Mit Arabella fing alles an
Eindruck zu schinden.
Wenn man nur wollte, fand man auf den meisten Bauernhöfen eine Ecke, wo ein Pony untergebracht werden konnte. Auf vielen der uns umgebenden Farmen wurden Ponies so gut behandelt wie Familienerbstücke, die von einem Kind an das nächste weitergereicht wurden. Sie waren so zahm, verwöhnt, vertrauensvoll und erfahren, daß sie buchstäblich zu vierbeinigen Kindermädchen geworden waren. Als ein gutes Beispiel kann man einen Hof aus der Nachbarschaft anführen, wo ein fettes, breites Pony von fünf Kindern geteilt wurde. Das jüngste Kind, nicht älter als drei Jahre, saß stundenlang mit gespreizten Beinen auf dem breiten Rücken des Ponys; es tat nichts anderes dort oben mit einem glücklichen Lächeln im pausbackigen Gesicht. Eines Tages fuhr ich auf meinem Weg zur Stadt an ihnen vorbei, und als ich nach mehr als zwei Stunden wieder zurückkam, waren sie immer noch dort: In der Zeit hatten sie sich etwa zwanzig Meter weiterbewegt, um an das frische Gras zu gelangen. Derselbe entzückte Ausdruck wunderbarer Zufriedenheit lag noch auf dem Gesicht des Kindes.
Bereits zwei Stunden vor unserer Ankunft waren unsere beiden Kleinen auf der Auktion. In einem Eckgehege wurden zwei graue Stutenfüllen von einem Schwarm Kindern gestreichelt. Vicky war unter ihnen, und sie hatte bereits ihr Herz verloren. Sie erklärte uns, daß kein Bauernhof vollständig ohne ein graues Stutenfüllen sei. Unsere Rettung brachte Nicholas Paul, der uns einfach fortzog, um ein! ausgewachsenes Pony mit einer grauen Schnauze in einem anderen Gehege anzusehen. So ein Tier wäre weitaus edler, als irgendein graues Stutenfüllen, meinte er.
Wenn es etwas zu bemerken gab, waren einzelne Angaben über die Tiere in dem Katalog verzeichnet. Einige waren schlicht bezeichnet als >Waliser Bergfüllen<, und etwa dreißig Tiere waren von Bergbauern einfach eingetragen als >Füllen — Details werden beim Verkauf mitgeteilt<.
Es gab hier große, muskulöse Rotschimmel sowie braune und schwarze und Füchse, denen man Erfahrung bei Pferdejagden nachsagte. Ein Apfelschimmel gehörte zu einer Gruppe, die >gut für Kinder< sein sollte. Es waren Tiere darunter, die >garantiert ruhig im Verkehr< (eine überall nützliche Qualität) sein sollten, und andere, die >gute Zuchtstuten< oder trächtig von Araberhengsten wären. Es waren Pferde mit reinrassigem Stammbaum darunter, die Preise auf Sportfesten, Pferdeausstellungen oder schwierige Querfeldeinrennen gewonnen hatten.
Einige der Fohlen wurden als >Säuglinge< verkauft, da sie noch nicht von der Stute entwöhnt waren. Bauern aus der Umgebung kauften gelegentlich so ein Füllen und zogen es mit den Milchkälbchen auf. Sie wurden gefüttert, gut untergebracht und verwöhnt wie die Kälber, und als Ergebnis hatte man später ein Pferd, das schon so gut wie eingeritten war, obgleich es noch keinen Sattel von weitem, geschweige denn auf seinem Rücken gesehen hatte.
Viele Ponies kamen auf ihren eigenen vier Hufen zur Auktion. Sie schnauften unter dem Gewicht ihrer Besitzer, die für sie zu gewichtig geworden waren und nun etwas Größeres und Kräftigeres brauchten, womit sie auf den Pfaden der Umgebung spazierenreiten konnten. Die Verkäufer waren oft Landmädchen mit kräftigen Oberschenkeln, die wahrscheinlich früher einmal zu großen Hoffnungen auf Schauspringturnieren Anlaß gaben. Alles, was sie nun haben wollten, war ein Pferd, auf dem sie Knie an Knie mit einem langbeinigen, schlanken jungen Mann reiten konnten, der jetzt mit langen Schritten hier herumlief und schnelle Urteile abgab.
Sobald die Viehtransporter mit Tieren von weiter entfernten Höfen eintrafen, rannten die Kinder hin, um das Entladen der großäugig dreinschauenden Ponies mitzuerleben. Das waren keine städtischen Lieblingspferde aus der Reitschule — zumindest noch nicht. Sie waren auf freiem, mit Farnkraut bewachsenem Weideland geboren worden und kannten keine Beschränkung in bezug auf Bewegungsmöglichkeit. Jetzt sahen sie sich plötzlich dem Treiben und Lärm der Auktion gegenüber, und sie schnaubten und warfen die Köpfe hoch, als sie die Laderampe heruntergeführt wurden. In den Gehegen drängten sie sich in den Ecken zusammen, die von den gestikulierenden Zweibeinern am weitesten entfernt waren. Letztere hockten entweder auf den obersten Latten oder lehnten gegen die Tore und schätzten die Vor-und Nachteile der einzelnen Tiere ab. Interesse an diesen Pferden zeigten in erster Linie professionelle Zureiter.
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