Mit Arabella fing alles an
Desinfizierungslösung. »Werd sie los, junger Mann«, riet er. »Wenn die Tiere soweit sind, lohnt es sich, sie gleich zu verkaufen, bevor Hinz und Kunz auch ihre Lämmer versteigern und die Preise wieder sinken.« Er besah sich unsere Lämmer und meinte: »Du hast ‘n paar gute alte Mutterschafe dabei. An den Lämmern wird das deutlich. Alte Mutterschafe schaffen das Heranziehen der Lämmer immer etwas schneller. Dennoch soll man nicht zu viele alte in der Herde haben, sondern immer mal wieder ein oder zwei junge Tiere hinzukaufen. Bei einer Herde muß man an einem Ende junge Schafe hinzufügen und am anderen Ende die alten rausnehmen.«
Wir begannen mit der Arbeit. Auf der einen Seite stand John, bewaffnet mit einem langen, hölzernen Paddel, um alle Schafe unterzutauchen, die nicht gleich beim ersten Schubs tief genug reingegangen waren. Der wichtigste Bestandteil dieser Lösung war ein Insektizid, das unerwünschtes Ungeziefer und Krankheiten wie Schafräude, Schmeißfliegen, Maden, Läuse und Milben vernichtete und außerdem gegen eine erneute Infektion schützte.
Ich hielt mich zurück und beobachtete, wie Billy ein Schaf packte und es in die Badewanne steckte. Das geschah fast ohne einen Spritzer. Es wurde untergetaucht, schnellte wieder hoch und kletterte triefend am anderen Ende der Wanne wieder hinaus. Durch die schräg nach hinten abfallende Aussteigerampe wurde die vom Schaf abtropfende Lösung wieder aufgefangen und floß in das Bad zurück.
Unter großem Ansporn schnappte ich mir ein umfangreiches, knochiges Mutterschaf und versuchte, es in Richtung Wanne zu befördern. Es war eine einzige Katastrophe! Trotzig stemmte es die beiden Vorderhufe auf den Boden und rückte keinen Millimeter weiter von der Stelle. Ich umschlang seine Mitte und erreichte lediglich, daß ich die beiden Hinterbeine hochheben konnte. Keinen Schritt ging es von der Stelle. Bei diesem Kampf verlor ich meinen Halt und landete mit dem Hintern auf dem feuchten, mit Schmutz bedeckten Boden.
»Weitermachen!« brüllte Old Jonathon ganz begeistert von dem Tumult.
Mein Ansehen stand jetzt auf dem Spiel. Entweder ich schaffte das Schaf oder das Schaf schaffte mich. Irgendwie konnte ich schließlich dieses verflixte Biest bis an den Rand zerren und hineinschmeißen. Es gab einen riesengroßen Platsch! Ich war durchtränkt von dem eklig anzusehenden Zeug und John auch.
»Jetzt seid ihr beide gegen Maden geschützt!« brüllte Old Jonathon vor Lachen.
Billy bekam Mitleid mit mir. »Sehen Sie mal her«, sagte er ruhig. Er packte ein anderes Schaf, drehte es um und trieb es mit der größten Leichtigkeit rückwärts in die Wanne. »Mit dem Arsch zuerst, das ist der Trick! So kriegen sie nicht mit, was auf sie zukommt.«
Bei meinem nächsten Versuch klappte es schon viel besser. Außerdem hatte ich im stillen beschlossen, Billy die größeren Schafe zu überlassen und mich mit den kleineren und den Lämmern zufriedenzugeben. Eine weise Entscheidung. In beachtlichem Tempo schleusten wir die Tiere durch, so daß sie am anderen Ende in regelmäßiger Folge wieder auftauchten.
Als wir die Hälfte hinter uns hatten, forderte Old Jonathon uns auf, zu pausieren; er verschwand im Haus und kam mit einer Tafel Schokolade für Vicky, einem großen irdenen Krug mit Apfelwein und einem Trinkhorn wieder heraus.
Auf seinen Apfelwein war er stolz. Alljährlich kaufte er etwa zwei Tonnen Äpfel und machte daraus dieses klare, herbe Getränk, das in der Umgebung einen guten Ruf hatte. Man hatte mich gewarnt, nicht unmäßig davon zu trinken. »Versuch dieses mal«, sagte er und schenkte großzügig ein. »Dadurch wird der Geschmack nach Desinfektionsmittel aus deinem Mund gewaschen.«
Bereits der erste Schluck konnte mich davon überzeugen, daß er recht hatte — oder daß der Geschmack danach, wenn auch nicht ganz ausgemerzt, so doch besser zu ertragen war.
Wir lehnten an den hölzernen Planken, sprachen über Dinge, die mit der Landwirtschaft zu tun hatten, und ließen das Horn kreisen, bis ich schließlich zu Old Jonathon sagte: »Ich habe genug, danke, sonst lande ich am Ende noch mit den Schafen in der Wanne.«
»Wär nicht schlecht für dich«, erwiderte er. »Hält die Fliegen fern.« Aber er drängt mich nicht, weiterzutrinken, und bald waren wir wieder bei der Arbeit.
Vielleicht half der Apfelwein tatsächlich. Die Schafe schienen jetzt leichter und friedlicher zu sein, und nach kurzer Zeit brauchten wir nur noch ein paar flinke Lämmer
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