Mister Zed
sonst bin ich verloren. Und ihr würdet
mit mir gehen müssen. Ich werde sterben, bald. Ich bin alt, aber ihr seid
jung, ihr habt einen Sohn, der euch braucht. Und ich meine, er braucht euch
wirklich!« Nervös strich er ein paar Strähnen des ergrauten,
dünnen Haares glatt. »Ihr müsst Zed töten. Dieser Irrsinn
muss ein Ende haben.«
»Dann erzähl uns was du weißt. Sag uns, warum du hier bist,
warum du auf uns gewartet hast, woher du wusstest, dass wir aus der Zukunft
kommen. Schnell!« Roderick legte eine Hand auf das Knie des alten Mannes,
doch als er sich dieser Geste bewusst wurde, zog er sie überrascht zurück.
Während Roland in ein anderes Bild kletterte, das etwas höher hing
und auf dem ein Hochsitz mitten in einem Wald zu sehen war, flüsterte er
vor sich hin: »Herr, du musst es sagen. Bevor es zu spät ist. Du musst,
Herr. Du musst!«
»Zed wird die Welt vernichten, er wird das Universum auslöschen.«
Nur wenige Sekunden ließ der Alte verstreichen, um das Gesagte wirken
zu lassen. »Diese Station wechselt nicht nur ihren Standort, sie dürfte
längst in der Lage sein, ihre Hülle zu verändern, sodass sie
äußerlich nicht wieder zu erkennen ist. Bald schon wird keiner der
außerhalb stationierten Machthaber mehr Zutritt haben. Vielleicht ist
mit eurem Auftreten schon alles vorbei. Vielleicht war das der letzte Schlüssel
zum Schloss seiner universellen Macht. Ja, ich fürchte, dass er nur auf
euch gewartet hat.«
Gespannt, aber auch mit wachsender Sorge lauschten sie der Erzählung des
alten Mannes.
»Als ich noch an Zeds Seite arbeitete – ich war jung und er benutzte
mein Wissen, weil er mich mit seinem väterlichen Charme einwickelte.«
Der alte Mann fixierte dem Anschein nach den schwarzen Schuh eines Androiden,
der auf einem Bild auf der anderen Seite zu sehen war. Nachdenklich sagte er
dann weiter: »Ja, er war väterlich, er zog mich auf, verbannte mich,
holte mich zurück, missbrauchte mein Wissen, das ich auf meinen Reisen
erhielt. Mithilfe seines Implantators, den er mir und sich und vielen anderen
eingepflanzt hatte, war er immer in der Lage mich zu orten und aus jeder erdenklichen
Zeit zurückzuholen. Manchmal vergaß ich ihn, lebte ein wunderbares
Leben, bereiste die Welt, lernte Menschen kennen und lieben. Oft glaubte ich
schon, mein Glück und meine Wurzeln gefunden zu haben. Doch dann stand
er wieder vor mir.«
Er schnipste mit den Fingern, als wollte er damit demonstrieren mit welcher
Schnelligkeit Zed wiederholt in sein Leben getreten war.
»Als ich noch klein war, sechs oder sieben Jahre alt, nahm er mich bei
der Hand und führte mich fort von meiner Heimat. Meine Eltern waren oft
auf Reisen – und so lebte ich in der Obhut der Erzieher auf Vortex Outpost.
Als er kam und mir sagte, er würde mich zu ...«, hier stoppte er,
sah kurz auf und schloss dann die Augen. »Er versprach mir, mich zu meinen
Eltern zu bringen. Ich hatte sie eine Weile nicht gesehen, denn sie waren auf
einer großen Mission. Obwohl wir Kontakt miteinander hatten, fehlten sie
mir sehr. Und ich wollte bei ihnen sein, ihre Abenteuer miterleben. Doch mein
Vater – ich bin ihm nicht böse, nein – sorgte sich und verschob
eine gemeinsame Reise immer wieder auf später.
Nun, Zed besaß ein Talent mich einzuwickeln. Aber nicht nur mich –
alle, die ihm früher nahe kamen, erlagen seinem Charme, seiner väterlichen
Wärme, die er zweifelsohne in den letzten Jahren verloren hat. Aber damals«,
lächelnd sah der alte Mann nun Sonja an und sein Blick verursachte ihr
eine Gänsehaut. »Ja, er war fürsorglich und liebevoll in der
ersten Zeit. Doch als ich immer wieder nach meinen Eltern fragte, nach meiner
Heimat, meinem Zuhause, wurde er ungehalten und wütend. Er schlug mich
nicht. Nein, er quälte mich, indem er mir Fotos von meiner Familie zeigte
und mir sagte, sie wollten mich nicht. Ich wusste, dass es nicht stimmte, aber
im Laufe der vielen Jahre begann ich zu zweifeln, ob Zed nicht doch die Wahrheit
sprach!
Mit 15 Jahren schickte er mich auf Reisen. Ja, endlich durfte ich die Länder,
Planeten und Universen bereisen, die einst mein Vater erkundet hatte. Ich glaubte,
endlich meine Wünsche erfüllt zu sehen und ich wollte meine Eltern
suchen. Meine Eltern, die Zed mir vorenthalten hatte. Meine Eltern, die –
wie er behauptete – mich nicht mehr sehen wollten. Ich musste wissen, ob
es
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