Mit dir im Paradies auf Erden
Herzens stets ein Stadtkind geblieben. Gleich nachdem sie verwitwet war, hat sie sich in London eine elegante Eigentumswohnung gekauft. Dort residiert sie wie eine Herzogin, hat einen riesigen Bekanntenkreis und führt ein reges gesellschaftliches Leben. Trotzdem ist Pengarroth Hall auch für sie der eigentliche Sitz der Familie und Sebastian der große Hoffnungsträger. Sie vergöttert ihn regelrecht.“
Fleur fand das alles spannend. Ihre eigene Familie bestand nur aus ihren Eltern, und sie hatte noch nicht einmal ihre Großeltern gekannt.
Auf dem Weg zum Auto blieben Mia und Fleur in der Halle bei dem schnarchenden Hund stehen.
„Armer alter Benson.“ Mia streichelte liebevoll seinen Kopf. „Er schläft fast nur noch und ist zu nichts mehr zu gebrauchen. Sebastian will ihm jedoch keinen jungen Konkurrenten vor die Nase setzen. Außerdem hat Frank, unser Aufseher, schon genug zu tun, ohne auch noch einen Junghund abrichten zu müssen.“
Fleur schnitt ein Gesicht. „Ich glaube, ich kenne Frank. Er hätte mich wohl am liebsten sofort wegen Hausfriedensbruchs verhaftet, weil ich versehentlich das erste Tor benutzt habe.“
„Was für eine Ungeheuerlichkeit!“ Mia verdrehte die Augen. „Wahrscheinlich war es meine Schuld, einen Weg genau zu beschreiben gehört leider nicht zu meinen Stärken. War er sehr unhöflich?“
„Er hat mich umgehend zurückgeschickt und strengstens ermahnt, in Zukunft nur öffentliche Wege zu benutzen.“
Mia kicherte. „Typisch. Frank ist meistens recht kurz angebunden und nimmt es mit seinen Pflichten äußerst genau, aber für uns ist er Gold wert. Er vertritt Sebastian während dessen Abwesenheit und betreut während der Saison unsere Jagdgäste.“
Nachdem Fleur und Mia die Koffer nach oben gebracht hatten, packte Fleur aus und zog sich um. Sie wählte Jeans und einen Pullover, dessen Grün die Farbe ihrer Augen auf das Wirkungsvollste unterstrich. Dann band sie sich das Haar im Nacken zusammen, schminkte sich ab und schlüpfte barfuß in ihre Clogs. Von Make-up und eleganten Schuhen befreit, fühlte sie sich herrlich beschwingt und freute sich auf einen gemütlichen Abend mit einer ihrer besten Freundinnen.
Beinahe wäre sie auf der letzten Stufe mit Pat zusammengestoßen, so schnell lief sie die Treppe hinunter.
„Da sind Sie ja. Mia verteilt im Dorf noch Weihnachtsgeschenke und bittet Sie, im Salon vorne links auf sie zu warten. Ich bringe Ihnen sofort einen Tee.“
Fleur tat, wie ihr geheißen, und setzte sich in einen Ohrensessel, der ganz nah am Feuer stand, das in dem offenen Kamin knisterte. Die Stimmung war so weihnachtlich, wie man sie sich nur wünschen konnte, die Möbel altmodisch und bequem, der Teppich weich und schon etwas ausgeblichen, und Fleur fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Sie streifte die Schuhe ab, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
Sie streckte die nackten Füße der wohltuenden Wärme entgegen und spreizte genüsslich die Zehen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, nehme ich Mias Angebot ja doch an, dachte sie schläfrig. Mir geht es hier richtig gut, und was spricht gegen eine Woche Urlaub auf Pengarroth Hall, wenn ich dabei niemandem im Wege bin?
Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, und öffnete abrupt die Augen. Sie blickte direkt in das Gesicht des Aufsehers. Er trug perfekt sitzende Designerjeans und ein dunkles Polohemd, die Hände hatte er in den Taschen – offensichtlich fühlte er sich hier ganz wie zu Hause.
„Hallo.“ Fleur kuschelte sich tiefer in den Sessel. „Da treffen wir uns ja schon wieder.“ Sie hoffte, die Erkenntnis, dass sie Gast des Hauses war, wäre ein heilsamer Schock für ihn.
Er kniff die Augen zusammen und musterte sie, ihre zierliche Figur und den Teint, der seine Zartheit offenkundig allein der Natur verdankte. Bevor er jedoch auch nur ein Wort sagen konnte, kam Mia ins Zimmer geeilt, blieb jedoch bei seinem Anblick unvermittelt stehen.
„Sebastian! Du hier?“
„Dies ist mein eigentliches Zuhause, falls du das vergessen haben solltest.“ Er umarmte sie herzlich. „Hallo, Schwesterlein.“
„Du wolltest doch erst morgen früh kommen!“
„Meine Pläne haben sich kurzfristig geändert. Ist das ärgerlich für dich?“
„Natürlich nicht! Du hast mich nur überrascht, das ist alles, Pat hat mir nämlich auch nichts verraten.“
„Sie wusste auch nichts davon. Als ich heute Vormittag angekommen bin, war sie nicht da. Statt auf sie zu warten und
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