Mister Zed
spitzen Metallsplitter zur Seite.
Sonja arbeitete sich vom Flur aus vor. Roderick stand tiefer im Raum und versuchte,
An'tas Beine zu befreien.
Obwohl die Wände augenscheinlich explodiert waren, standen sie noch unversehrt
in voller Farbenpracht, so wie Zeds kindliches Gemüt diese Räume geschaffen
hatte. Wiederholt schienen sie zu explodierten, tatsächlich aber wurden
nur die bereits auf dem Boden liegenden Trümmerteile aufgewirbelt.
Immer wieder mussten sie in Deckung gehen, um nicht getroffen zu werden. Manchmal
gab es einen Knall, begleitet von einem Kichern. Von allen Seiten prasselten
Metallteile auf sie ein. Und Zed lachte und lachte.
Endlich hatten sie An'tas Gesicht freigeschaufelt. Sonja kniete auf der Schwelle
und stützte An'tas Kopf. Roderick warf weitere Trümmer zur Seite.
Dann war auch der Rest ihres Körpers frei. Mit aller Kraft zogen sie die
muskulöse Grey unter den metallischen Überresten hervor und ein Stück
den Flur hinunter.
Während durch den Raum, der nur dazu gedient hatte sie zu töten, immer
wieder Zeds Gelächter hallte und die Splitter durcheinander gewirbelt wurden,
als wütete darin ein Sturm, lehnten sie erschöpft an der Wand. Ihre
Hände bluteten, Sonja hatte sich eine tiefe Wunde am Unterschenkel zugezogen.
An'ta ging es trotz einiger Blessuren jedoch gut. Sie lebten, aber es war verdammt
knapp gewesen.
»Das muss er noch vor seinem Tod vorbereitet haben.« Roderick setzte
sich auf, vorsichtig darauf bedacht, seine Hände nicht aufzustützen.
»Es sei denn, er lebt doch noch«, warf An'ta ein.
»Nein, nein! Er lebt nicht mehr.«
»Was macht dich da so sicher, Sonja?«
»Sie hat Recht«, warf Roderick ein. »Er ist tot.«
Vielleicht war es nur Wunschdenken, das sie glauben ließ, dass sie Aarachnola
und Zed besiegt hatten. Aber was blieb ihnen sonst als zu hoffen, ihrem Sohn
eine gute Zukunft ermöglicht zu haben.
Noch einmal versuchte Roderick Kontakt zur Ikarus herzustellen und auch
diesmal erhielt er eine Antwort.
»Ich erhalte die Nachricht, dass Zeds Leute weg sind, die Ikarus somit wieder manövrierfähig. Die Pläne zur Bombe sollen dort
drin sein.« Roderick sah in Richtung des Raumes, aus dem leise das Gelächter
eines toten Genies zu hören war.
Schwerfällig erhoben sie sich und gingen zurück. Angestrengt starrten
sie in den künstlich erzeugten Tornado, der alle Trümmer in sich aufgesaugt
hatte. Fast schwarz wirbelte er durch den Raum. Nur vereinzelte kleine Splitter
lagen noch auf dem Boden.
»Ob das eine optische Täuschung ist? Ob der gesamte Zusammenbruch
der Wände nichts weiter als eine Manipulation unserer Gehirne war?«,
fragte Roderick. Doch die tiefen roten Schnitte in ihren Händen waren schmerzhaft
und viel zu real.
»Einer muss durch den Raum. Irgendwo wird es eine Tür geben. Eine
Tür, die zu den Plänen führt. Eine Tür, die aber nicht auf
den ersten Blick erkennbar ist«, sagte Sonja nun und betrachtete ihre nackten
Beine. Auch ihre Füße waren mit Wunden übersät.
»Ich werde gehen!« An'ta trat vor und wartete nicht auf eine Einwilligung
oder weitere Befehle.
Weder Roderick noch Sonja hielten sie auf, denn sie wussten, dass An'ta in ihrer
Lebensform als Grey über besondere Fähigkeiten verfügte. Sie
hatte noch nie darüber gesprochen, aber ihre Furchtlosigkeit hatte sie
nicht aufgrund eines übertriebenen Heldenkomplexes. Sie war schon mehrfach
gestorben, und doch lebte sie weiter, wenn auch in einer anderen physischen
Gestalt.
Sie wartete, bis sich der Tornado in eine hintere Ecke verzogen hatte, dann
rannte An'ta los. Sie bewegte sich schnell, tastete die Wände ab, achtete
immer wieder auf den Wirbelsturm, dem sie geschickt auswich, um nicht in seinen
tödlichen Sog gezogen zu werden. Ein Fang-mich-Spiel, das Zed sicherlich
gefallen hätte. Doch An'ta ließ sich nicht erwischen. »Hier!«,
schrie sie über Zeds Gelächter hinweg. »Hier ist eine Tür!«
Doch sie konnten von ihrer Position aus nichts sehen, der stetig rotierende
Trichter verdeckte die Sicht und befand sich für einen kurzen Moment vor
An'ta – oder dort wo sie soeben noch gestanden haben musste. Denn nun war
sie verschwunden.
»Scheiße!«, fluchte Roderick. »Der Wirbelsturm hat sie
erwischt.«
»Blödsinn. Sie ist durch die Tür.«
»Siehst du eine Tür?«, fragte Roderick mürrisch.
»Nein, aber das wäre auch zu einfach gewesen. Zed ist ein Spieler.«
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