Mit Arabella fing alles an
wurde mir >Taffy Calf< für die fürstliche Summe von sieben Pfund zugesprochen. Unser untersetzter Freund amüsierte sich köstlich.
Als wir zur Rückseite des Gebäudes gingen, um unseren Einkauf in Empfang zu nehmen, verabschiedeten sich gerade zwei Teenager von ihm. Sie waren sehr froh, daß er nicht zu Kalbfleisch wurde, und erzählten, daß ihnen >Taffy< von einem Bauern geschenkt worden war, für den sie mal etwas gearbeitet hatten. Sie hatten das Kalb im Garten gehalten und es mit Milchpulver gefüttert. Wir fanden etwas Sackleinen und Schnur; damit umwickelten wir vorsichtig seine Beine und legten es auf den Rücksitz des Austin 1800.
Der untersetzte Bauer gesellte sich zu uns, um den Spaß aus der Nähe zu sehen und zu helfen, falls es notwendig würde, aber Taffy stieg ohne großes Theater ein. Er war so daran gewöhnt, daß man alles mögliche mit ihm anstellte, daß er durch nichts mehr aus dem Gleichgewicht gebracht werden konnte.
»Wenn Sie es ihm erlaubten, würde er sie sogar nach Hause kutschieren«, meinte unser neuer Freund. »Aber bestimmt haben Sie keine Schwierigkeiten mit ihm, was das Gewöhnen an seine neue Umgebung betrifft.«
Mit dieser Prophezeiung hatte er recht. Bereits während der zwanzig Kilometer langen Fahrt nach Hause lag Taffy ganz ruhig und zufrieden auf dem Rücksitz und saugte an Shirleys Fingern, wenn sie sie ihm hinhielt. Ohne Zögern stieg er nach der Ankunft auf unserem Hof aus und, nachdem wir das Sackleinen entfernt hatten, trottete er hinüber zu Ferdinands Kumpanen und mischte sich unter sie, als hätte er schon immer mit ihnen gelebt. Eine halbe Stunde später trank er gierig aus einem Eimer; offensichtlich würde es keine Schwierigkeiten machen, dieses Kalb großzuziehen, denn wahrscheinlich hatte er sich in jeder Beziehung durch uns nur verbessert im Vergleich zu dem, was er vorher gekannt hatte.
Er war ganz anders als seine Gefährten aus dem Gehege. Ein Gassenjunge unter verwöhnten Wohlhabenden. Wegen seines struppigen Fells sah er abgerissen und verwahrlost aus, und der enge Kontakt mit den Menschen hatte ihm jegliche Zurückhaltung vor ihnen genommen, so daß er sogar aggressiv wurde in seinem Verlangen nach Aufmerksamkeit. Wenn Futter winkte, konnte man sicher sein, daß Taffy als erster danach anstand. Wenn es einen Finger zu saugen gab oder eine Hand zu beschnüffeln, war er schnell zur Stelle. Sehr gern spielte er mit den Kindern, und mit Ferdinand, mit dem er fest Freundschaft schloß, raste er oft in dem Gehege herum, wobei sie vor lauter Übermut die Hinterbeine in die Luft stießen. Allmählich verwandelte sich sein rauhes Fell, es wurde glatt und glänzte schwarz, aber sein Charakter blieb genau derselbe. Er war ein gutes Beispiel für das Sprichwort: Pack bleibt Pack.
24
Die Wandererplage
S ommer hatte sich breitgemacht. In der zweiten Juniwoche kam ein Kuckuck auf seine langschwänzige, dippende Weise über den Bauernhof geflogen und setzte sich auf die hohe Esche. Von dort konnte man seinen weichen, lieblichen Ruf über die Felder klingen hören. Er schien die Sonne bezaubert zu haben, mit uns zu leben.
Sie schickte ihre warmen Strahlen über die Wiesen und ließ das Gras sprießen. Auf unserem Weg trocknete der Winterschlamm und machte seine Oberfläche steinhart. Die Sonne macht es uns leichter, morgens aus dem Bett zu schlüpfen, wenn der Wecker klingelte. Die Welt war im ganzen freundlicher geworden.
Die Milchkühe hätten dieser Feststellung sicher zugestimmt, wenn sie mal eine Pause gemacht hätten, um darüber nachzudenken. Jeden Morgen lagen sie wiederkäuend da und ließen sich nur ungern von dem Zweibeiner stören, der Arme schwenkend auftauchte und aufmunternd rief: »Los! Aufstehen, ihr Kühe!«
Eine oder vielleicht zwei reagierten und standen sogar auf, reckten sich, um laut und flüssig ihren Darm zu entleeren; aber alle anderen verharrten genauso wie vorher, das süße Gras und die warmen Nächte hatten sie faul werden lassen. Man mußte schon direkt zu ihnen hingehen und ihren Leibern mit dem Fuß einen Schubs versetzen. Dann, aber auch nur dann, kamen sie auf die Beine und ließen sich herab, sich in Richtung Melkstall zu schleppen.
An solchen Tagen war das Leben schön. Die Tagesproduktion an Milch betrug 180 Liter, und unser monatlicher Scheck dafür lag bei 180 Pfund. Auch wenn wir davon nicht reich werden konnten, hielten wir uns damit doch gut über Wasser. Unsere kleine Welt war in Ordnung.
Doch wir waren nicht
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