Mit dem Segen der Queen
darüber spekuliert, was die Braut wohl tragen würde, und gold- und silberdurchwirkte Stoffe, scharlachroter Samt, purpurfarbener Satin und Hermelin wurde herbeigetragen. Emily wusste, denn das hatte ihre Mutter erzählt, dass die Königin dafür sorgen wollte, bei diesem Anlass als Braut zu erscheinen und nicht als Regentin, daher würde sie weder Staatsgewänder tragen noch eine Krone, denn das würde ihren Bräutigam erniedrigen. Doch die Countess verriet nicht, was genau die Königin tragen würde, nur, dass das Material für ihr Kleid in Spitalfields gewebt worden war, und dass die Spitze die Klöpplerinnen in Honiton eine Weile beschäftigt hatte.
Was Emily während der Fahrt von Buckingham Palace zur Upper Brook Street beschäftigte, war aber nicht die königliche Hochzeit, sondern ihre eigene. Wie könnte sie ohne Margarets Hilfe Richard eine Nachricht zukommen lassen? Wie konnte sie ihn treffen? Sie musste ihn sehen, nicht nur, weil ein Tag ohne sein liebes Gesicht ein trauriger Tag war, sondern auch, weil sie ihm versichern musste, dass sie nicht aufgegeben hatte und das auch niemals tun würde. Gewöhnlich war sie nicht ungehorsam, aber sie konnte Richard nicht aus ihrem Leben verbannen, sie konnte es einfach nicht.
„Ich muss Richard mitteilen, was geschehen ist“, sagte sie zu Margaret, als die Familienkutsche sie nach Hause brachte.
„Falls du mich bitten willst, ihm eine Nachricht zu überbringen, so muss ich das zu meinem Bedauern wohl ablehnen“, sagte Margaret. „So sehr ich dich auch liebe und mit dir fühle, so wage ich nicht, mich der Countess zu widersetzen. Sie ist schon ziemlich böse mit mir.“
„Ich weiß.“ Emily seufzte tief. „Aber du könntest Constance Anderton eine Nachricht von mir überbringen und sie bitten, mich zu besuchen. Dagegen hätte Mama doch wohl nichts einzuwenden?“
„Nein, aber es kommt auf den Grund dafür an …“
„Bitte, Margaret, ich flehe dich an. Du musst nicht zuhören, wenn Constance und ich uns unterhalten. Soweit es dich betrifft, geht es um nichts anderes als um ein wenig Geplauder über die Hochzeit der Königin.“
„Na schön.“ Margaret seufzte. Emily hatte ihren eigenen Kopf, und dann war es schwer, ihr zu widersprechen.
3. KAPITEL
Nachdem die beiden Mädchen sich in Emilys Schlafzimmer niedergelassen hatten, wollte Constance nichts anderes tun, als über die königliche Hochzeit reden und die Feste, zu denen sie eingeladen waren, wer wohl kommen und was sie anziehen würde. Es dauerte eine Weile, ehe Emily auf Richard zu sprechen kommen konnte. Margaret befand sich nebenan im Ankleidezimmer und beschäftigte sich mit Emilys Garderobe, und Jeannette, Constances Gesellschafterin, war bei ihr.
„Constance, kannst du ein Geheimnis bewahren?“, fragte sie, als sie das Thema der Hochzeit erschöpfend behandelt hatten.
„Ein Geheimnis?“ Das Mädchen sah auf. Im Gegensatz zu Emily hatte es helles Haar, blaue Augen und trug am liebsten Rosa, Hellblau und Blassgrün, während Emily mit ihrem dunklen Haar und den haselnussbraunen Augen kräftigere Farben bevorzugte. An diesem Tag war sein Kleid gelbgrüngestreift. „Ach, erzähl!“
„Nur wenn du versprichst, es keinem Menschen weiterzuerzählen.“
„Natürlich tue ich das nicht!“
„Du erinnerst dich an Lieutenant Richard Lawrence?“
„Ja, er war auf meinem Ball. Sag nicht, du hast eine Schwäche für ihn?“
„Mehr als das. Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.“
„Emily! Und du hast mir nie etwas gesagt, dabei bin ich deine beste Freundin!“
„Es ist erst zwei Tage her. Und ich bin froh, dass du meine Freundin bist, denn ich will dich um etwas bitten.“
„Oh.“ Das klang matt.
„Mama hat mir verboten, ihn zu sehen, und ich will ihm eine Nachricht schicken. Würdest du ihm einen Brief überbringen?“
„Aber Emily, ich kenne ihn kaum. Er ist ein Freund meines Bruders, sie waren zusammen bei der Marine. Er war nur zu dem Ball eingeladen, damit das Verhältnis stimmte. Ich kann ebenso wenig zu ihm Kontakt aufnehmen wir du. Meine Eltern würden es nie erlauben.“
„Was soll ich sonst tun? Ich muss ihm doch sagen, warum ich ihn nicht treffen kann. Er wird auf mich warten, und wenn ich nicht komme, wird er denken, mir liegt nichts mehr an ihm. Und nichts könnte weniger wahr sein. Ich liebe ihn unendlich.“
„Wo wartet er auf dich?“
„Am Tor zum Green Park.“
„Ich kann nicht einfach zum Park gehen und ihm eine Nachricht bringen. Oh, Emily, auch
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