Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
diesem Fall gegen den Angeklagten vorgebracht wird. Von denen bekommen wir höchstens zu hören: ›Ja, ja, der hat mal im SAS gedient, der weiß, wie man so was macht‹, aber sie würden den Teufel tun, um uns zu helfen, dass wir ihn finden.«
Je mehr Savary von Paul Ravel hörte, umso besser gefiel er ihm. »Genau das denke ich mir auch«, sagte er. »Konzentrieren wir uns darauf, den gottverdammten Wagen zu finden. Hoffentlich sitzt der Dreckskerl noch drin.«
»Das bezweifle ich, Monsieur. Aber wenn wir ihn finden, ist das für uns der größte Durchbruch bislang. Ich melde mich dann wieder bei Ihnen.«
Pierre Savary gefiel das »wenn« statt eines »falls«. Es gefiel ihm sehr gut. Mit seiner Selbstzufriedenheit war es allerdings schnell vorbei, als das Telefon sofort nach dem Auflegen erneut klingelte. Es war, dachte er sich, ein wütendes Klingeln.
Henri Foche war alles andere als erfreut. »Haben Sie schon diesen Peugeot gefunden?«, fragte er. »Wenn nicht, muss ich mir nämlich die Frage stellen, warum nicht.«
»Wir haben ihn vor allem deshalb noch nicht gefunden, weil keiner der 100 Polizisten, die ich für diesen Fall abgestellt habe, ihn bislang gesehen hat. Wäre das der Fall gewesen, hätten wir diesen Gunther wahrscheinlich schon hinter Schloss und Riegel.«
»Ich weiß nur, dass er auf einem 20 Meter langen, roten Fischerboot in der Falle sitzt, und plötzlich verschwindet er mitsamt seinem Boot. Und dann können wir seinen Wagen nicht finden, obwohl wir eine der größten und modernsten Polizeiorganisationen Europas haben.«
»Na, Hans Blix hat Saddams Atombombe auch nicht gefunden – und hat ihm das jemand vorgeworfen?«
Henri Foche lächelte. Er und Pierre Savary kannten sich schon lange. Wenn also, davon war er überzeugt, die bretonischen Jungs den Wagen nicht finden konnten, dann musste er verdammt gut versteckt sein.
»Sie verstehen, ich werde wegen dieser Sache langsam nervös«, sagte Foche. »Ich meine, schließlich will er ja anscheinend mich umbringen. Und wenn er nicht völlig blind ist, muss er wissen, dass ich morgen Nachmittag in Saint-Nazaire eine Rede halten werde.«
»Er weiß es bestimmt, Henri«, erwiderte der Polizeichef. »Und ich fürchte, ich habe noch schlimmere Neuigkeiten für Sie – dieser Gunther Marc Roche ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein ehemaliges Mitglied von Spezialkräften, entweder der Navy-SEALs, des britischen SAS oder unserer Marinefallschirmjäger. Wir haben uns mit Spezialisten aus Paris kurzgeschlossen. Sie sind davon überzeugt, dass Marcel und Raymond von einem solchen Mann getötet wurden. Ein Zivilist wäre zu solchen Morden nicht in der Lage.«
»Na, dann bin ich schon so gut wie tot. Vielleicht können Sie mir ja sagen, ob irgendjemand vorhat, irgendetwas dagegen zu unternehmen?«
»Wir tun, was wir können, Henri, das wissen Sie. Und wir haben Fortschritte erzielt. Wir wissen, wie der Typ heißt, wir haben seine Adresse; wir haben eine Beschreibung. Sein Autokennzeichen.«
»Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, dass sich das mit jeder Minute ändern kann – sein Name, seine Adresse, die Beschreibung, das Autokennzeichen. Wir haben also so gut wie nichts. Haben die Schweizer schon die Adresse überprüft?«
»Noch nicht. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Noch während dieses Gesprächs herrschte in der Rue de Bâle in Genf das reinste Chaos. Vor allem vor der Hausnummer 18. Die Polizei hatte beschlossen, die verkehrsreiche Straße westlich des Zentrums der größten Schweizer Stadt vollkommen abzuriegeln. An beiden Enden waren Streifenwagen postiert, dahinter Krankenwagen, falls es zum Einsatz von Gewalt kommen sollte. Keiner wusste, ob Gunther Marc Roche ein bis an die Zähne bewaffnetes Mitglied einer internationalen Gruppe von Attentätern war.
Als die Polizei zuschlug, tat sie es mit aller gebotenen Härte. Insgesamt 15 Polizisten stürmten mit gezückten Maschinenpistolen durch den Vordereingang in das Gebäude. Was bei den drei älteren Damen, die in der dort untergebrachten Filiale der Genfer Kreditanstalt soeben ihre Rente abheben wollten, doch für einiges Entsetzen sorgte.
Der Eingang zur Straße hin wirkte sehr bescheiden und unauffällig, und keiner hatte die Zeit gehabt oder sich die Mühe gemacht, zu überprüfen, was eigentlich dahinter lag. Die Schweizer Polizisten steckten verlegen ihre Waffen weg und entschuldigten sich vielmals für die Belästigung. Sie sprachen mit dem Filialleiter, der
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