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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zur Seite blickte, wirkte die im
    Kernschatten liegende Oberfläche aschgrau, als ob er durch einen Polarisationsfilter schaute.
    Nicht einmal die Lichtverhältnisse hatten Ähnlichkeit mit denen auf der Erde.
    Draußen hüpfte Armstrong wie ein Ballon über die an einen Strand erinnernde Mondoberfläche. Der weiße Anzug glänzte im Sonnenlicht. Er war der hellste Gegenstand auf der
    Oberfläche des Monds, doch die Waden und die blauen
    Überschuhe waren schon mit dunkelgrauem Staub bedeckt.
    Muldoon sah Armstrongs Gesicht nicht. Es war hinter dem
    goldfarben verspiegelten Helmvisier verborgen.
    Er sah auf die Uhr. Der Kommandant war vor vierzehn
    Minuten nach draußen gegangen.
    »Neil, soll ich rauskommen?«
    »Ja«, rief Armstrong. »Eine Sekunde. Ich will erst noch das LEC zu dir rüberschicken.«
    Armstrong stapfte um die Mondfähre herum und schob das
    LEC zur Seite, die flaschenzugbetätigte Fördereinrichtung, mit deren Hilfe Muldoon Ausrüstung zu seinem Kommandanten
    auf die Oberfläche hinuntergeschickt hatte.
    Muldoon drehte sich in der luftleeren Kabine und kniete sich hin. Dann kroch er rückwärts durch die kleine Luke der
    Mondfähre und über die ›Veranda‹, die Plattform, die zur Leiter führte, welche am vorderen Landebein der Mondfähre angebracht war. Der Druckanzug schien sich jeder Bewegung zu widersetzen, als ob Muldoon in einem Paßform-Ballon steckte; nur mit Mühe gelang es ihm, sich mit den
    Handschuhen am Geländer der ›Veranda‹ festzuhalten.
    Armstrong lotste ihn hinaus. »Nun weißt du auch, welche
    Schwierigkeiten ich hatte. Ich versuche, dein PLSS von hier unten im Auge zu behalten. Es sieht so aus, als ob du gut vom Modul wegkommst. Die Schuhe ragen schon über die Kante…
    gut, laß dich fallen. Alles klar. Du hast ungefähr einen Zoll Luft über dem PLSS.«
    Als Muldoon auf die oberste Sprosse der Leiter trat, hielt er sich am Geländer fest und richtete sich auf. Er sah die kleine Fernsehkamera, die Armstrong an der Außenwand der
    Mondfähre montiert hatte, um seinen Ausstieg zu filmen. Die Kamera hatte ihn im Visier. »Ich gehe noch einmal zurück«, sagte er. »Muß nachsehen, ob ich den Zündschlüssel
    abgezogen und die Handbremse angezogen habe…«
    »Gute Idee.«
    »Wir müßten meilenweit gehen, um hier einen Mietwagen zu bekommen.«
    Er schwebte etwa drei Meter über der Mondoberfläche. Die Aufstiegsrampe zur Mondfähre befand sich direkt vor ihm, die spinnenartige Abstiegsrampe unter ihm. »Gut, ich stehe nun auf der obersten Sprosse und überblicke die Teller der Landebeine. Ich hüpfe einfach die Sprossen hinunter.«
    »Ja«, sagte Armstrong. »Das ist ganz einfach, und das Gehen fällt einem auch sehr leicht. Joe, du hast noch drei Sprossen unter dir. Dann kommt ein breiter Zwischenraum.«
    »Ich halte mich mit einer Hand fest und stelle beide Füße auf die vierte Sprosse von oben…«
    Es war ein Routinevorgang, wie eine Simulation in der Peter-Pan-Anlage im MSC. Erfreut meldete er Houston den
    erfolgreichen Abstieg.
    Doch als er erst einmal auf dem Landeteller der Eagle stand, verschlug es ihm die Sprache.

Ein Morgen auf dem Mond
    Muldoon hielt sich an der Leiter fest und drehte sich langsam.
    Der Anzug hüllte ihn wie eine warme, behagliche Blase ein; er hörte das Summen der Pumpen und Lüfter im PLSS – dem Lebenserhaltungssystem, das er als Tornister auf dem Rücken trug – und spürte die leichte Sauerstoffbrise im Gesicht.
    Die Mondfähre stand auf einer weiten Ebene, die mit Kratern übersät war, deren Durchmesser zwischen ein paar Zentimetern und ein paar Metern variierte. Das Licht der tiefstehenden Sonne warf lange Schatten. Die Flanken der zahlreichen Felsen waren von Meteoriteneinschlägen punktiert.
    Die Oberfläche war mit Gestein und Felsbrocken übersät und wies Steilwände auf, die vielleicht sechs Meter in die Höhe ragten – wobei es jedoch schwierig war, die Entfernung zu bestimmen, weil es weder Pflanzen noch Gebäude oder Menschen gab, die Muldoon als Maßstab gedient hätten: das Terrain war noch öder als eine irdische Wüste. Wegen der fehlenden Atmosphäre waren die Felsen am Horizont genauso scharf konturiert wie die zu seinen Füßen.
    Muldoon war überwältigt. Weder die Simulationen noch die Erdumkreisung während der Gemini-Mission hatten ihn auf die Fremdartigkeit dieses Orts vorbereitet, die kristallklare Sicht und den schroffen Kontrast zwischen der Schwärze des Himmels und der geröll-und kraterübersäten

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