Mit dem Segen der Queen
wenn du meine Freundin bist, das wage ich nicht.“
„Dann muss ich mich meiner Mutter widersetzen und selbst gehen. Ich werde ihn nicht aufgeben, auf keinen Fall. Lieber würde ich mit ihm durchbrennen.“
„Emily, ich flehe dich an, tu das nicht. Der Skandal wäre zu groß, und denke doch nur an deine armen Eltern. Und wie würdest du leben? Er ist schließlich nur ein Lieutenant.“
„Das weiß ich alles. Er hat es mir selbst gesagt, aber ich war mir sicher, dass ich Mama überreden könnte, und ich glaube es immer noch. Das Problem ist, dass sie im Moment so wenig Zeit für mich hat.“
„Dann hab Geduld.“
„Ach, du bist keine große Hilfe.“
Constance überlegte. „Ich könnte Freddie bitten, Lieutenant Lawrence zu sagen, dass du ihn nicht treffen kannst. Mehr wage ich nicht.“
Emily dachte darüber nach. Das bedeutete, dass auch Constances Bruder an der Verschwörung beteiligt wurde, und je mehr Menschen davon wussten, desto größer war das Risiko, dass ihre Mutter von ihrem Ungehorsam erfuhr. Andererseits – es könnte ein sicherer Weg sein, mit Richard in Verbindung zu bleiben. „Ach, würdest du das tun? Oh, danke, danke! Ich gebe dir eine Nachricht für ihn.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich eine Nachricht überbringen lasse.“
„Aber das wirst du doch tun, oder? Ich muss ihm mit meinen eigenen Worten sagen, dass …“
„Genug, Emily! Erzähl mir nichts mehr. Ich will es gar nicht wissen. Schreib deinen Brief.“
Emily war vorbereitet und hatte bereits eine Nachricht verfasst, und so dauerte es nur einen Moment, bis sie sie Constance gegeben hatte, die sie in ihre Rocktasche steckte, kurz bevor Margaret und Jeannette zurückkamen. Emily und Constance wandten sich ihnen mit Unschuldsmienen zu und verwickelten sie in ein Gespräch über die Hochzeit der Queen und Betrachtungen über den Bräutigam. Sie kamen zu dem Schluss, dass er sehr gut aussah, nur ein wenig ernst. Aber vielleicht lag das daran, dass die mächtigste Monarchin der Welt ihn zum Gefährten erkoren hatte, und er würde sich ein wenig entspannen, wenn er sich an sein neues Leben gewöhnt hatte. Emily hörte dem Gespräch nur halb zu. Ihre Gedanken kreisten um Richard und wie er wohl auf ihren Brief reagieren würde.
4. KAPITEL
Lieutenant Richard Lawrence saß in einer Ecke von Fladong’s Salon, einem Hotel, das bei Marineoffizieren sehr beliebt war, bis es Zeit war, um nach Green Park und zu seinem Treffen mit Emily zu gehen.
Wie er sich in sie hatte verlieben können, obwohl er sich selbst und allen, die es hören wollten, immer wieder gesagt hatte, dass er nicht heiraten würde, ehe er mindestens Captain war, das wusste er selbst nicht zu sagen. Doch er war von dem Augenblick an von ihr bezaubert gewesen, da er sie im Ballsaal der Andertons hatte sitzen sehen. Sie hatte reizend ausgesehen in einem Kleid, dessen Farbe er nur mit reifen Beeren beschreiben konnte. Es hatte einen gerade Ausschnitt gehabt, das die Rundung ihrer Brust betonte, und kleine Puffärmel mit üppigem Spitzenbesatz, durch die ihre Taille so schmal wirkte, dass er am liebsten die Hände darum gelegt hätte.
Er hatte sie um einen Tanz gebeten und festgestellt, dass sie klug war, geistreich und einen Sinn für Humor besaß, den er bei den zarten Pflänzchen vermisst hatte, die er an diesem Abend sonst getroffen hatte. Und sie besaß ein schönes Gesicht. Daran dachte er, an ihre großen haselnussbraunen Augen, die rosigen Wangen und den herzförmigen Mund, der zum Küssen wie geschaffen schien, als Freddie Anderton ihm gegenüber Platz nahm und seinen Traum zerplatzen ließ.
„Da bist du ja, Richard. Ich habe dich überall gesucht.“
„Warum? Müssen wir den Dienst antreten?“
„Noch nicht. Ich glaube nicht, dass wir die Ariel und die Firebrand wiedererkennen werden, so reichlich sind sie für den Prinzen geschmückt worden. Zweifellos müssen wir enger zusammenrücken, um für die Entourage Platz zu schaffen.“ Richard diente auf der Ariel , Freddie auf der Firebrand , einem weiteren Dampfschiff, das Prinz Albert zur Verfügung gestellt werden sollte.
„Zweifellos.“
„Worüber hast du nachgedacht?“
„Geht dich nichts an.“
„Lass mich raten. Eine junge Lady. Eine junge Lady namens Emily.“ Bei Richards erschrockenem Blick musste der Freund lächeln. „Hast du gedacht, das wäre ein Geheimnis? Es steht dir ins Gesicht geschrieben: Ich bin verliebt!“
„Ich leugne es nicht. Doch es liegt ein Schatten auf unserem
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