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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu großer Macht. Sie legten mehrere hundert Meilen zurück, von dem Königsgolfe bis zu dem von Van-Diemensland zwischen dem Thale des Fitz-Roy und Victoria und bis in die Ebenen des Alexandralandes. So kamen John und Harry Felton in ganz unbekannte Länder, die auf den neuesten Karten noch nicht angegeben sind, östlich von dem Tasman-und Arnheimlande, neben der »Großen Sandywüste«.
     

    Aber sie wurden scharf bewacht. (S. 324.)
     
    Wenn dieses Herumwandern ihnen sehr lästig wurde, so kümmerten sich die Wilden nicht darum, denn es ist ihre Gewohnheit, so zu leben, ohne Rücksicht auf Zeit oder Entfernung, wovon sie kaum eine Vorstellung haben. Wie alt der Wilde ist, weiß er nicht, wie viel Uhr es ist, weiß er noch weniger. Es scheint, als ständen die Australier auf derselben Stufe der Wesen, wie gewisse Thiere ihres Landes.
     

    Es ist kein Gummibaum zu hoch. (S. 325.)
     
    Solchen Gebräuchen mußten sich nun Capitän John und Harry Felton anbequemen. Die Strapazen dieser Wanderzüge mußten sie ertragen, sich mit der oft ungenügenden und immer ekelerregenden Nahrung begnügen, gar nicht von den cannibalischen Scenen zu reden, deren Schrecken sie nicht verhindern konnten, wenn in den Schlachten hunderte von Feinden gefallen waren.
    John und Harry Felton trachteten nun die Wachsamkeit ihres Stammes einzuschläfern, um bei Gelegenheit entfliehen zu können. Aber sie wurden so scharf bewacht, daß sie in den neun Jahren nur selten Gelegenheit fanden, das zu versuchen. Ein einzigesmal – und zwar gerade ein Jahr vor der Expedition der Mrs. Branican nach Australien – hätte die Flucht gelingen können. Das kam auf folgende Weise zu Stande.
    Die Indas lagerten damals an den Küsten des Amadäussees im Südwesten des Alexandralandes. Da es selten vorkam, daß sie so tief in das Centrum des Continentes vordrangen und die beiden Gefangenen wußten, daß die Overland-Telegraf-Line nur etwa dreihundert Meilen entfernt war, so beschlossen sie, die Gelegenheit zu benutzen und zu entfliehen. Sie hielten es für besser, wenn sie getrennt flöhen und sich einige Meilen jenseits des Lagers wieder träfen. Sie täuschten die Wachsamkeit der Eingebornen, und Harry Felton gelang es, den Ort zu erreichen, an dem er seinen Leidensgefährten erwarten sollte. Unglücklicherweise wurde John zu Willy berufen, der ihn wegen einer Wunde um Rath fragte, welche er im letzten Kampfe erhalten hatte. John konnte daher nicht fliehen und Harry Felton wartete vergebens einige Tage… Da er nun glaubte, daß, wenn er eine Station oder eine Ortschaft erreiche, eine Expedition zur Befreiung des Capitäns unternommen werden könnte, so schlug er eine südöstliche Richtung ein. Aber er hatte so furchtbar zu leiden, daß er vier Monate nach seiner Flucht sterbend an den Ufern des Parrn im Districte Ulakarasa von Neu-Südwales gefunden wurde.
    Nach Sydney gebracht, lag er einige Wochen darnieder und starb, nachdem er Mrs. Branican Alles gesagt hatte, was den Capitän John betraf.
    Für John brachen nun fürchterliche Tage an, und es bedurfte seiner ganzen moralischen und physischen Energie, um nicht über die Abwesenheit seines Gefährten in Verzweiflung zu gerathen. Mit wem sollte er jetzt von Allem sprechen, was ihm so theuer war: Von seiner Heimat, von San-Diego, von den Lieben, die er dort zurückgelassen hatte, von seiner muthigen Frau, seinem Sohne Wat, der schon groß sein würde, von William Andrew, von allen seinen Freunden?… Schon seit neun Jahren war John bei den Indas gefangen, und wie viel Jahre würden noch verfließen, bis er die Freiheit wieder erlangte? Aber er verlor die Hoffnung nicht und hielt sich mit dem Gedanken aufrecht, daß Harry Felton die Küste erreichen und alles Menschenmögliche versuchen werde, um seinen Capitän zu retten…
    In der ersten Zeit seiner Gefangenschaft lernte John die Sprache der Eingebornen, die durch ihre logische Grammatik, die Fülle der Ausdrücke zu beweisen scheint, daß die Stämme Australiens einst eine gewisse Stufe der Cultur eingenommen haben müssen. Auch machte er Willy oft aufmerksam, daß er durch die Entlassung seiner Gefangenen nach Quensland oder dem südlichen Australien jedes gewünschte Lösegeld erhalten würde. Aber der Häuptling, von Natur aus mißtrauisch, hörte nicht darauf und erklärte, daß, wenn das Lösegeld käme, er John und seinen Gefährten die Freiheit geben würde. Auf bloße Versprechungen könnte er sich in keinem Falle einlassen.
    Die Flucht Harry

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