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Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Titel: Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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erfreut, dass er Anne glatt vergaß und sie erst entdeckte, als sie hinter ihrem Mann hervortrat. »O mein Gott, Anne«, rief er aus, »entschuldige bitte – ich war von Mack so eingenommen, dass ich das wichtigste Mitglied
der Familie ganz übersehen habe! Wie geht es dem kleinen Tommy?«
    Harry Remson war Anfang sechzig, 1,78 Meter groß, hatte dichtes, vorzeitig ergrautes Haar und ließ sich nie ohne tadellos sitzenden Anzug blicken. Wie Mack Bedford besaß er die rauen Gesichtszüge der Küstenbewohner, die in seinem Fall jedoch durch das Familienvermögen, das sich auf einige zehn Millionen Dollar belief, etwas weicher geworden waren. Sein Vermögen setzte sich vor allem aus dem umfangreichen Grundbesitz am Ostufer der Kennebec-Mündung zusammen. Selbst wenn die Werft in den kommenden Jahren Insolvenz anmelden müsste, würde das Land mit seinem grandiosen Blick auf den Fluss seinen Wert behalten, vor allem, nachdem einige touristische Entwicklungsprogramme im Gespräch waren, die diese wilde und herrliche Küstenlandschaft zu zerstören drohten.
    Anne Bedford begrüßte lächelnd den Freund der Familie. »Guten Morgen, Harry. Es ist schön, dass Mack wieder zu Hause ist. Aber Tommy geht es nicht so gut, es scheint immer schlechter zu werden mit ihm.«
    »Mein Gott, was für Sorgen, Anne«, antwortete der Werftbesitzer. »Hört zu, wenn ich etwas tun kann – passt auf, ich sehe euch beide heute Nachmittag, nicht wahr? Das hoffe ich doch sehr! Dann werden wir Zeit haben, uns zu unterhalten.«
    Seit drei Monaten war dieser Sonntagnachmittag im Kalender aller Einwohner vermerkt. Es war der Nachmittag, an dem Remson auf dem Rasen vor dem größten Haus der Stadt, 400 Meter von der Werft entfernt, sein Sommerfest gab. Die Remsons tischten dabei immer erstklassige Speisen auf, Champagner, frische Meeresfrüchte, und von vier bis acht Uhr spielte eine Jazzband.
    »Wir werden kommen, Harry«, sagte Mack. »Wir freuen uns schon.«
    Mehrere Einheimische warteten mittlerweile darauf, Mack Bedford die Hand zu schütteln und ihn willkommen zu heißen.
Keiner von ihnen wusste genau, wo er gewesen war, aber allen war bekannt, dass Navy-SEALs immer an Orten eingesetzt wurden, wo es besonders gefährlich zuging. Und das bedeutete Afghanistan oder Irak. Kaum ein Tag verging, an dem im Fernsehen oder in den Zeitungen nicht von gefallenen amerikanischen Soldaten berichtet wurde. Mack Bedford aber gehörte zu den Glücklichen; er war wieder zu Hause.
    Auch wenn keiner mit Gewissheit von seinem Abschied aus der Navy wusste, so gab es doch Gerüchte, dass es mit seiner Marine-Karriere vorbei und er nun für immer zurückgekehrt sei. Keiner hatte natürlich auch nur den Hauch einer Ahnung, dass er vor ein Militärgericht gestellt worden war und nicht freiwillig seinen Abschied genommen hatte. Mack und Anne unterhielten sich weitere 20 Minuten mit Bekannten und Freunden unter dem weißen Kirchturm, der sich an die sechs Meter über das Kirchdach erhob und am höchsten Punkt in einem Kreuz auslief.
    Als sie nach Hause kamen, saßen Maureen und Tommy auf der Veranda, wo sie lasen und, in Tommys Fall, nicht einzuschlafen versuchten. Alle halfen bei der Zubereitung des Mittagessens, das lediglich aus Suppe, kaltem Braten und Weißbrot bestand, bevor sie den erschöpften Tommy ins Bett brachten.
    Das Letzte, zu dem Mack oder Anne jetzt wollten, war Remsons Sommerfest. Aber der Besuch war Pflicht. Harry war der wichtigste Mann der Stadt, außerdem war es durchaus möglich, dass Mack wie schon sein Vater und Großvater für seine Firma arbeiten würde. Es würde unweigerlich auffallen, wenn er sich nicht blicken ließ – eine Absage stand außer Frage. Mack und Anne sollten wenn möglich pünktlich um vier Uhr beim weißen, säulenbestandenen Kolonialhaus am Flussufer eintreffen. Da es zu Fuß zu weit war, holte Anne den Wagen aus der Garage, bevor sie sich umzogen.
    Harry legte bei dieser erlesenen Veranstaltung im Hochsommer immer großen Wert auf angemessene Kleidung; Jacketts
waren unabdingbar, auf Krawatten konnte verzichtet werden, Mack jedoch legte immer eine an, allein schon aus Respekt vor dem Mann, der für das Wohlergehen der Stadt Dartford verantwortlich war.
    Kurz nach vier trafen sie ein. 50 bis 100 Gäste hatten sich bereits auf dem Rasen versammelt. Harry Remson und seine Frau schüttelten Hände, gaben Küsschen auf die Wange, unterhielten sich mit Leuten, die sie seit Jahren kannten, als wären deren Familienprobleme

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