugs zum Mars zu verwirklichen, dann im Jahr 1969.
Doch was ging schief im Jahr 1969? Weshalb hat Präsident Nixon sich gegen die Mars-Option entschieden?
Und wie hätten Dinge sich in einem alternativen Universum entwickelt, in dem Natalie York auf dem Mars gelandet ist?
Im Februar 1969, ein paar Monate vor der ersten Apollo-Mondlandung, richtete die neu gewählte Regierung Nixon eine
›Arbeitsgruppe Weltraum‹ unter dem Vorsitz von
Vizepräsident Agnew ein, um Ziele für die Zeit nach Apollo zu formulieren. Die Arbeitsgruppe sollte dem Präsidenten im September berichten. (Präsident Nixons Memorandum hatte
Ähnlichkeit mit dem im Roman reproduzierten Dokument –
jedoch ohne den handschriftlichen Zusatz…)
Die Planung für die Raumfahrt nach Apollo trat in diesen Monaten in die entscheidende Phase. Und in dieser Phase
verlor die NASA den Kampf um den Mars.
Für die Raumfahrt-Befürworter des Jahres 1969 legte die
technische Logik es nahe, auf der Grundlage der Leistungen von Apollo Zug um Zug die Kolonisierung des Sonnensystems zu betreiben, Missionen zum Mars eingeschlossen. Doch die politische Logik war eine andere.
Die Apollo-Ära – in der die Anstrengungen einer halben
Million Amerikaner in die Raumfahrt geflossen waren –, war aus einer Reihe besonderer Umstände geboren worden, die 1969 nicht mehr vorlagen. Schon eine Woche nach Juri
Gagarins erstem Flug ins All sandte Präsident Kennedy ein Memorandum an Vizepräsident Johnson, in dem er um
Optionen bat: ›Haben wir die Chance, die Sowjets zu schlagen, indem wir ein Weltraumlabor einrichten, den Mond umkreisen, eine Rakete zum Mond schicken oder eine bemannte Rakete zum Mond schicken. Gibt es irgendein anderes
Weltraumprogramm, das spektakuläre Ergebnisse verspricht, die uns den Sieg bringen…?‹
Obwohl die NASA zu diesem Zeitpunkt schon einen Zeitplan für ein Mondprogramm erstellt hatte, gab es keinen Grund, unbedingt das Mondziel zu favorisieren. Vielmehr tadelte Kennedy hinter den Kulissen seine technischen Berater, weil sie keine Empfehlungen für substantiellere, für die Erde relevante Projekte wie Meerwasserentsalzungsanlagen vorlegten.
Als Kennedy nun im Jahre 1961 die berühmte Erklärung
abgab, binnen eines Jahrzehnts einen Menschen zum Mond zu schicken, war das neue Programm keineswegs ein Grundstein für die methodische Erforschung des Weltraums. Kennedy
reagierte damit nur auf den sowjetischen Vorsprung in der Raumfahrt und auf das Desaster in der Schweinebucht, das zu einem Ansehensverlust der Regierung geführt hatte.
Somit existierte 1969 also keine innere Logik, die in gerader Linie von Apollo zum Mars geführt hätte. Dieser Sachverhalt wurde seinerzeit offensichtlich von vielen Angehörigen der NASA übersehen. In technischer Hinsicht war Apollo Selbstzweck – ein System, das dafür ausgelegt war, zwei Menschen zum Mond zu befördern, und genau das leistete es auch; die politischen Ziele waren genauso klar definiert – die Sowjets im Weltraum zu überholen – und wurden ebenfalls erreicht. Nachdem Apollo seinen Zweck erfüllt hatte, lagen keine
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