Mit Arabella fing alles an
zeigte sich bereits am nächsten Morgen, als die Kühe zum Melken antraten. Dort, in der Mitte der Herde, marschierten zwei Lämmer. Offensichtlich hatten sie sich dazu durchgerungen, lieber Kühe als Schafe’zu sein. Die Kühe ihrerseits — Gaffer, Whitey und die übrige Gesellschaft — warfen ihnen zwar erstaunte Blicke zu, aber sie erhoben keinen Protest. Sie betrachteten sich nicht als geschlossene Gesellschaft, sondern lebten eher nach der Devise: leben und leben lassen.
Aus Zeitmangel konnte ich mir leider beim Melken nicht erlauben, den beiden zu erklären, was der wesentliche Unterschied zwischen einem Lamm und einer Kuh ist. So konnte ich ihnen nur mit dem Gummistiefel drohen und sie rauswerfen. Als ich sie das letzte Mal an diesem besonderen Tag sah, humpelten sie gerade untröstlich durch das Gerstefeld, dessen Mitte sie sich als Versteck ausgesucht hatten, um dort wahrscheinlich über das grausame Leben auf einem Bauernhof zu brüten.
Etwa drei Wochen nach ihrer Desinfizierung konnten wir mit den fetten Lämmern Geld verdienen, als wir einige zur Auktion brachten. Das war für uns ein sehr wichtiges Ereignis. Da wir noch keine Erfahrung hatten mit dem Einschätzen ihres Körpergewichts, befestigten wir eine Federwaage an einem vorstehenden Deckenbalken im Viehhof, wickelten scheinbar geeignete Lämmer in einen Sack und hängten sie an die Waage, um deren Gewicht festzustellen. Wir suchten nach Lämmern mit mehr als achtzig Pfund, die eine gute Portion Fleisch auf den Knochen hatten. Bei dieser ersten Wahl hatten wir keine Mühe, genügend zu finden; wir suchten vierzehn Stück heraus und beluden mit ihnen Old Lil.
Beim Wegfahren winkte uns Shirley hinterher, und wir fuhren mit der Zuversicht los, einen guten Preis für die Lämmer zu erhalten. Der alte Dieselmotor tuckerte fröhlich vor sich hin, und John und ich hatten von unseren Plätzen aus einen ausgezeichneten Blick über die Felder, was uns zu einer kritischen Diskussion über die Arbeit der Nachbarn und deren Viehherden anregte. Selbst Old Lils Gerattere klang in unseren Ohren heute melodischer als sonst. Auf der Hauptstraße wurden wir von Freunden in besseren Autos, die zum Teil sogar teure Viehanhänger hinter sich herzogen, unter spöttischem Gehupe und Gewinke überholt. Wir störten uns nicht daran, denn wir fuhren ja in die richtige Richtung und würden mit Sicherheit einmal am Ziel ankommen.
Dort angelangt, stellten wir uns in die Schlange derjenigen Autos, die Lämmer zum Verkauf brachten, und bald waren wir dran, Old Lil rückwärts gegen die Entladungsrampe zu fahren. Ein fröhlicher Mann mit Kunststoff stutzen über den Hosenbeinen fragte uns: »Wie soll’n sie eingeteilt werden, Boß?«
»Zwei Boxen zu je sieben Stück.«
Er warf einen kurzen Blick auf die Lämmer, die John aus dem Lieferwagen trieb. »Nicht möglich, sind nur dreizehn da.«
»Vierzehn, ich hab’ sie selber Stück für Stück ins Auto gezählt.«
Ein Gehilfe gesellte sich zu uns und lachte: »Sie sollten noch mal zur Schule gehen, Boß. Es sind wirklich nur dreizehn.«
Sie hatten recht. Es waren nur dreizehn. »Also, dann ein Gehege mit sieben und eins mit sechs«, sagte ich völlig perplex.
»Mach’n Sie sich nichts draus«, erwiderte der erste von beiden, »auch wenn Sie nicht zählen können, hab’n Sie doch prima Lämmer großgemacht.«
John war genauso verblüfft wie ich. Wir beobachteten, wie die Männer die Lämmer in zwei Gruppen teilten, sie über die Waage laufen ließen und dann in Boxen sperrten. Ich füllte das Formular aus, das notwendig war, um eventuelle staatliche Zuschüsse zu beanspruchen, und dann gingen wir noch schnell einen Tee trinken, bevor die Auktion begann. Keiner von uns sprach ein Wort über die rätselhafte Angelegenheit, bevor wir nicht ein paar Schlucke getrunken hatten.
»Die Autotür war ganz fest verriegelt«, wagte John schließlich zu sagen. »Auf keinen Fall haben sie die Tür aufmachen können. Selbst wenn es ihnen gelungen wäre, wären alle verschwunden und nicht nur eins. Wir müssen uns verzählt haben.«
Der lange Stan kam herein und dröhnte durch den Raum: »Erst bindet ihr Schleifen um die Lämmer und jetzt habt ihr so viele, daß ihr sie nicht mehr zählen könnt, hat man mir erzählt.« Die Geschichte mit dem verschwundenen Lamm hatte sich bereits herumgesprochen. Uns blieb nichts anders übrig, als es lächelnd zu ertragen.
Die beiden Gehege wurden zu einem guten Preis verkauft. Wir konnten zehn
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