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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Lobes
sein, und bald würde er in den wohlverdienten Urlaub fahren.
    »Ich würde
Sie gern mal sprechen«, rief er Bea zu, die mit einem voll beladenen Tablett an
ihm vorbeirauschte.
    »Im Augenblick
ist es schlecht«, rief sie zurück. »Ich komme zu Ihnen, sobald es möglich ist.«
    Hubertus
Hohenstein benötigte einen kleinen Moment, bis er die Abfuhr verdaut hatte, aber
der Laden brummte und sie hatte alle Hände voll zu tun.
    Bruni überlegte,
was er von Bea wollte. Mit Fragen über die bevorstehende Chinareise und Sehenswürdigkeiten
des Ahrtals hielt sie ihn so lange bei Laune, bis die Freundin sich endlich erhitzt
zu ihnen gesellte. Hubertus Hohenstein war gut aufgelegt. »Sie imponieren mir immer
mehr«, versicherte er ihr, als er beim dritten Bit angelangt war, und hob sein Glas.
»Wie Sie den Laden hier schmeißen!« Genüsslich kaute er auf ein paar Erdnüssen herum.
Bruni hatte ihn zu einer kleinen Geschicklichkeitsübung animiert und ihm dazu Stäbchen
gereicht, mit denen er konzentriert hantierte.
    »Also Frau
Knoll, Ihr Marketingkonzept ist wirklich überzeugend. Der Gemeinderat ist begeistert.«
    Bea und
Bruni sahen sich an, und Bea war auf einmal ganz leicht zumute.
    »Das jährliche
Jugendrockfestival gefällt Ihnen?«, fragte sie.
    »Ja.« Er
klemmte eine Nuss zwischen die Stäbchen, die ihm allerdings entglitt.
    »Die organisierten
Mondparties?«
    »Ja.«
    »Die Tempelführungen?«
    Er nickte.
Die Erdnuss rutschte immer wieder ab.
    »Qi-Gong-Wochenenden
für Städter?«
    »Ja.«
    »Und wie
finden Sie die Idee, dass die Familie Wang ab sofort das Catering übernimmt, wenn
die ›Eintracht‹ in Bad Neuenahr spielt?«, fragte sie.
    Er legte
die Stäbchen beiseite. »Gut. Das bisherige Angebot war sowieso nicht allzu reizvoll.
Von mir aus könnte es von heute an nur noch Hirschbraten süß-sauer geben, aber was
ich Sie im Auftrag des Gemeinderats fragen soll …«
    »Ja?« Bea
war sich unsicher, was da kommen mochte.
    »Hätten
Sie Interesse daran, einen Beratervertrag für Marketing mit uns abzuschließen?«
    Bea versuchte,
ein gleichmütiges Gesicht zu machen, doch innerlich bebte sie vor Freude über das
Angebot. Erstens gab es ihr die Möglichkeit, ihr Wissen nicht ganz brachliegen zu
lassen und dem Vergessen zu überantworten, andererseits war es eine regelmäßige
zusätzliche Einnahmequelle, die den Betrieb des ›Ahrstübchens‹ sicherte.
    »Gern«,
lachte sie. Dann griff sie zu den Stäbchen und zeigte ihm, wie es funktionierte.

67
     
    Der Tag der offenen Tür hatte, wie
zu erwarten, eine gute Presse bekommen. Inzwischen wussten die Menschen weit über
das Ahrtal hinaus, wo der Tempel stand. Die Besucherzahlen in Altenahr stiegen stetig,
und nicht nur die Chinesen, sondern die gesamte einheimische Gastronomie und Hotellerie
profitierten davon, einschließlich dem ›Ahrstübchen‹.
    Die Strohballen
auf den Feldern verschwanden, und es dauerte nicht mehr lange, bis der Herbst mit
seinen bunten Blättern Einzug hielt. Sappho und Mr. Fred verschwanden täglich einige
Minuten früher im Haus, und eines Nachmittags, als die Freundinnen noch auf der
Terrasse saßen und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen genossen, sagte Bruni: »Und
nun? Der Sommer war groß, um mit Rilke zu sprechen, aber wie geht es jetzt weiter?«
    Die Freundinnen
blickten sich an. Caro griff nach einer Schachtel Zigarillos, die auf dem Tisch
lag. In letzter Zeit steckte sie sich hin und wieder einmal einen an. »Andere Leute
hören auf zu rauchen, wenn sie alt werden, und ich fange damit an«, hatte sie vor
Kurzem verkündet und grinsend gesagt: »Alter schützt vor Torheit nicht.« Vorsichtig
sog sie ein wenig von dem Rauch ein.
    »Es ist
Zeit, darüber zu reden, wie es weitergeht mit uns«, erklärte Bruni und alle nickten
zustimmend, doch keine sagte etwas.
    Vor diesem
Augenblick hatte Bea sich schon lange gefürchtet. Sie übernahm das Wort und sagte:
»Das ›Ahrstübchen‹ ist mir ans Herz gewachsen, ich werde weitermachen.« Erwartungsvoll
sah sie die Freundinnen an. »Wie steht es mit euch? Habt ihr noch Lust?«
    »Ich werde
meine Zelte hier abbrechen«, sagte Bruni vorsichtig.
    Bea, Caro
und Ulrike starrten sie an.
    »Ich gehe
zurück nach Köln. Dort bin ich irgendwie besser aufgehoben. Die Uni, meine Freunde,
die Bibliothek, die Museen …«, versuchte sie zu erklären. Mit einem schmerzlichen
Gefühl in der Brust dachte sie an Wang San, und sie stellte fest, dass er ihr fehlen
würde, aber der Abstand

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