Misstrauen Sie dem unverwechselbaren Geschmack
von Dr. Satan waren. Aber hielt ich sie für autonom, oder war ich der Meinung, Dr. Satan würde sie steuern? Wahrscheinlich Letzteres, weil in Science-Fiction-Filmen häufig Telepräsenz und Fernsteuerungen zum Einsatz kamen. Schnitt vom bedrohlichen Roboter zum bösen Wissenschaftler in seinem Labor, der den Roboter auf einem Fernsehbildschirm beobachtet. Der Wissenschaftler legt einen riesigen Messerschalter um, und der Roboter gibt sich Mühe, noch bedrohlicher zu wirken.
Ich sah diese Filme in den Fünfzigern, und bald darauf kam der Begriff »elektronisches Gehirn« auf, der wie »Raketenschiff« etwas bezeichnete, das es zwar noch nicht gab, aber bald geben könnte. In Wahrheit existierte es bereits seit dem Zweiten Weltkrieg – die meisten Leute wussten nur noch nichts davon. Und das ist, im Nachhinein betrachtet, das größte Versagen der Nachkriegs-Science-Fiction: Aller Augen ruhten auf dem Raketenschiff, während das elektronische Gehirn kaum Beachtung fand. Und wir alle wissen heute, was von beidem stärkere Auswirkungen hatte.
Ein elektronisches Gehirn. Was würde man damit machen, wenn man eines hätte? Im Jahr 1940 hätte man es wahrscheinlich in irgendeine Maschine gesteckt. Nicht in Dr. Satans recycelte Roboter, eher etwas Praktisches. Zum Beispiel eine Maschine, die in einer Traktorenfabrik in Milwaukee Blattfedern schweißt.
Hier geht es um das, was Science-Fiction-Autoren »die Zeit der Dampfmaschine« nennen. Die Tatsache, dass aufgestauter Dampf Kraft ausüben kann, ist bekannt, seit der erste Topfdeckel beim Kochen der Suppe zu klappern begann. Schon die alten Griechen bauten Spielzeugdampfmaschinen, die kleineBronzekugeln in Bewegung setzten. Die erste Lokomotive entstand jedoch erst, als die Zeit reif dafür war.
1940 hätte man ein elektronisches Gehirn allerdings ganz sicher nicht mit einer Schreibmaschine gekreuzt und mit einem Fernseher verbunden, wie er auf der World’s Fair von 1939 in New York vorgestellt wurde. Damit hätte man nämlich schon fast einen … Aber »die Zeit der Dampfmaschine« war noch nicht gekommen, deshalb war das nicht möglich. Höchstens für einen Mann namens Vannevar Bush, aber zu ihm kommen wir später. Vannevar Bush erfand nahezu im Alleingang das, was wir heute als militärisch-industriellen Komplex bezeichnen. Er tat dies im Auftrag von Franklin Roosevelt, sollte jedoch mit etwas ganz anderem in die Geschichte eingehen.
Ich kann mich nicht entsinnen, dass mir später Roboter noch einmal so viel Angst eingejagt hätten wie die von Dr. Satan. Roboter kamen in der Science Fiction zwar weiterhin vor, sie erschienen mir jedoch weitgehend als neutrales Werkzeug. Ob sie gut waren oder böse, hing davon ab, wer sie steuerte. Isaac Asimov schrieb eine ganze Reihe von Romanen, in denen er eine Ethik für intelligente Roboter entwarf, aber die haben mich nie wirklich angesprochen. In den Sechzigern waren die Blechjungs nicht das, was mich an der Science Fiction interessierte (genauso wenig wie die Raumschiffe). Eher schon hätte mich interessiert, was Asimovs Roboter intelligent machte, aber darüber dachte ich damals noch nicht nach.
Womit wir wieder bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt wären. An der Science Fiction der Sechziger faszinierte mich besonders die Politik der Wahrnehmung, die, im Nachhinein betrachtet, durchaus mit den Vorstellungen vom Cyborg zusammenhing, die damals aufkamen. Das waren Geschichten über intelligente Raketenschiffe, mit denen die Menschen interagierten, oder über Menschen, die von den Umständen gezwungen wurden, das nichtelektronische Gehirn eines Roboterszu bilden. Blicke in die Zukunft, das Ausloten von Grenzen. Und währenddessen hielt in der realen Welt der Cyborg Einzug.
Allerdings sah er dem Hybridgeschöpf aus Mensch und Maschine, wie es in der Science Fiction vorkam, kaum ähnlich. Die Menschen neigen dazu, alles wörtlich zu verstehen – eine Tendenz, die auch vor der Science Fiction nicht Halt macht: Die direkte körperliche Verbindung von Mensch und Maschine – Nahaufnahme von der Anschlussbuchse am Schädel bitte – lässt sich leichter darstellen als die alltägliche und größtenteils unsichtbare Verschränkung.
Während ich 1952 auf meinem Holzfernseher Dr. Satan schaute, war der echte Cyborg, ein kybernetischer Organismus im weitesten Sinne, längst Wirklichkeit geworden. Durch das Fernsehen wurde ich Teil von etwas. So wie wir alle. Und diese Entwicklung hält bis heute an. Die menschliche Spezies
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