Mission Ares
Schluß:
›Wir brauchen einen neuen Direktor, der dem Größenwahn der NASA Einhalt gebietet… jemanden, der mit uns anstatt gegen uns arbeitet und… das Programm so gestaltet, daß es dem
Präsidenten zum Vorteil und nicht zum Nachteil gereicht.‹
Im März 1970 genehmigte Nixon offiziell die dritte und
kostengünstigste Option der ›Arbeitsgruppe Weltraum‹. Er formulierte es vorsichtig: ›Wo die ganze Zukunft und das ganze Universum noch vor uns liegen… sollten wir nicht
zuviel auf einmal verlangen. Bei der Erschließung des
Weltraums müssen wir kühn, aber auch überlegt handeln.‹
Nixon gab sechs spezifische Ziele vor: die verbleibenden Apollo-Missionen, Skylab, eine stärkere internationale
Zusammenarbeit in der Raumfahrt (insbesondere ASTP), die Reduzierung der Kosten von Weltraumoperationen (Space
Shuttle-Studien), die beschleunigte praktische Anwendung der Weltraum-Technik sowie unbemannte planetare Erforschung.
Nixon erwähnte dabei ein großes, aber langfristiges Ziel, das wir im Auge behalten sollten… um schließlich Menschen zum Planeten Mars zu schicken (Hervorhebung von mir). Nixon distanzierte die NASA in organisatorischer Hinsicht von der Apollo-Vergangenheit: ›Wir müssen die Weltraum-Aktivitäten als Teil eines kontinuierlichen Prozesses begreifen… und nicht als eine Abfolge einzelner Sprünge, von denen ein jeder eine massive Konzentration an Energie und Willen erfordert und der in kürzester Zeit erfolgen muß.‹
In diesem Stadium hatte die NASA den Kampf um den Mars
bereits verloren, und Nixon hatte sich (zunächst einmal) für das Space Shuttle entschieden. In dieser ebenso kurzen wie
wichtigen Rede faßte Nixon praktisch die amerikanische
Weltraum-Politik für die siebziger Jahre zusammen.
In der Zeitlinie von Mission Ares nimmt Nixon diesen Erlaß noch vor der Veröffentlichung zurück; an dieser Wegscheide nimmt die Geschichte dann einen ganz anderen Verlauf.
Auch nach Nixons Erwiderung auf den Bericht der
›Arbeitsgruppe Weltraum‹ war die Zukunft der bemannten
Raumfahrt der USA noch lange nicht gesichert. Um Rücklagen für zukünftige Programme zu bilden, strich Paine am 2.
September 1970 zwei weitere Apollo-Missionen. Doch Paine war bei der Regierung Nixon in Ungnade gefallen und trat am 15. September zurück.
Kritiker im Kongreß indes forderten weitere Kürzungen des NASA-Etats. Das bekannte Konzept der teilweise
wiederverwendbaren Raumfähre wurde aus der Notwendigkeit geboren, die Entwicklungskosten zu halbieren. Doch nicht einmal das stellte die Kritiker zufrieden. Im November 1971
übersandte der neue NASA-Direktor James Fletcher dem
Präsidenten ein geharnischtes Memorandum, in dem er ihn
darauf hinwies, daß die USA es sich nicht leisten könnten, ganz auf die bemannte Raumfahrt zu verzichten, daß die Raumfähre das einzige sinnvolle Programm sei, das mit dem bescheidenen Etat verwirklicht werden könne und daß die Luft-und Raumfahrtindustrie schwer darunter leiden würde, wenn die Raumfähre nicht startete.
Doch wußte Fletcher zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß die NASA mit Caspar Weinberger einen mächtigen Verbündeten
innerhalb der Regierung gefunden hatte. Weinberger hatte in seiner Eigenschaft als Stellvertretender
Leiter des
Verwaltungs-und Haushaltsausschusses Nixon am 12. August 1971 einen Brief geschrieben, in dem er sich für die Raumfähre (nicht für ein Mars-Programm!) aussprach. Der NASA-Etat war nach wie vor von Kürzungen bedroht, und nur aus dem Grund, weil es dort etwas zu kürzen gab, sagte Weinberger.
Weitere Einschnitte im NASA-Etat würden nur bestätigen, daß unsere besten Jahre vorbei seien, daß wir den Rückzug
antreten, die Verteidigungsanstrengungen reduzieren und uns freiwillig des Status als Supermacht und Nummer Eins in der Welt begeben. Nixon fügte in einem handschriftlichen Zusatz auf dem Memo hinzu, ›Ich stimme Cap zu.‹
Im Dezember erfuhr Fletcher, daß Nixon grundsätzlich bereit war, die Raumfähre weiterhin zu unterstützen. Die für diese Entscheidung ausschlaggebenden Faktoren waren Weinbergers und Fletchers Memos, der Umstand, daß ohnehin schon so viele HighTech-Programme gestrichen worden waren und – in Anbetracht der Entscheidung, das Hyperschall-Transport-Projekt (SST) zu streichen –, der Wunsch, ein neues
Raumfahrtprogramm aufzulegen, um im Wahljahr 1972 die
Arbeitslosigkeit im Zaum zu halten.
Am 5. Januar 1972 verkündete Nixon die Entscheidung, mit der Entwicklung
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