Mit Arabella fing alles an
die Familie, ums Kochen, fuhr die Kinder zum Schulbus, hielt das Haus sauber und wohnlich — all das ließ sie im Laufschritt von einer Arbeit zur anderen eilen. Daher zögerte ich, ihr noch mehr aufzubürden.
»Macht nichts, gib sie her«, sagte sie. Sie brauchten als erstes Nahrung und saugten warme Milch aus einer Babyflasche, bevor sie ein Plätzchen in einer warmen Küchenecke erhielten. Jede Nacht mußte Shirley um Mitternacht noch mal aus dem Bett klettern, um sie zu füttern. Es war sehr kalt draußen und die Temperatur im Haus entsprechend frostig. Als sie ins Bett zurückkroch, murmelte sie: »Verfluchte Lämmer, verfluchte Farm...«
Ich war die nächste Nacht dran und konnte am eigenen Leib feststellen, wie ihr zumute war. Glücklicherweise waren die beiden sehr bald kräftig genug und kamen mit der letzten Mahlzeit abends die Nacht über aus.
Die beiden Lämmer Charles und Freda waren am dritten Tag munter genug, um aus dem Pappkarton heraus- und wieder hineinzuspringen und sich lästig zu machen. Zwei Tage darauf fand Shirley sie schlafend auf ihrem besten Teppich in der hinteren Diele. Sie wurden nach draußen befördert und bekamen einen winzigen Stall im Garten.
Außerdem hatten wir eine junge Hirtenhündin. Wenige Wochen nach unserer Ankunft war sie uns vorgestellt worden. Wir hatten vor, aus ihr einen reinen Arbeitshund zu machen. Und nichts von diesem Schmuse- und Schoßhundunsinn! Eine zu hoch angesetzte Hoffnung! Sie war ein kleines schwarzweißes Tier, ausgesprochen intelligent und sehr anhänglich. Nach einem Hund im Fernsehen nannten die Kinder sie Spotty Dog; auch brachten sie ihr das Bitte-Bitte-Machen und das Pfötchengeben bei.
Dies wurde von den Einheimischen mißbilligt, und sie warnten uns, daß sie dann keine Lust mehr zum Arbeiten haben würde. Aber sie hatte einen starken Instinkt, und als die Schafe ankamen, zeigte sich Spotty sehr emsig. Anders lag die Sache bei den Rindern. Sie war überhaupt nicht an ihnen interessiert und machte das Woandershin-Treiben der Herde ohne große Begeisterung mit.
Wir fanden bald heraus, daß, obgleich das Pachtland nur etwa drei Kilometer von Egerton entfernt lag, das Halten der Schafe dort oben für uns eine große zusätzliche Arbeitsbelastung bedeutete. Wir mußten sie täglich kontrollieren. Schafe sind eine eigenartige Mischung aus Zähigkeit und Hilflosigkeit. Sie können den härtesten Winter auf einem dem Wetter ausgesetzten Berg überleben, und andererseits stehen sie bewegungslos da und verhungern kläglich, wenn sie sich in einem Brombeerbusch verfangen haben, obgleich sie sich durch einen kräftigen Ruck befreien könnten. Einmal entdeckte ich ein kleines Lamm, das seinen Kopf durch einen alten Maschendraht gesteckt hatte. Es hatte den Kampf aufgegeben und stand hilflos da. Als ich seine Hinterbeine packte und daran zog, kam es sehr leicht frei. Es war ihm nichts weiter passiert, und es eilte zu seiner Mutter, die ganz in der Nähe gewartet hatte, und begann zu säugen. Anschließend gingen sie gemeinsam fort und ließen mich irgendwie enttäuscht zurück; ich fand, irgend jemand hätte wenigstens >danke< sagen können.
Als wir die Schafe auf Egerton hatten, kam Nicholas eines Tages außer Atem angerannt, nahm mich bei der Hand und sagte: »Komm und guck dir das an. Es ist sehr traurig.« Das war es dann auch. Ein gesundes, fettes Lamm hatte bis zur totalen Erschöpfung gestrampelt und war dann daran gestorben. Es war ihm nicht gelungen, unter einem Drahtzaun hindurchzukommen, obgleich es nur ganz einfach hätte rückwärts zu gehen brauchen.
Für jeden Schafbesitzer sind streunende Hunde der schlimmste Alptraum. Nachdem ich während der Abende einigen von diesen Horrorgeschichten zugehört hatte, wagte ich mich am nächsten Tag kaum zu unserer Herde. Unter unseren Nachbarn gab es niemanden, der nicht Schafe durch angreifende Hunde verloren hätte.
Es war unvermeidlich, daß es auch uns passierte. Sehr früh kam ich eines Morgens auf dem gepachteten Land an und fand die Überreste von zwei gerissenen kräftigen Lämmern. Wahrscheinlich lag der oder lagen die Hunde, die das angerichtet hatten, gemütlich auf irgend jemandes Kaminvorleger, während ich hier stand. Das anfängliche Bedürfnis, mich beim Anblick dieser Scheußlichkeit zu übergeben, wich einem ohnmächtigen Zorn. Wären die Schuldigen anwesend gewesen, hätte ich sie mit Wonne in Stücke gerissen.
Solchen Zwischenfällen gegenüber waren die Einheimischen zwar
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