Mit dem schlimmen Zwilling im Bett
sagte Rachel, „erinnerst du dich, wie ich dir erzählt habe, dass ich zwei Jungs habe? Das ist Max.“
Das kleine Mädchen schaute erst Max an, dann Grace, dann wieder Max, und schmiegte sich noch näher an Rachel, da es sich offensichtlich unbehaglich fühlte. „Er ist kein Kind. Er ist ein Erwachsener.“
„Entschuldigung“, sagte Donna wieder. „Sie fühlt sich nicht so wohl mit Fremden.“
„Das ist schon okay“, sagte Max. „Chloe, du hast Recht. Ich bin definitiv kein Kind mehr. Beide Kinder von Rachel und Jack sind erwachsen. Aber bloß weil wir erwachsen sind, heißt das nicht, dass wir nicht auch Spaß machen können. Tatsächlich …“ Er machte einen Schritt auf seine Mutter zu und streckte die Hand aus, als wollte er Chloe übers Haar streichen.
Grace hielt den Atem an. Auch wenn sie schon älter war, als ihre Eltern starben, hatten fremde Personen, die sich ihr näherten, sie immer erschreckt. Max sollte es besser wissen und einem Kind nicht so direkt nahe kommen, vor allem wenn dessen Mutter ihn schon darauf hinwies, dass das Kind sich vor Fremden fürchtete.
Aber dann strich er mit seiner Hand seiner Mutter über den Kopf, zwickte ihr ins Ohr und hatte plötzlich einen großen Silberdollar in der Hand, den er Chloe zeigte. „Überprüf‘ den mal, Chloe! Wusstest du, dass Rachel einen Dollar in ihrem Ohr hatte?“
Chloe starrte den Silberdollar intensiv an, dann kehrte ihr Blick mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Konzentration zu Max‘ Gesicht zurück. „Sie hatte kein Geld in ihrem Ohr. Du hast das gemacht.“
Max schmunzelte. „Ja. Weißt du wie?“
Chloe schüttelte den Kopf.
„Zauberei!“
Bei diesem Wort runzelte das Mädchen die Stirn und kniff die Augenbrauen zusammen. „Sowas wie Zauberei gibt’s nicht.“
„Bist du dir da sicher? Hier“, sagte Max, „steck‘ mal deine Finger in deine Ohren! Schau nach, ob dort Geld versteckt ist!“
Sofort steckte Chloe ihre Finger in ihre Ohren und zog sie dann mit einem zufriedenen Ausdruck auf ihrem Gesicht wieder heraus. „Kein Geld.“
„Ich wette, du hast Unrecht.“
Das Mädchen grinste. „Kein Geld!“, schrie sie aufgeregt.
Max streckte seine Hände aus, mit den Handflächen nach oben, zeigte Chloe, dass er nichts in den Händen hielt. Dann schwebten seine Hände über ihre Ohren und holten einen Dollar hervor, in jeder Hand einen. „Und wie nennst du das?“, fragte er.
Ein großes Lächeln breitete sich über Chloes Gesicht aus. Sie packte die Silberdollars, wand sich aus Rachels Armen und rannte zu ihrer Mama hinüber. „Max hat gezaubert. Er hat Geld in meinen Ohren gefunden. Darf ich es behalten?“
Donna wollte gerade den Kopf schütteln, aber Rachel sagte schnell: „Natürlich. Max hat es als Geschenk gemeint. Und ein Geschenk von Max ist das Beste, was ein Mädchen bekommen kann, weil er Geschenke nicht einfach irgendjemandem gibt. Nur denen, die etwas Besonderes sind. Und du bist besonders“, sagte Rachel, während sie Chloe in die Nase zwickte. Rachel schaute auf Grace und lächelte, als ob sie sowohl zu ihr als auch zu Chloe sprechen würde.
Donna lachte und sagte: „Okay, also was sagst du, wenn jemand dir ein Geschenk gibt?“
„Danke“, sagte Chloe süß, ehe sie ihre Arme um Max‘ Knie legte und sie fest drückte. Grace fühlte, wie sich Wärme in ihrer Brust ausbreitete. Sie war gerührt durch das, was Max getan hatte, aber auch durch die deutliche Zuneigung von Chloe, sowie durch die Botschaft, die Max‘ Mutter dem kleinen Mädchen mitgegeben hatte. Und auch Grace.
Rachel öffnete eine Schublade, nahm ein gefaltetes Blatt Papier heraus und reichte es Donna. „Hier sind alle Notfallnummern für dich, Donna, einschließlich Hotel und Tierarzt. Vielen Dank nochmal, dass du auf Houdini aufpasst.“
„Jederzeit gern, Rachel“, erwiderte Donna und setzte das Baby auf ihre andere Hüfte. Sie wandte sich an ihre Tochter. „Chloe, es ist Zeit, auf Wiedersehen zu Rachel zu sagen.“
„Und zu Max“, sagte Chloe prompt und umarmte dann Max nochmal, der schmunzelte und ihr Haar zerzauste.
„Ich hoffe, ich sehe dich bald wieder, Chloe“, sagte er.
Nachdem Donna es geschafft hatte, ihre Tochter aus dem Haus zu bekommen, schenkte Rachel eine weitere Tasse Kaffee ein. „Würdest du deinem Vater helfen, die Terrassenmöbel aufzuräumen, Max?“
Grace bemerkte einen stummen Blick, der zwischen Max‘ Eltern hin- und herging, der klar machte, dass Rachel mit Grace allein sein
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