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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Krankenhaus von New Iberia, der kleinen Zuckerstadt am Bayou Teche, in der ich aufgewachsen bin. Das Krankenhaus war ein grauer Steinbau, zurückgesetzt vom Bayou und von einer Gruppe spanischer Eichen umstanden; in den Pergolas über den Wegen wuchsen purpurne Glyzinien, und der Rasen war bunt gesprenkelt mit gelbem und rotem Hibiskus und flammenden Azaleen. Wir gingen hinein, und Annie trug das kleine Mädchen nach hinten in die Notaufnahme, während ich am Empfangspult einer schwergebauten Nonne in weißer Tracht gegenübersaß, die das Aufnahmeformular für das Mädchen ausfüllte.
    Das Gesicht der Nonne war groß und rund wie ein Kuchenteller, und ihr Schleier spannte so fest um die Stirn wie das Visier eines mittelalterlichen Ritters.
    »Wie lautet ihr Name?« sagte sie.
    Ich starrte nur zurück.
    »Wissen Sie ihren Namen?«
    »Alafair.«
    »Und der Nachname?«
    »Robicheaux.«
    »Ist sie Ihre Tochter?«
    »Gewiß.«
    »Sie ist wirklich Ihre Tochter?«
    »Natürlich.«
    »Hmm«, sagte sie und füllte das Formular weiter aus. Dann: »Ich will noch mal nach ihr sehen. Wie wär’s, wenn Sie sich in der Zwischenzeit dieses Blatt ansehen und sich vergewissern, daß ich alles richtig aufgeschrieben habe?«
    »Ich vertraue Ihnen, Schwester.«
    »Oh, da wär’ ich nicht so voreilig.«
    Sie ging mit schwerem Schritt den Flur entlang, während die schwarzen Perlen des Rosenkranzes um ihre Hüfte schwangen. Sie hatte die Statur eines Preisboxers, dessen Karriere zu Ende ist. Ein paar Minuten später war sie zurück, und mir wurde immer mulmiger.
    »Also, was für eine interessante Familie Sie doch haben«, sagte sie. »Haben Sie gewußt, daß Ihre Tochter nur Spanisch spricht?«
    »Wir lernen es gerade auf der Berlitz School.«
    »Und dann Sie, was sind Sie doch schlau«, sagte sie. »Wie geht es ihr, Schwester?«
    »Ihr geht’s gut. Ein bißchen verängstigt zwar, aber es sieht so aus, als wär’ sie genau bei der richtigen Familie.« Sie lächelte mich an.
    Im Süden hatten sich die nachmittäglichen Regenwolken zusamengeballt, als wir die Zugbrücke über den Bayou überquerten und auf der East Main Street in das Randgebiet der Stadt fuhren. Gewaltige Eichen wuchsen zu beiden Seiten der Straße; ihre dicken Wurzeln brachen durch das Pflaster der Bürgersteige, ihre ausladenden Äste bildeten darüber einen sonnengesprenkelten Baldachin. Entlang der East Main standen Häuser im Kolonialstil und viktorianische Bauten mit »Witwensteigen«, umlaufenden Veranden im ersten Stock, und hier und da mit schimmernden weißen Türmchen, überwachsen von Jasmin und lila Günselranken. Das kleine Mädchen, das ich spontan nach meiner Mutter Alafair genannt hatte, saß im Pickup zwischen uns. Die Nonnen hatten ihre feuchten Sachen behalten und ihr ein Paar ausgeblichene Kinderjeans und ein übergroßes Softball-Hemd mit dem Aufdruck New Iberia Pelicans  angezogen. Auf ihrem Gesicht zeigte sich Erschöpfung, die Augen waren stumpf und blicklos.
    Wir rumpelten über eine weitere Zugbrücke und hielten vor einem Obststand, den ein Schwarzer unter einer großen Zypresse am Rand des Bayou betrieb. Ich kaufte uns drei heiße boudin, einen Ring große Rotwürste, eingeschlagen in Wachspapier, Eiskugeln in einer Waffeltüte und ein Körbchen mit Erdbeeren, die wir später mit Eiscreme essen wollten. Annie schob Alafair das Eis mit einem Holzlöffelchen in den Mund.
    »Kleine Häppchen für kleine Leute«, sagte sie.
    Alafair öffnete den Mund wie ein Vogel. Sie blinzelte schläfrig unter langen Wimpern.
    »Warum hast du vorhin gelogen?« fragte Annie.
    »Weiß ich selber nicht.«
    »Dave ...«
    »Wahrscheinlich ist sie eine Illegale. Warum also den Nonnen Schwierigkeiten machen?«
    »Was macht das denn aus, ob sie eine Illegale ist oder nicht?«
    »Weißt du, ich traue den Sesselpupern und Bleistiftakrobaten von der Regierung nicht. Deswegen.«
    »Mir ist, als hätte ich gerade die altvertraute Stimme des Polizisten aus New Orleans gehört.«
    »Annie, die Einwanderungsbehörde schickt sie zurück.«
    »Aber das tun sie doch einem Kind nicht an, oder?«
    Darauf wußte ich keine Antwort. Doch mein Vater, der sein Leben lang Fischer, Trapper und Ölarbeiter gewesen war, der weder lesen noch schreiben konnte, Cajun-Französisch sprach und eine Art Englisch, das man kaum als Sprache bezeichnen konnte, verfügte über ein paar Maxime für fast jede Lebenslage. Eine davon ließ sich ungefähr übersetzen mit: »Wenn du Zweifel hast,

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