Mit dem Segen der Queen
wollten. Länger konnte die Queen nicht ihren Pflichten fernbleiben.
Damit war er vorbei, der große Tag, und trotz des schlechten Wetters war alles gut gegangen. Bis zum nächsten Mal war die Dienstzeit der Countess nun vorüber, und während die Queen sich auf Schloss Windsor aufhielt, hatte Emily frei bekommen. Sie konnten nach Hause fahren. Am nächsten Tag würde die Familienkutsche sie abholen.
Sie lag lange wach und ging wieder und wieder ihre Argumente durch, von denen eines das war, was die Queen gesagt hatte: je höher der eigene Rang ist, desto schwieriger ist es, jemanden zu finden, der dazu passt, und ich halte das nicht für so wichtig wie mancher anderer. Das hängt von den Qualitäten des fraglichen Gentlemans ab. Gewiss würde das ihre Mutter überzeugen, vor allem, weil diese wusste, dass die Meinung der Queen im Zweifel mehr zählte als ihre eigene.
Ihre unruhige Nacht hatte zur Folge, dass sie am Morgen lange schlief, sodass die Zofe ihrer Mutter sie weckte, um ihr zu sagen, dass die Countess sie in ihren Gemächern erwarte und dass sie sich beeilen solle mit dem Anziehen.
Eine halbe Stunde später war sie unterwegs zum Zimmer ihrer Mutter und entdeckte erstaunt, dass der Raum voller Menschen war, und noch erstaunlicher schien ihr, dass einer davon Richard war. Wie es aussah, war ihr Ungehorsam entdeckt worden, und jetzt würde nicht nur sie getadelt werden, sondern auch Richard. Dabei war es nicht seine Schuld. Sie machte sich bereit, um ihn zu verteidigen, auch gegen eine Überzahl. Ihre Eltern standen am Kamin. Als sie eintrat, erhob sich ein untersetzter Mann mit einem runden, gerötetem Gesicht und einem Vollbart, dasselbe tat ein Mann in der Kleidung eines Geistlichen, der Richard recht ähnlich sah. Auf dem Sofa saß eine rundliche Frau mittleren Alters, die Emily mit ihren blauen Augen neugierig musterte.
„Emily“, setzte ihr Vater an. „Dies ist Baron Mingen.“ Er deutete auf den Mann, der neben ihm stand. „Er ist ein angeheirateter Onkel von Lieutenant Lawrence. Baron, meine Tochter, Lady Emily.“
Emily knickste, und ihr Vater fuhr mit seinen Vorstellungen fort. „Reverend Mr. Lawrence und Mrs. Lawrence, die Eltern des Lieutenants.“ Emily knickste wieder und wünschte, er würde weitersprechen. Die Anspannung ließ ihr Herz viel zu schnell schlagen, und sie zitterte am ganzen Körper.
„Sie sind gekommen, weil der Lieutenant dich etwas Bestimmtes fragen möchte“, fuhr ihr Vater fort. „Er hat darum gebeten, selbst mit dir sprechen zu dürfen, und es wurde ihm erlaubt.“
„Tatsächlich?“ Sie konnte ihren Ohren kaum trauen. „Aber …“ Sie drehte sich zu Richard um. Er lächelte, aber er sagte nichts.
„Ja“, erwiderte ihr Vater. „Möchtest du ihn anhören?“
„Oh ja, ja“, sagte sie und entspannte sich endlich, selbst wenn sie nicht wusste, wie diese Veränderung zustande gekommen war.
„Dann schlage ich vor, du gehst mit ihm ins Nebenzimmer und hörst dir an, was er zu sagen hat. Wir werden hier warten.“
Richard reichte ihr seinen Arm, und sie trat vor, sodass er sie in das Ankleidezimmer ihrer Mutter führen konnte. Alle Sachen der Countess waren bereits gepackt, um in die Upper Brook Street gebracht zu werden, und der Raum war bereits aufgeräumt und damit bereit für die nächste Bewohnerin. Emily achtete kaum darauf, als er die Tür schloss und sich zu ihr wandte. Sie hatte nur Augen für ihn.
„Richard, wie …“ Mehr konnte sie nicht sagen, denn Richard zog sie in seine Arme und küsste sie innig auf den Mund. Ihre Fragen wurden von diesem unerwarteten Vergnügen erstickt, und es dauerte ein Weilchen, bis sie beide nach Luft rangen und lachen mussten.
„Richard, wie kommt das?“, fragte sie schließlich. „Ich durfte nicht mit dir sprechen oder irgendwie mit dir in Verbindung treten, und Mama zufolge kam eine Hochzeit überhaupt nicht infrage.“
„Ich weiß. Das kommt alles durch meinen deutschen Onkel. Du erinnerst dich, dass ich dir erzählt habe, meine Tante Matilda habe einen deutschen Baron geheiratet. Nun, das ist Baron Mingen. Er gehört zum Gefolge von Prinz Albert, und als ich mit dem Prinzen sprach …“
„Du hast mit dem Prinzen gesprochen?“, wiederholte Emily überrascht.
„Ja, wir hatten ein langes Gespräch während der Überfahrt, er wollte alles über mich wissen, und ich habe ihm von dir erzählt. Ehe er Dover verließ, schickte er nach Baron Mingen und stellte uns einander vor, und ich berichtete ihm von
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