Mit anderen Augen (German Edition)
in den Wagen. Wir reden zu Hause, ist das klar?“
Daraus wird allerdings nichts, denn wir haben Besuch.
Ich hatte auf dem Rückweg bereits das Gefühl, verfolgt zu werden, habe aber nichts gesagt, um Jannik nicht zu beunruhigen. Das hätte ich mir eindeutig sparen können, denn der schwarze Geländewagen mit den getönten Scheiben in der Einfahrt ist nicht zu übersehen und Jannik erstarrt förmlich neben mir.
„Kannst du nicht umdrehen?“, flüstert er, als könnte uns der Japaner hören, der an unserer Haustür wartet.
Die Lampe über der Tür erhellt sein Gesicht und irgendetwas an ihm irritiert mich. Weit mehr als der Wagen hinter uns, der Jannik noch gar nicht aufgefallen ist, und die drei Yakuza, die zu beiden Seiten unseres Wagens jetzt aus dem Dunkeln treten.
„Zack?“
„Sieh in den Rückspiegel.“
Er tut es und schnappt nach Luft. „Scheiße.“
Im nächsten Moment springt Jannik beinahe auf meinen Schoß, so heftig zuckt er zusammen, als einer der Yakuza an die Beifahrerscheibe klopft. Und da weiß ich plötzlich, was mich an der ganzen Situation so irritiert.
„Mach auf“, fordere ich Jannik leise auf, der mich daraufhin ansieht, als hätte ich den Verstand verloren. „Wenn sie uns hätten umbringen wollen, wären wir bereits tot. Sie sind hier, um zu reden.“
Jannik glaubt mir nicht, er hat zuviel Angst, aber er tut, worum ich ihn gebeten habe. Der Yakuza ist jünger als der an der Tür, allerdings beweisen mir sein maßgeschneiderter Anzug und sein Blick, dass er eine höhere Position in der Organisation innehat, als er nach außen hin zeigen will.
„Haruto-san wünscht Sie unter vier Augen zu sprechen. Ich bürge in dieser Zeit für die Sicherheit von Mister Whistler.“
„Zack, was...?“
Mein Kopfschütteln lässt Jannik verstummen. Er vergräbt die Hände in seinen Manteltaschen und weicht meinem Blick aus, als ich den Autoschlüssel abziehe und in seinen Schoß werfe.
„Verriegle den Wagen, sobald ich ausgestiegen bin.“
„Okay“, murmelt er kaum hörbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das folgende, „Lass dich nicht umbringen.“ nur eingebildet habe, weil ich schon ausgestiegen bin. Ich warte, bis ich das leise Klicken der Zentralverriegelung höre, bevor ich zu unserem Haus gehe, flankiert von den beiden anderen Yakuza, während der Sprecher am Wagen bei Jannik bleibt, wie er es gesagt hat.
„Haruto-san.“
Mehr Höflichkeit kann der Yakuza nicht erwarten und er tut es auch nicht, denn seine Antwort ist ein kurzes Nicken, bevor er die Anrede mit meinem Namen zurückgibt. Er weiß also, wie mein richtiger Name lautet, was für mich heißt, ich kann meine gefälschten Identitäten bei nächster Gelegenheit einmotten.
„Yoshiro hat Ihr Angebot an uns überbracht. Es wurde bislang weder akzeptiert noch abgelehnt.“ Er schweigt kurz. „Yamada-san ist geneigt zuzustimmen.“
Yamada? Meint er Hiroki Yamada? Wäre ich nicht der, der ich bin, würden mir jetzt die Gesichtszüge entgleisen, denn ich weiß genau, wer Yamada ist. Und ich weiß ebenfalls, dass ich tot bin, sollte diesem Mann einfallen, persönlich herzukommen, um Jannik zu töten. Gegen Yamada hätte ich in einem Zweikampf nicht die geringste Chance. Ich lasse mir meine Überraschung nicht anmerken, was Haruto mit einem kaum merklichen Nicken kommentiert, das seine Anerkennung zeigt. Ich darf jetzt keinen Fehler machen.
„Bedingungen?“, frage ich, weil ich weiß, dass Haruto darauf wartet.
„Ein Gespräch. Persönlich. In Tokio. Freies Geleit für Sie und Jannik Whistler.“
„Nein“, lehne ich sofort ab, denn ich bin vielleicht ein Killer, aber ich bin nicht verrückt. Aus Tokio würden wir nie lebend herauskommen. Selbst bei freiem Geleit nicht.
„Sie lehnen ab?“, fragte Haruto und ist zu erstaunt, um es verbergen zu können.
„Nicht das Angebot zum Gespräch selbst, sondern den Ort, an dem es stattfinden soll.“
Harutos Blick verfinstert sich. „Wollen Sie uns beleidigen?“
„Wollen Sie in Kämpfe verwickelt werden, die nicht die Ihren sind?“, stelle ich eine Gegenfrage und da versteht Haruto, was ich damit sagen will, denn er nickt und zieht ein Handy aus der Tasche.
„Gestatten Sie, dieses Detail weiterzugeben?“
„Ja.“
Ich wäre ein Idiot, würde ich das ablehnen. Ich habe mir in Tokio zu viele Feinde gemacht, für die es die reinste Genugtuung wäre, Jannik umzubringen, um mir eins auszuwischen. So sehr ich dieses Gespräch will, weil es vielleicht
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