Mit dem schlimmen Zwilling im Bett
sich geheim, und sie kämpfte oft mit dem Bedürfnis, so betrachtet zu werden wie sie wirklich war. Leider war sie sich nicht immer sicher, wer sie eigentlich war. Die Frau, die an der Stange tanzte und einmalige Sexabenteuer für eine Nacht hatte? Oder die Universitätsangestellte, die selten fluchte und zu Hause Nächte vor dem Fernseher mit ihren Freunden Ben & Jerry genoss. Oh, sie wusste, dass sie beides war, genau wie Max sowohl der schlimme Junge als auch der gute Kerl war. Die Frage war, wo die Linie gezogen wurde.
Was Grace wahrlich wusste, war, dass sie einsam war. Beide Elternteile waren Einzelkinder gewesen, deren Eltern gestorben waren, bevor Grace geboren wurde. Keine Eltern, keine Großeltern, keine Tanten, Onkel, Cousins, Cousins zweiten Grades – nichts.
Von Kindesbeinen an hatte sie allein Entscheidungen treffen müssen. Sie sorgte für sich selbst. Jeden Tag trieb sie sich weiter an, weil sie keine Wahl hatte. In der Zwischenzeit gab es außer Melina und Lucy beklagenswert wenige Leute, denen sie vertraute. Und selbst dann teilte sie niemals alles mit ihren Freundinnen.
Doch das war nicht Max‘ Problem. Er war von Menschen umgeben, die ihn bewunderten; seine Familie, seine Anhänger und Fremde gleichermaßen. Er schien wahrlich sein Leben zu lieben. Die Bühne. Die Frauen. Den Ruhm.
Was auch immer sie in jenem Moment im Club gesehen hatte, als er verwundbar ausgesehen hatte, es bedeutete nicht, dass er sich alleine fühlte. Es bedeutete nicht, dass er sich nach Liebe sehnte. Nicht so wie sie. Und sicherlich bedeutete es nicht, dass sie je die Frau sein würde, die ihm das geben könnte.
Sie schaute noch einmal auf das Bild des schlafenden Babys und diese Sehnsucht, über die sie nachgedacht hatte, zerriss sie. Sie wollte ein Kind. Brauchte ein Kind. Sie würde nicht warten, bis sie älter war, um den perfekten Mann zu finden und zu hoffen, dass sie lang genug leben würde, um zu sehen, wie ihr Kind heranwuchs und erwachsen wurde. Sollten die anderen sie für närrisch halten, dennoch, ohne zu berücksichtigen, was sie für Max im Bett aufgab, war sie eine Frau mit Kontrolle und mit einem Plan.
Max zuerst, aber nicht für immer.
Ihr Kind, ihre Familie – das wäre etwas anderes.
Sie warf einen schnellen Blick zur Männerumkleide. Immer noch kein Max. Ungeduldig tippte sie mit ihrem Fuß, blätterte durch die übrigen Zeitschriften und nahm dann eine über Triathlon. Sie las gerade über die verschiedenen Möglichkeiten, sich auf ein Rennen vorzubereiten, und fragte sich nebenbei, ob dieselben Regeln auch galten, wenn man sich auf einen Sexmarathon vorbereitete, als …
„Bereit?“ Die ruhige, tiefe männliche Stimme kam von hinter ihr.
Sie fuhr herum, ließ die Zeitschrift fallen und begutachtete Max. Enge Jeans, gerade richtig eng anliegend, ein weißes Oxford-Hemd mit bis zu den Ellbogen aufgerollten Ärmeln und Segeltuchschuhe. Lecker. Mit seinem Arm über der Rückenlehne beugte er seinen Körper leicht näher zu ihr, und sein ganz-männlicher Duft hüllte sie völlig ein. Kurz schloss sie die Augen und stellte sich diesen Duft überall auf ihrem Körper vor und all die herrlichen Möglichkeiten, wie er dorthin gekommen sein könnte. Mit einem lautlosen Stöhnen klappte sie die Augen wieder auf und schenkte ihm ein fröhliches Lächeln.
„Bereit“, sagte sie und verfiel sofort in Panik. Er sah gut aus. Gut genug, um vernascht, geküsst, liebkost und genommen zu werden. Aber er hatte es ja klar gemacht, dass er derjenige wäre, der das Nehmen übernehmen würde.
Was wäre, wenn ich nicht dafür bereit bin? Wenn er wirklich etwas wahrhaft Ausgefallenes täte? Werde ich es zulassen? Werde ich ihn sehen lassen, wie sehr ich es genieße?
Plötzlich ging Max vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hände in seine. „Atme, Dixie!“, sagte er.
Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte, aber bei seinem sanften Befehl atmete sie aus und saugte dann wieder eine größere Dosis ein. Er grinste und fragte wieder: „Bereit?“ Doch diesmal war es ein geheimnisvolles, raues Fast-Flüstern, mit Versprechungen angefüllt, die sie beinahe lauf aufseufzen ließen. Sie nickte, und gleichzeitig standen sie auf.
Während der zehnminütigen Fahrt zurück in ihr Hotel unterhielten sie sich über belanglose Dinge, wie zum Beispiel ob die Neunundvierziger dieses Jahr eine Chance hätten, den Super Bowl zu gewinnen, wie rund Melina geworden war und über die Zaubershow. Obwohl
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