Mit dir im Paradies auf Erden
um das Tageslicht auszunutzen, habe ich sofort einen Rundgang über das Gut gemacht – Frank hat heute nämlich frei. Hier bin ich also und hoffe, meine Anwesenheit durchkreuzt nicht eure Pläne.“
„Dummkopf, wie kommst du denn auf die Idee?“ Mia boxte ihn freundschaftlich in die Seite und ging zu Fleur, die einen roten Kopf bekommen hatte. Wie hatte sie nur so schwer von Begriff sein können! Sebastian Conway ließ sich nun wirklich nicht mit einem Aufseher verwechseln.
„Habt ihr euch schon miteinander bekannt gemacht?“, erkundigte sich Mia. „Fleur, dies ist mein Bruderherz, und dies, Sebastian, ist meine alte Freundin Fleur Richardson.“
Fleur stand auf, obwohl sie am liebsten im Boden versunken wäre, und Sebastian schüttelte ihr die Hand. „Wir haben uns bereits getroffen.“ Er betrachtete sie nachdenklich. „Sie hätten mir wirklich sagen sollen, wer Sie sind.“
Mia war irritiert. „Könnte mir bitte jemand erklären …“
„Dies ist der Mann, den ich für Frank hielt“, bekannte Fleur zögernd, und Mia musste laut lachen.
„O Sebastian! Fleur hat mir berichtet, wie unmöglich du sie behandelt hast. Wie konntest du nur?“
„Wenn ich gewusst hätte, wer Fleur ist, hätte ich sie natürlich zum Auto zurückbegleitet und ihr den richtigen Weg gezeigt. Aber du weißt ja, wie Frank sich mit den Setzlingen anstellt, wofür ich ihm ja auch äußerst dankbar bin. Deshalb habe ich die Schonung sofort nach meiner Ankunft kontrolliert – und bin prompt deiner Freundin begegnet.“
„Dann lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen und mich für mein rücksichtsloses Verhalten entschuldigen.“ Fleur täuschte eine Gelassenheit vor, die sie nicht fühlte.
„Und ich möchte mich für meine Unhöflichkeit entschuldigen“, erwiderte er.
In diesem Moment erschien Pat, um den Tee zu servieren. „Wie schön, endlich wieder Gäste hier zu haben.“ Glücklich blickte sie von einem zum anderen. „Das Abendessen ist in einer Dreiviertelstunde fertig“, verkündete sie strahlend, bevor sie sich wieder zurückzog.
Die drei tranken Tee und unterhielten sich, wobei sich Fleur Sebastians Anwesenheit stets bewusst war. Seine langen Beine, die breiten Schultern und vor allem seine energischen Gesichtszüge beeindruckten sie tief. Dieser Mann besaß eine ausgeprägte Persönlichkeit. Seinen Willen durchzusetzen und die Zügel in der Hand zu halten schien für ihn eine Selbstverständlichkeit zu sein. Das war ihm angeboren und würde sich niemals ändern.
Auch Sebastian dachte über Fleur nach, während Mia lebhaft und ausführlich über die Neuigkeiten in ihrem Leben berichtete. Fleur war so ganz anders als die Frauen, die ihm seine Schwester bisher als Freundinnen vorgestellt hatte. Weder machte sie ihm schöne Augen, noch versuchte sie mit anderen Mitteln, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Sie war äußerst attraktiv, das musste er zugeben, und dem nach zu urteilen, was sie über ihre Forschungsarbeit berichtete, auch überdurchschnittlich intelligent. Gerade deshalb irritierte ihn, wie zurückhaltend sie war.
Arroganz war es nicht, Fleur wirkte eher einsam und traurig. Warum ging ihm das so zu Herzen? Abrupt stand er auf und ging zum Barschrank, um für alle einen Aperitif einzuschenken.
2. KAPITEL
„Das war mein schönstes Weihnachtsfest“, gestand Fleur, während sie Mia und Pat beim Aufräumen der Küche half.
Zusammen mit ihrer Mutter Beryl hatte Pat die ganze Gesellschaft während der Feiertage mit den ausgefallensten Köstlichkeiten versorgt. Jetzt, nachdem die Gäste abgereist waren, kehrte langsam der Alltag wieder ein.
„Vielen Dank für all die viele Arbeit, Pat“, meinte Mia. „Du bist wirklich die beste Köchin der Welt, deine Gans war einfach ein Gedicht!“
„Du weißt, wie ich mich freue, wenn Sebastian und du hier seid.“ Pat hängte die Geschirrtücher zum Trocknen über einen Ständer. „Und deine Freunde waren besonders angenehme und dankbare Gäste. Wenn ich abgeräumt habe, waren die Schüsseln stets leer, was das größte Kompliment für eine Köchin ist.“
Mia warf ihrer Freundin einen kurzen Seitenblick zu. Fleur hatte sich in die ihr unbekannte Gesellschaft bestens eingefügt und das Festmahl sichtlich genossen, obwohl sie nur wie ein Spatz gegessen hatte.
„Ja, alle waren begeistert. Vielleicht wiederholen wir das Ganze nächstes Jahr.“ Mia kicherte. „Damit geben wir der unverbesserlichen Mandy eine zweite Chance. Sie war der festen Überzeugung, die
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