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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Kroll
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einen finsteren Blick einbringt. Lachend gehe ich zur Haustür und sehe ihn über die Schulter fragend an. „Willst du nun tanzen gehen oder nicht?“
     
    Es ist eine Katastrophe.
    Mit Ärger habe ich gerechnet, aber niemals in der Form, wie er vier Stunden später über mich hereinbricht. Ich habe keine Ahnung, was Jannik geritten hat, sich auf so eine Weise an den Kerl zu hängen, von dem die Einladung hierher stammt, aber es gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.
    Mag ja sein, dass ich mitschuldig daran bin, denn Jonathan, so heißt der Typ, ist höflich und hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben uns kennenzulernen. Dass er da bei mir auf Granit beißt, hätte ich ihm von Anfang an sagen können, aber Jannik hat meine knappen Antworten auf Fragen und die Nichtbeteiligung an Gesprächen wohl persönlich genug genommen, um mir eins reinwürgen zu wollen, anders kann ich mir das nicht erklären, was sich da seit fünf Minuten an der Bar, direkt vor meinen Augen, abspielt.
    Denkt er wirklich, dass ich das unkommentiert lasse? In Whitefish reden die Leute über alles und der Club ist brechend voll. Spätestens morgen wird jeder Bewohner der Stadt wissen, dass mein offizieller Freund heute Nacht mit einem anderen Mann geflirtet hat. Ich kann mir die mitleidigen Blicke gut vorstellen. Nach Janniks 'Flucht' vor mir, hat man uns auch tagelang neugierig angesehen und dieses Mal wird es in etwa heißen,
    'Jannik Grant betrügt seinen Freund direkt vor dessen Augen. Es ist unglaublich.'
    Die ersten fragenden Blicke werden in meine Richtung geworfen, als Jannik Jonathan auf die Tanzfläche zieht. Jonathan scheint sich nicht sicher zu sein, was er davon halten soll, denn obwohl er mitgeht, hält er einen gewissen Abstand zu Jannik, was ich ihm hoch anrechne. Eine Weile sehe ich den Beiden einfach nur zu, was Jonathan zu beruhigen scheint, denn auch er hat bereits mehrfach in meine Richtung gesehen und mich mit Blicken gefragt, ob es okay ist.
    Ich habe ihm zugenickt und mich gleichzeitig gefragt, ob ich auf ihn und die anderen Gäste im Club irgendwie besitzergreifend wirke. Wie sie zwischen Jannik, Jonathan und mir hin und hersehen, scheint jeder damit zu rechnen, dass ich Jonathan einen Kopf kürzer mache, weil er mit meinem Freund tanzt.
    Dabei habe ich eher das Bedürfnis, Jannik den Kopf abzureißen, der jetzt wirklich langsam zu weit geht, denn er sucht Körperkontakt und zwar nicht zu knapp. Als er seine Hand auf Jonathans unteren Rücken legt, reicht es.
    Jannik sieht mich verblüfft an, als ich bei den Zwei auftauche. „Geh!“ Damit ist nicht Jannik gemeint, aber das weiß Jonathan auch und lässt uns sofort allein. „Wir gehen.“
    Jannik sieht mich widerspenstig an. „Nein.“
    Wie bitte? „Nein?“
    „Wenn du gehen willst, da ist die Tür.“ Er deutet Richtung Ausgang. „Ich bleibe.“
    Ich habe mich wohl verhört? Nein, das habe ich nicht, denn Janniks wütender Blick spricht Bände, bevor er sich abwendet. Er kommt keine drei Schritte weit, da habe ich ihn am Arm gepackt und halte ihn fest.
    „Lass mich los, Zack, oder ich mache dir eine Szene, die du nie mehr vergessen wirst!“, droht er mir leise und da reißt mein ohnehin schon dünner Geduldsfaden endgültig.
    „Du willst eine Szene? Okay, das kannst du haben.“
    Jannik schnappt überrascht nach Luft, als ich ihn mir wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter werfe, was den ganzen Club in Johlen und begeistertes Klatschen ausbrechen lässt.
    „Hast du sie noch alle?“ Jannik schlägt mit den Fäusten auf meinen Rücken ein. „Lass mich sofort runter!“
    Den Teufel werde ich tun. Er tobt und flucht den ganzen Weg von der Tanzfläche hin zur Tür, wo ich unsere Mäntel von einer grinsenden Empfangsdame entgegennehme und in die eisige Nacht trete, amüsiert beäugt von den Türstehern, die uns ein 'Viel Spaß.' nachrufen, was von Jannik mit lästerlichen Flüchen kommentiert wird. Daraufhin brechen die Männer in schallendes Gelächter aus. Selbst ich muss grinsen.
    Das vergeht mir allerdings sofort, als wir am Wagen eintreffen und ich Jannik auf seine Füße stelle. Wenn Blicke töten könnten, würde ich mich jetzt in den letzten Zuckungen am Boden winden, aber das wird mich nicht davon abhalten, ihm die Meinung zu geigen, sobald wir zu Hause sind.
    Ich öffne ihm die Beifahrertür. „Steig' ein!“
    „Du mieser...“
    Ich presse ihn mit dem Körper gegen den Wagen. „Noch ein Wort, Jannik, und mir rutscht die Hand aus. Steig' sofort

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