Mit einem Pferd durch dick und dünn
Heil nur noch in der Flucht. Er sprang aus dem Sattel und landete unsanft auf dem Hosenboden.
Karlchen drehte die Lautsprecher leiser und spielte eine andere Melodie. Zottel hörte auf, sich zu drehen und trabte zu Bille hinüber, die nicht mit Zuckerstücken sparte.
„Tja, mein Lieber, mit einem Pony umzugehen muß man gelernt haben.“ Daniel kam Bernhard zu Hilfe und reichte ihm die Hand. Bille klopfte ihm Sand und Heuhalme aus seinem verschwitzten Jackett.
„Verdammtes Mistvieh !“ knurrte Bernhard, und es war nicht ganz klar, ob er Bille oder Zottel meinte.
„Dürfen wir jetzt zur Siegerehrung bitten?“ rief Frau Henrich laut über den Platz.
„Gewinner des ersten Preises ist Simon Henrich!“
„Bravo, Simon!“
„Großartig!“
„Ich wußte, daß du der beste Reiter bist!“
Simon nahm den Applaus strahlend entgegen und schmückte Pünktchen und Sternchen mir den ihm überreichten Rosetten.
„Auf den zweiten Platz kommt Florian Henrich — unser Geburtstagskind!“
Daniel und Simon nahmen ihren kleinen Bruder in die Mitte und stemmten ihn mit einem dreifachen „Hurra!“ in die Luft.
„Den dritten Preis bekommt Bille Abromeit !“
Donnernder Applaus belohnte Bille, die sich eigentlich den zweiten Preis mit Florian hätte teilen müssen. Aber sie hatte Frau Henrich gebeten, ihn dem Geburtstagskind allein zu überlassen.
„Sieger in der Mannschaftswertung ist die Mannschaft Henrich- Abromeit “, verkündete Frau Henrich noch, aber das ging schon im allgemeinen Trubel unter.
„Und jetzt wollen wir feiern und alle Strapazen vergessen!“ rief Herr Henrich und sah seine Söhne durchdringend an. Bille verstand seinen Wink als erste. Sie ging zu Jochen hinüber und gab ihm die Hand.
„Es tut mir leid, daß du nicht auf den dritten Platz gekommen bist. Du bist prima geritten und hast ganz fabelhaft durchgehalten!“
„Findest du?“ sagte Jochen schwach.
„Ja — ganz ehrlich! Und nun laß uns zurückreiten, sonst bekommst du noch einen Schnupfen. Fräulein Fuchs kocht heute ein tolles Geburtstagsessen, ich freu mich schon drauf. Reiten wir zusammen? Dann warte auf mich, ich muß Bernhard schnell noch was sagen.“
Bille lief zu Jochens Bruder hinüber, der gerade von Bettina und Simon bearbeitet wurde. Auf seinem Gesicht breitete sich bereits wieder das überlegen- selbstbewußte Lächeln aus.
„Du hast ein großartiges Pferd, Bernhard!“ rief Bille über die Köpfe der beiden anderen hinweg. „Tut mir leid, daß Zottel dir Ärger gemacht hat. Na, vergiß es — ich hatte mit Hanibal auch meine Schwierigkeiten.“
Bernhard schenkte ihr ein gnädiges Lächeln und Bille kehrte zu Jochen zurück.
„Würde es dir was ausmachen, wenn ich Zottel zurückreite?“ Bille schaute Jochen überrascht an. „Nein, gar nicht. Ich bin neugierig, wie ich mit Mambo zurechtkomme.“
Sie wechselten die Pferde und ritten durch den Park in Richtung Peershof davon. Weit hinter ihnen folgten die anderen.
„Hoffentlich geht es deiner Schwester wieder besser“, sagte Bille. „Es täte mir leid, wenn ihr jetzt der ganze schöne Tag vermiest wäre.“
„Ach, die kleine Panne wird sie nicht gleich umhauen“, antwortete Jochen lächelnd. „Sie hätte sich nicht so anstellen sollen. Schließlich waren wir es, die euch herausgefordert haben — mit unserem Getue.“
„Ist das dein Ernst?“ Bille hielt überrascht an.
„Na ja“, Jochen wurde rot. „Es war nur, weil wir sauer auf unsere Eltern waren — daß sie uns nach Peershof abschieben und selber nach Mexiko fliegen. Gerade in den Osterferien! Wir waren irgendwie... na ja, wir haben eben unseren ganzen
Ärger auf euch abgeladen. Dabei finde ich es herrlich, wie ihr hier lebt — mit euren Pferden. Ich wünschte, ich hätte es so gut.“
„Du — es tut mir leid“, sagte Bille und schaute Jochen ins Gesicht.
„Was denn?“
„Daß du so naß geworden bist — und gestürzt bist, und...“
„Quatsch“, sagte Jochen, „ist doch unwichtig. Die Hauptsache ist, daß es ein toller Geländeritt war! Und das war es doch, oder?“
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