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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Sheppard sich vorbeugte und ihm Handgelenk und Arm drückte – vertrauensbildende Maßnahme des ehemaligen Mediziners, der dem Patienten tröstliche Worte und, wichtiger noch, seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte, so als sei Pepins ersticktes Schluchzen nichts weiter als der missglückte Versuch, das Ausmaß und den Ursprung seiner Schmerzen zu beschreiben.
    »Ich kann es nicht leiden, wenn er einen auf guter Cop macht«, sagte Hastroll. Er saß so dicht vor der Scheibe, dass sein Atem das Glas beschlagen ließ.
    Detective Sheppard tat das alles nur, um den Verdächtigen zu beruhigen. Er hoffte, Pepin vorübergehend von seinem Kummer ablenken und sich in aller Ruhe mit ihm unterhalten zu können. Letztendlich gelang es Sheppard aber nicht einmal, sich selbst vom Opfer abzulenken; er konnte einfach nicht vergessen, wie er die Küche betreten und Alice Pepin entdeckt hatte, fünfunddreißig Jahre alt, weiblich, weiß, sechzig Kilo schwer, eine geradezu atemberaubend schöne Frau mit langem, seidigem, kastanienbraunem Haar und haselnussbraunen Augen, deren Lider zu schließen man vergessen hatte. Das arme Ding war mausetot. Sie lag neben dem Küchentisch, sie war samt Stuhl rückwärts umgekippt, Tellerscherben und Erdnüsse um den Kopf verstreut, die Finger in den Hals gekrallt, als wollte sie sich selbst erwürgen. Ihre Haut hatte sich verfärbt und schimmerte so violett wie eine Gewitterwolke oder eine frische Prellung. Ihre Lippen waren rot wie Gedärm und aufgedunsen wie zwei Nacktschnecken. In den Mundwinkeln und an den Zähnen klebten Nusskrümel und Blut.
    Sheppard hatte sich dem Rechtsmediziner genähert. »Harry, was haben wir hier?«
    »Offenbar ist der Tod aufgrund eines anaphylaktischen Schocks eingetreten.«
    Sheppard wandte sich wieder der Toten zu. Dort, wo sie ihren Hals umklammert hielt, hatten die Fingernägel ihre Haut eingerissen. »Was war das Allergen?«
    Harry, der sich Notizen auf seinem Schreibblock machte, hielt inne, warf Sheppard einen Blick über die Zweistärkenbrille zu und zeigte mit dem Stift zum Küchentisch, auf dem eine geöffnete Dose Erdnüsse der Marke Planters stand. »Ihre Speiseröhre ist zugeschwollen.«
    Sheppard trat an den Tisch. Auf dem Etikett der Dose war ein lächelnder Mr. Peanut mit Zylinder abgebildet. Sein Monokel war so undurchsichtig wie Hastrolls Brille, wenn das Licht sich darin spiegelte. Die Erdnuss trug den schwarzen Gehstock salopp über die Schulter gelegt und tippte sich zum Gruß an die Zylinderkrempe, den kleinen Finger abgespreizt. Mr. Peanut sagte Hallo.
    Im Wohnzimmer auf dem Sofa saß der Ehemann, David Pepin, die Hände vors Gesicht geschlagen. Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand steckten in einem Mullverband. Er war ebenso stämmig wie Hastroll und hatte schwarzes, dichtes Haar. Sheppard befragte ihn minutenlang, telefonierte kurz und wandte sich dann an Hastroll, der ebenfalls anwesend war.
    »Der Ehemann behauptet, er sei nach Hause gekommen«, sagte Sheppard, »und habe seine Frau vor einem Teller mit Erdnüssen am Küchentisch sitzen sehen.«
    »Und?«, fragte Hastroll.
    »Sie hat sie gegessen.«
    Hastroll grunzte.
    »Er sagt, sie hätten sich gestritten«, sagte Sheppard.
    »Wusste sie, dass die Nüsse sie umbringen würden?«
    »Er sagt, sie habe über die Allergie Bescheid gewusst.«
    »Hatte sie einen EpiPen?«, fragte Hastroll.
    »Mehrere«, antwortete Sheppard. »Der Ehemann behauptet, sie habe sie versteckt.«
    Hastroll warf Pepin einen Katzenblick zu und flüsterte: »Er war’s!«
    »Ganz ruhig, Ward.«
    »Was ist mit seiner Hand passiert?«
    »Er sagt, er habe versucht, ihre Atemwege zu befreien.« Sheppard stopfte seine Pfeife und zündete sie an. »Angeblich hat sie ihn bei der Gelegenheit gebissen.«
    »Glaubst du an Selbstmord?«
    »Sie hat unter Depressionen gelitten. Sie wurde mit einer Kombination aus Wellbutrin und Prozac behandelt. Der Ehemann sagt, sie habe eine schwierige Phase durchgemacht. Außerdem hatte sie viel Gewicht verloren.«
    »Was heißt viel?«, fragte Hastroll.
    »Fast siebzig Kilo.«
    »Ich hätte gedacht, dass so was eher glücklich macht«, sagte Hastroll.
    Sheppard schüttelte den Kopf. »Sie litt an einer Schilddrüsenüberfunktion. Wovon man Wahnvorstellungen und Anfälle extremer Ruhelosigkeit bekommen kann. Er vermutet, dass sie einfach durchgedreht ist.«
    »Hast du mit ihrem Arzt gesprochen?«
    »Der Psychiater bestätigt, dass sie die Medikamente bekommen hat. Aber nicht, dass sie

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