ein wenig atemlos.
»Vivi«, kommt es erstaunt zurück.
»O weh, ich wusste es doch«, sage ich mit einem besorgten Blick auf meine Armbanduhr, die halb neun zeigt. »Ich habe dir die falsche Uhrzeit gesagt. Sie wartet schon da drin.« Schuldbewusst lasse ich den Kopf hängen.
»Wie lange denn?«
»Na ja, so zwanzig Minuten«, sage ich zerknirscht, »es tut mir schrecklich Leid, wie konnte mir das bloß passieren?«
»Schon gut«, knurrt Benjamin und drängt sich an mir vorbei.
»Das Essen geht heute auf meine Firma, tut mir echt Leid«, wiederhole ich, und er nickt etwas besänftigt.
»Meine Frau ist es leider gewöhnt, manchmal auf mich zu warten, das wird sie schon nicht umbringen«, meint er und zwinkert mir zu. Ich schüttele erneut den Kopf über mich selber, als könnte ich es nicht fassen, wie mir das passieren konnte. Dann zucke ich entschuldigend die Schultern und sage:
»Wird nicht wieder vorkommen. Ich bin wirklich ein Schussel.«
»Aber das wissen wir doch«, antwortet er lachend und winkt mir verabschiedend zu. Ich winke fröhlich zurück.
Am darauf folgenden Montag habe ich etwa zehn wutschnaubende E-Mails von Benjamin in meinem Briefkasten. Anzurufen hat er sich aber nicht getraut, der Feigling. Ich lese aufmerksam seine Beschimpfungen durch und lache mir ins Fäustchen. Anscheinend haben sich die beiden Ladies tatsächlich gegen ihn verbündet und ihn gemeinsam in die Wüste geschickt.
»So ein Trottel. Hätte er es richtig angestellt, hätte der Abend mit einem flotten Dreier enden können«, meint Lutz abfällig, während er mir über die Schulter lugt.
»Lass das bloß nicht Luisa hören«, grinse ich.
»Besser nicht«, pflichtet er mir bei und lässt sich an seinem Schreibtisch nieder.
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Ich bin ein solcher Schussel!
Und befinde mich zudem mal wieder in einem emotional
äußerst labilen Zustand!
Mit freundlichen Küssen,
Viviane Sonntag
Zufrieden klicke ich auf »Senden« und will mich dann wieder gutgelaunt meiner Arbeit zuwenden, als ich hinter mir einen erschrockenen Ausruf höre. Schnell drehe ich mich zu Lutz um, der mich mit großen Augen ansieht.
»Was ist denn los?«, frage ich besorgt.
»Das willst du nicht wissen«, meint er mit düsterer Miene.
»Doch. Sag schon.«
»Es geht um Simon.« Ich spüre, wie ich leichenblass werde, meine Hände umklammern die Lehnen meines Bürostuhls.
»Was ist mit ihm?«, stoße ich hervor. »Ist ihm was passiert?« Sofort schießen mir die Tränen in die Augen, und Lutz springt heran.
»Nein, es geht ihm gut, alles in Ordnung«, versichert er, und ich bin so erleichtert, dass ich jetzt richtig losheule.
»Spinnst du, mich so zu erschrecken«, schluchze ich und haue ihm auf den Arm, was er klaglos hinnimmt.
»Tut mir Leid«, sagt er zerknirscht.
»Ja, schon gut«, schniefe ich. Ich habe mich wirklich furchtbar erschrocken. »Was ist denn nun?«
»Es ist Laura«, antwortet Lutz und legt mir eine Hand auf die Schulter, »sie will mit ihm zusammenziehen.«
Kapitel 20
Wieso kann ich mein Triumphgefühl nicht mal ein paar Tage ungestört genießen, ohne dass sich gleich die nächste Katastrophe anbahnt? Was soll denn das? Jetzt sitze ich schon wieder hier und fühle mich wie ein Häufchen Elend. Eigentlich wollte ich mit der Akte »Hansen« ja überhaupt nichts mehr zu tun haben, aber jetzt, wo Lutz geplaudert hat, möchte ich es auch genau wissen.
»Sie möchte ein romantisches Picknick im Wald, am Freitagabend. Champagner, Antipasti, Erdbeeren …«
»Erdbeeren? Die schmecken doch jetzt noch gar nicht«, pampe ich so heftig dazwischen, dass Lutz zusammenzuckt.
»Musik, Kerzenschein«, fährt er eingeschüchtert fort, und ich nicke düster. »Und dann will sie ihn fragen, ob er mit ihr zusammenziehen will.« Ich schlucke schwer, dann zwinge ich mich zu einem höhnischen Grinsen.
»Und was weiter?«, frage ich mit vor Spott triefender Stimme. »Wenn alles gut läuft, kauft sie ihm einen Diamantring, geht auf ein Knie und bittet ihn, ihr Mann zu werden?«
»Na ja«, beginnt Lutz, aber ich unterbreche ihn scharf:
»Damit macht sie einen gewaltigen Fehler, das kann ich dir aber versichern. Simon ist nicht der Typ, der sich so was einfach aus der Hand nehmen lässt. Ich kenne ihn besser als sie.«
»Okay«, meint Lutz und legt mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter, »wollen wir hoffen, dass du Recht hast.«
»Natürlich habe ich