Mit der Hoelle haette ich leben koennen
Extrembelastungen zurückzuführen sind.
Die Erkrankungsrate der eingesetzten Soldaten an Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) nach friedensschaffenden (UN-) Einsätzen liegt nach bisher vorliegenden internationalen Untersuchungsergebnissen zwischen 3% und 8%, je nach Einsatzland und Einsatzbelastungen. Sie kann bei spezifischen Belastungen merklich höher liegen: Bei den niederländischen UN-Soldaten, die 1995 in Srebrenica/Bosnien-Herzegowina untätig bei dem Massaker an den zirka 8000 bosnischen Muslimen zusehen mussten, gab es 8% PTBS und 29% partielle PTBS (behandlungsbedürftige Teilsymptome). Verlässliche aktuelle Zahlen für die Bundeswehr über die Häufigkeit einsatzbedingter psychischer Störungen existieren bisher nicht. Anfang 2010 wurde eine erste Studie begonnen, die die Häufigkeit behandlungsbedürftiger seelischer Erkrankungen bei Soldaten der Bundeswehr untersuchen soll.
Anhand der behandelten Soldaten ist bereits ein deutlicher Anstieg seelischer Erkrankungen in den letzten Jahren festzustellen. Wie viele Soldaten unerkannt erkrankt sind oder sich trotz Erkrankung aus Angst vor Stigmatisierung und Benachteiligung in ihrer beruflichen Karriere nicht melden, ist nicht bekannt und soll durch diese Studie untersucht werden.
Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung
Wiedererinnerung
- Wiederholte aufdrängende Erinnerung oder Wiederinszenierungen der Ereignisse in Gedächtnis (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Tagträumen oder Träumen
Erhöhtes Erregungsniveau
- Zustand erhöhter vegetativer Übererregbarkeit mit Vigilanzsteigerung /übermäßiger Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit
Rückzug
• Andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit gegenüber anderen Menschen, Anhedonie (Verlust der Lebensfreude)
• Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen können
• Angst und Depressionen mit Suizidgedanken, Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum
• akute Ausbrüche von Angst, Panik, Aggression, ausgelöst durch Erinnerung/Wiederholung des Traumas, sog. triggern
Im Zuge von Kampfhandlungen steigen die Erkrankungsraten bei Soldaten deutlich an. So haben Studien der US-Army (Walter Reed Army Institute of Research 2004) an über 6000 Soldaten in Afghanistan und im Irak ergeben, dass nach dem Irak-Einsatz zirka 16,5% und nach dem Afghanistan-Einsatz 11% der US-Soldaten an Depressionen, Angstzuständen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen litten. Fast alle Soldaten aus dem Irak-Einsatz wurden selbst Opfer eines bewaffneten Angriffs und
mussten Schusswaffen gebrauchen. Viele mussten mitansehen, wie Kameraden schwer verletzt oder gar getötet wurden.
Allerdings begaben sich nur gut ein Viertel der Soldaten mit behandlungsbedürftigen psychischen Störungen in fachkundige Betreuung. Sie wollten nicht als weich gelten, fürchteten den Verlust des Vertrauens ihrer Kameraden und der Vorgesetzten und hatten Angst davor, Nachteile in ihrer beuflichen Entwicklung in Kauf nehmen zu müssen. Nur 25% glauben überhaupt nicht an die Wirksamkeit psychotherapeutischer Unterstützung.
Dies ist tragisch, denn es gibt einerseits mittlerweile gut untersuchte Behandlungsmethoden und andererseits gilt als erwiesen, dass es bei nicht behandelten PTBS vermehrt zu dienstlichen Ausfallzeiten, vorzeitigen Dienstunfähigkeiten, zu Scheidungen, Suchtentwicklungen sowie zu sozialer Desintegration kommen kann. Der Dienstherr steht hier also genauso wie bei körperlichen Verletzungen in seiner Fürsorgepflicht.
Psychosoziale Unterstützung im Rahmen der Bundeswehr
Zur frühzeitigen Intervention nach belastenden Ereignissen, die bei der Bundeswehr ja nicht nur im Rahmen der Auslandseinsätze auftreten können, sondern auch bei inländischen Katastrophen (z.B. Helfer beim ICE-Unglück von Eschede), wurden Kriseninterventionsteams (KIT) gebildet, die den Betroffenen psychische »Erste Hilfe« anbieten können.
Die wichtigste stressvorbeugende Maßnahme ist natürlich eine realitätsnahe militärische Vorbereitung auf die Einsätze in der Vorausbildung.
Aber man kann erstens nicht alles üben (z.B. das Ausheben eines
Massengrabes) und zweitens ist gute Einsatzvorbereitung nie eine »Schutzimpfung« vor PTBS.
Ein umfassendes psychosoziales Unterstützungskonzept soll sicherstellen, dass durch eine intensive Vorbereitung psychische Belastungen eventuell vermieden, rechtzeitig erkannt und
Weitere Kostenlose Bücher