Mister Zed
machen können?«, fragte der Prior
leise. Niemand traute sich, die von Trauer getränkte Atmosphäre mit
lauten Worten zu zerstören.
»Nein, ich bekam die Kamera erst später auf meinen Reisen, als ich
mich dem Schicksal hingegeben hatte. Ich konnte nicht mehr anders. Verstehst
du das?« Verzweifelt sah er Sonja an und sein flehender Blick brachte sie
erneut zum Weinen. Sie nickte. »Natürlich.«
»Aber wie konntest du dein Haus fotografieren, wenn du zu dem Zeitpunkt,
als du dort gelebt hast, noch nicht im Besitz dieser Kamera warst?«, fragte
Roderick ein wenig misstrauisch.
»Ich bin später noch einmal an den Ort zurückgekehrt.«
Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: »Doch das war nicht
mein Ende, sondern der Anfang des stetig wachsenden Wahnsinns, der ein Ausmaß
annahm, dem niemand mehr gewachsen war. Ich übernahm Zeds Aufträge,
immer mit dem Hintergedanken, dass er mich töten musste, wenn ich mich
ihm widersetzte. Und darum kam ich nie pünktlich zurück, denn ich
wollte sterben. Ich sehnte mich nach dem Tod. Versteht ihr? Ich wollte nicht
länger sein Handlanger, sein Diener, ihm unterlegen sein.« Seine Atmung
ging hektisch, nur langsam beruhigte er sich wieder. »Es war leicht, sich
gegen die Stromstöße des Re-Invators zu wehren. Mit der Zeit ist
der Körper in der Lage, sich daran zu gewöhnen. Zed wusste das, aber
er hatte ja andere Möglichkeiten.
Er ließ mich aus dem Hinterhalt überfallen und hier auf die Station
zurückbringen. Er strafte mich, wenn ich nur einige Tage später kam,
als er es verlangt hatte. Nicht mit Missachtung, sondern indem er mir von Amelie
erzählte. Wohldosiert, sodass die Verletzungen jedes einzelnen Wortes schmerzhafter
waren, als ein scharfes Messer es hätte ausrichten können.«
Sie lauschten entsetzt den Worten des alten Mannes.
»Zweimal tötete er mich. Zweimal. Beim ersten Mal fühlte ich
Erleichterung, als ich das Licht erblickte und glaubte, dass nun alles vorbei
sei. Voller Freude ließ ich mich treiben und hoffte darauf, dass alles,
was nun kommen musste, besser wäre als das, was ich mit Zed erlebt hatte.
Doch er holte mich zurück, in eine neue Zeit einige Jahre vorher und ließ
mich den Weg erneut bereisen. Ich hasste ihn dafür.«
»Aber woher wusstest du davon?«, fragte der Prior. »Wenn Zed
dich erneut aus der Vergangenheit geholt hat, du die Zeit noch einmal bereist
hast, dann warst du doch nie tot.«
Der alte Mann nickte ernst. »Und doch besaß ich den Re-Invator, der
mein Leben, jede Reise, jeden noch so kleinen Ort, den ich erkundet hatte, aufzeichnete.
Ich lernte, wie ich die Daten abrufen konnte. Nicht mit Zeds Hilfe – er
wusste nicht einmal davon, denn obwohl er ein Genie ist, voller Macht, der niemand
entkommen kann, ist er sich seiner Genialität viel zu sicher. Es war Roland,
der mir half.«
Der Roboter sah traurig aus, und lief da nicht sogar eine Träne über
sein verrostetes Metallgesicht?
»Ja, Roland half mir dabei und so wusste ich, dass mich Zed getötet
hatte, nur um mich in sein Leben zurückzuholen. Als er mich beim zweiten
Mal erschoss, ahnte ich, bevor meine Sinne vollkommen schwanden, dass es wieder
nur einen Grund dafür gab. Bevor ich starb, sagte ich ihm, dass er nur
wenige Tage in die Vergangenheit reisen müsse. Ich würde dann freiwillig
wiederkommen. Er lachte. Er lachte sein höhnisches Lachen, das selbst die
Sonne erkalten lässt. Denn nun wusste er, dass er mich für immer in
der Hand hatte. Für immer.«
»Hättest du ihn nicht töten können?«, fragte Roderick.
»Du hättest ihn töten müssen! Nach allem, was er dir und
deiner Familie angetan hatte.«
Müde schaute der Alte Roderick an, er versuchte zu lächeln, doch seine
Erinnerungen lasteten zu sehr auf ihm, sodass er nur gequält die Mundwinkel
verzog, als habe er Schmerzen. »Ja, das hätte ich. Doch Zed ist unverletzlich.
Du kannst ihn nicht töten, nicht mit normalen Mitteln. Keine Waffe zerstört
seinen Körper, denn wenn nur das kleinste Teilchen von ihm übrig bleibt,
wächst daraus ein neuer Zed. Einer, der verglichen mit dem vorangegangen,
um eine Erfahrung reicher ist: die Immunität gegen die zuletzt gegen ihn
gerichtete Waffe.«
Nachdenklich strich er sich über das ergraute Haar. »Es war ein furchtbares
Leben. Eines, das ich tauschen möchte. Das ich tauschen kann, wenn ihr
dafür sorgt, dass Zed stirbt.«
»Aber
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