Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
und überflog den Abschnitt über die Bretagne, die große Landspitze, die in den Atlantik hinausragt und über deren Felsküste die Brecher hereinschlagen. In gewisser Weise war sie Maine in vielem ähnlich.
Mack las über die großen Werften im Marinehafen Brest, in denen Foche vielleicht eine Wahlkampfveranstaltung abhalten würde. Daraufhin las er über die südliche Atlantikküste und über Saint-Nazaire, ein weiteres Zentrum der französischen Schiffbauindustrie. Irgendwo hatte er gelesen, dass Foche an einer der Werften dort beteiligt war.
Der Lonely Planet teilte ihm mit, dass die Queen Mary II , das riesige britische Kreuzfahrtschiff, hier gebaut worden war und auch Airbus eine Fabrik unterhielt. Klingt doch ganz danach, als wäre das was für Foche, murmelte er.
Die oberflächliche Beschäftigung mit den industriellen und militärischen Zentren an der französischen Küste war der leichteste Teil seiner Erkundigungen. Was ihn am meisten interessierte, war die Südküste des Golfs von Saint-Malo, das Paradies der Jachtensegler, das sich von Saint-Malo mit seiner Hafenmauer aus dem 12. Jahrhundert über das von Picasso geliebte Dinard und Cap Fréhel bis nach Saint-Brieuc erstreckte.
Das alles lag auf der gegenüberliegenden Seite des Ärmelkanals, gut 200 Kilometer südlich der Stelle in Devonshire, wo Mack im Augenblick saß. Im Lauf des Nachmittags spürte er, der mit dem Meer aufgewachsen war, dass sich das Wetter ändern würde. Die sanfte Brise aus dem Südwesten fühlte sich ein klein wenig kälter an als noch vor wenigen Stunden.
Er sah zum Horizont. Die glasklare Linie, die den gesamten Tag das Meer vom Himmel getrennt hatte, war nun leicht verschwommen, als hätte sie jemand mit einem dicken grauen Pinsel verwischt.
Er sah auf seine Uhr: halb sechs. Er ging zum Parkplatz, wo sein Ford Fiesta stand. Der Parkplatzwächter war wieder da und
klemmte soeben einem Jaguar, der das Parklimit überschritten hatte, einen Strafzettel hinter die Scheibenwischer.
Mit seinem Buch kehrte er zu den Piers zurück und sah sich um. Zwei Trawler wurden aufgetankt, ansonsten war nicht viel los. Die Eagle lag noch immer an ihrem Platz vertäut. An Deck war niemand zu sehen.
Um sechs verließ der Parkplatzwächter mit seiner roten Windjacke das Häuschen und schloss hinter sich die Tür ab. Er ging zur Stadt hinauf. Sofort machte sich Mack wieder an seinem Fiesta zu schaffen, streifte die neu erworbenen Handschuhe über und rieb die Reinigungsflüssigkeit vom Fahrersitz. Anschließend nahm er sich die Fahrertür vor, verrieb alles kräftig und entfernte alle Spuren. Das Gleiche machte er an der hinteren Tür und am Rückspiegel der Fahrerseite. Die Türen an der Beifahrerseite und den dort angebrachten Außenspiegel hatte er nie angefasst.
Schließlich öffnete er – immer noch mit den Lederhandschuhen – mithilfe seines Schlüssels den Kofferraum und legte den französischen Reiseführer in die Tasche, nahm die neuen Turnschuhe und den marineblauen Sweater heraus und packte dafür seine schwarzen Halbschuhe und die Tweedjacke hinein und zog den Reißverschluss wieder zu. Er schlüpfte in die Turnschuhe, schloss mit dem Ellbogen den Kofferraumdeckel, spritzte Reinigungsflüssigkeit auf das Schloss und polierte sie weiträumig ein. Der Wagen war sauber.
Die Reinigungsflüssigkeit und die noch übrigen Staubtücher warf er in einen Mülleimer. Jetzt war er bereit für das Abendessen. Er ging in ein neues Pub in der Straße hinter der Hafenpromenade und bestellte Fish and Chips und ein großes Glas Mineralwasser.
Er hätte gern im französischen Reiseführer geblättert, wollte aber nicht, dass die Einheimischen mitbekamen, dass er eine Reise nach Frankreich plante. Wenn er hier verschwand, sollte
sein Reiseziel möglichst unbekannt bleiben. Obwohl es natürlich nur eine Frage der Zeit war, bis alles aufgedeckt werden würde.
Der Fisch war ein perfekt frittierter Kabeljau, den er auf Anraten des Wirts mit Salz und Essig versetzte, so wie es die Engländer gern tun. Professor Henry Higgins wäre über Macks fremdartigen Akzent mehr als erstaunt gewesen, und der Wirt, ein pensionierter Fischer, fragte sich zweifellos, ob der komische Kerl jemals in seinem Leben frittierten Fisch gegessen hatte.
So gut der Kabeljau war – die Pommes waren Macks Sache nicht; sie waren zu groß, zu dick, zu fettig, damit wollte er seinen Organismus nicht belasten. Nicht heute Nacht, wenn er höchst konzentriert sein musste.
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