Mission Ares
eines ›völlig neuen Typs eines Weltraum-Transportsystems fortzufahren, das dazu dienen soll, das unbekannte Weltall der siebziger Jahre in vertrautes Terrain zu verwandeln, das in den achtziger und neunziger Jahren für die Erschließung durch die Menschheit bereit ist…‹
So endete der mühsame Prozeß der Entscheidungsfindung für die Zeit nach Apollo. Im Januar 1972 initiierte Nixon das Space Shuttle-Projekt anstelle des Mars-Programms.
Der Mars war verloren. Doch auch die Raumfähre hatte auf der Kippe gestanden – der traurige Rest der großen Vision der
›Arbeitsgruppe Weltraum‹ –, und mit ihr das bemannte
Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten.
Dadurch, daß in Mission Ares Präsident Kennedy das Attentat des Jahres 1963 überlebte, hat die Geschichte einen Weg
beschritten, der von unserer Trajektorie abwich: langsam zwar, aber doch weit genug, daß am Ende das amerikanische
Raumfahrtprogramm auf den Mars zielte. Die Stationen der Entscheidungsfindung, die in Mission Ares nachgezeichnet werden, weisen enge Parallelen zu den Ereignissen in unserer Welt auf. Es hätte – mit einer kleinen Ausnahme – so ablaufen können.
Doch selbst wenn man sich 1969 für den Mars entschieden
hätte, wäre es unbedingt erforderlich gewesen, eine politische Koalition für das Mars-Programm zu schmieden, die dann über Jahre oder Jahrzehnte hätte aufrechterhalten werden müssen – eine Periode, in der ständig das Damokles-Schwert der
Etatkürzungen über der NASA geschwebt hätte. Um den Mars zu erreichen, hätte es für die NASA eines Fred Michaels’
bedurft: eines zweiten Webbs – keines zweiten Paines.
Zumal ein Mars-Programm im Stil von Apollo in vielerlei
Hinsicht Segen und Fluch zugleich gewesen wäre.
Wie Nixon schon gesagt hatte: falls das Mars-Programm
realisiert worden wäre, hätte die NASA sich weiterhin als
›heroische‹ Behörde profilieren können, anstatt die
organisatorische Reife zu erlangen, die der jetzige NASA-Direktor Dan Goldin noch immer anstrebt. In
wissenschaftlicher Hinsicht hat Apollo in den sechziger Jahren andere Weltraumprogramme dominiert – oft zu deren Nachteil.
Die Programme ›Lunar Orbiter‹ und ›Surveyor‹ wurden zu
Kartographen für Apollo degradiert. Falls das Mars-Programm doch aufgelegt worden wäre, hätte Viking vielleicht ein
ähnliches Schicksal erlitten, und die Finanzierung von
Programmen, die nicht im Zusammenhang mit dem Mars-Projekt standen – wie die unbemannte Erforschung der äußeren Planeten –, wäre erst recht gefährdet gewesen.
Andererseits wurden durch die Aufgabe des Mars-Projekts
und anderer großer Pläne der NASA keine Mittel für andere Projekte frei; das Geld wurde schlicht und einfach nicht bereitgestellt. Wenn ein Mars-Programm durchgeführt worden wäre, hätte es gewiß viele positive Nebeneffekte gehabt: so hätten die USA zum Beispiel Erfahrung in der orbitalen Montage und bei Langfrist-Missionen gesammelt.
Nicht zuletzt bedauern wir, daß wir das Schauspiel verpaßt haben, das Natalie York uns geboten hätte, wenn sie 1986 in Mangala Vallis auf dem Mars spazierengegangen wäre.
Stephen Baxter
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