Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
eines solchen Mannes zu zerstören, vor allem dann, wenn seine Straftaten – falls sie sich denn als solche erweisen werden – ganz offensichtlich in der Hitze des Gefechts begangen wurden. Die juristische Tradition
der US Navy verlangt allerdings ein solches Handeln, das unumgänglich ist, wenn man die Wahrheit herausfinden will. So war es immer. Gentlemen, die Vereinigten Staaten von Amerika werden von einem befreundeten Staat beschuldigt, dessen Bürger ermordet zu haben, Bürger, die laut Aussage der Umstehenden nicht bewaffnet gewesen waren und sich ergeben wollten. Diese grundlegenden Tatsachen sind nicht zu bestreiten. Niemand bestreitet, dass die Iraker die Hände erhoben hatten, niemand bestreitet, dass Lieutenant Commander Bedford auf sie zugerannt ist und jeden Einzelnen der zwölf erschossen hat. Wir haben bereits gehört, dass die Opfer möglicherweise bewaffnet, möglicherweise unbewaffnet waren. Die irakische Regierung allerdings sagt, sie seien unbewaffnet gewesen. Jeder Fernsehbericht im Nahen Osten sagt, sie seien unbewaffnet gewesen. Jeder Zeitungsartikel im Nahen Osten und auch viele in unserem Land erklären, sie seien tatsächlich unbewaffnet gewesen. Es ist die Pflicht jedes westlichen Staates, diese Vorwürfe gründlich zu untersuchen und, falls sie sich als zutreffend herausstellen, den Verantwortlichen entsprechend zu bestrafen.
Es ist meine traurige Aufgabe, vor Sie zu treten und diese Anschuldigungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Daher rufe ich den Hauptzeugen der Anklage, Lieutenant Barry Mason vom Foxtrot Platoon des SEAL-Teams auf, seine Aussage abzugeben.«
Lieutenant Mason in seiner makellosen Uniform schwor, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen. Er nannte seinen Namen, seinen Dienstgrad und sein Geburtsdatum; stand in Habachtstellung und antwortete knapp und klar auf Harrison Parrs Fragen.
Sie waren am 29. Mai diesen Jahres bei einem Einsatz am Westufer des Euphrat?
»Jawohl, Sir.«
Dort standen Sie unter dem Befehl von Lieutenant Commander Mack Bedford?
»Zunächst nicht. Ich kam mit dem ersten Konvoi zu einem Rettungseinsatz unter dem Befehl von Lieutenant Harcourt. Aber wir wurden von einer Panzerabwehrrakete getroffen, und alle im Führungspanzer wurden getötet.«
Lieutenant Harcourt?
»Ist tot, Sir. Ich habe ihn zu retten versucht, er konnte seinen Panzer nämlich noch verlassen, verbrannte dann aber bei lebendigem Leib. Ich hatte Glück.«
Und was geschah dann?
»Wir versuchten das Feuer zu löschen und riefen über Funk Hilfe. Lieutenant Commander Bedfords Konvoi erreichte uns etwa 40 Minuten später. Wir unterstanden dann seinem Befehl.«
Und dann?
»Zwei weitere Panzer wurden getroffen, Sir, von Raketen der gleichen Bauart. Sie wurden von der anderen Flussseite aus abgefeuert, vom Stadtrand.«
Woher wissen Sie, dass sie von der anderen Flussseite aus abgefeuert wurden?
»Ich habe die letzten beiden im Anflug gesehen, Sir. Wir hatten nicht die geringste Chance.«
Würden Sie sagen, Lieutenant Commander Bedford war deswegen aufgebracht?
»Er war sehr, sehr wütend, Sir. Einige seiner besten Freunde sind verbrannt, und keiner konnte etwas tun, um sie zu retten. Die Hitze war so stark, dass die Panzerrümpfe schmolzen. Unser anderer Lieutenant hat geweint.«
Haben Sie geweint?
»Ja, Sir.«
Haben die anderen SEALs geweint?
»Ja, Sir.«
Und haben Sie sich als SEAL-Offizier nicht dafür geschämt?
»Nein, Sir. Wir haben alle geweint.«
Das dürfte doch kaum die Reaktion sein, die man von ausgebildeten Kampfeinheiten erwarten würde?
»Sie haben es ja nicht erlebt, Sir. Unsere Jungs sind bei lebendigem Leib verbrannt. Wären Sie dabei gewesen, hätten Sie sich diese Bemerkung gespart.«
Wie Sie meinen. Jetzt erzählen Sie aber dem Gericht vielleicht, was als Nächstes geschah.
Lieutenant Mason war jedoch zu aufgewühlt. Dunning schaltete sich sofort ein, um dem jungen Offizier den peinlichen Moment zu ersparen, ordnete eine zehnminütige Unterbrechung an und befahl den Wachen, dem Lieutenant ein Glas Wasser zu bringen.
Als das Gericht erneut zusammentrat, war Lieutenant Mason bereit für die qualvolle Aufgabe, von jenem Tag im Irak und dem Schrecken zu erzählen, der ihn seitdem jede Nacht in seinen Träumen verfolgte.
Als die Iraker auf die Brücke traten, hatten Sie da irgendwelche Zweifel, dass es tatsächlich dieselben Personen waren, die das Feuer auf den US-Panzer eröffnet hatten?
»Keinerlei Zweifel, Sir. Es waren dieselben.
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