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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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beinahe grau, die Augen liegen in tiefen Höhlen. Nun ja, eigentlich sieht er nicht anders aus als ich im letzten Jahr.
    »Wirklich, dein neuer Job scheint dir ausgezeichnet zu bekommen«, meint er und senkt dann die Stimme. »Du, wegen der Sache mit Anna noch mal …«
    »Hey, das ist nun wirklich nicht meine Baustelle«, winke ich großmütig ab. »Das ist schließlich allein deine Angelegenheit.« Er lächelt mich dankbar an.
    »Tut mir Leid, dass ich dich da reingezogen habe.«
    »Schon gut.«
    »Was kann ich für dich tun?« Er sieht jetzt ein wenig entspannter aus und lächelt mich über seine gläserne und penibel aufgeräumte Schreibtischplatte hinweg an. Wenn der wüsste, dass Chaos manchmal wirklich nützlich sein kann.
    »Es ist so«, sage ich und beginne umständlich, in meiner mitgebrachten Aktenmappe zu kramen, »dass ich eine unerfreuliche Entdeckung gemacht habe, was mein damaliges Team in München betrifft«, hier lächele ich ein wenig demütig, »also heute deins.«
    »So?«
    »Ja.« Ich hole die beiden Präsentationsmappen hervor und lege sie aufgeklappt vor ihm auf den Tisch. Er sieht irritiert von einer zur anderen.
    »Was ist das?«
    »Das hier«, ich tippe auf die rechte, »ist die Präsentation, die ich ausgearbeitet habe. Und das hier ist die Präsentation, die ich am Morgen auf meinem Schreibtisch vorfand und aufgrund derer Wisenberg Consulting mehr als hunderttausend Euro Verlust gemacht hat.« Mit meinem harmlosesten Gesichtsausdruck hebe ich die Augen und sehe Benjamin an. Fasziniert beobachte ich, wie sein Hals über dem weißen Hemdkragen plötzlich purpurrot wird, sich die Röte langsam über die Wangen bis zu seinem Haaransatz ausbreitet. Volltreffer, würde ich sagen. Dennoch klingt seine Stimme vollkommen ruhig, als er fragt:
    »Was willst du damit sagen?«
    »Na, verstehst du denn nicht?« Verwundert schüttele ich den Kopf. »Einer der Consultants wollte mich offensichtlich aus dem Weg räumen. Und so wie ich damals drauf war, wegen Simon und so, du weißt es ja am besten, jedenfalls hat da jemand wohl die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Meinst du nicht auch?«
    »Hm«, kommt es unbestimmt zurück. Eine dicke Ader, die über seine rechte Schläfe verläuft, puckert aufgeregt, sonst regt sich nichts in seinem Gesicht. Ich beuge mich vor und raune ihm zu:
    »Ich will natürlich niemanden beschuldigen, ohne Beweise zu haben, aber ich könnte mir vorstellen …« Hier mache ich eine Kunstpause und freue mich am Pochen der dunkelblauen Schlange. »Nun, Stefan konnte mich noch nie besonders gut leiden, oder?« Da, seine Mundwinkel zucken nach oben, nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber ich habe es genau gesehen.
    »Das ist eine schwerwiegende Beschuldigung«, gibt er jetzt mit wiegendem Kopf zu bedenken, und ich nicke.
    »Das weiß ich wohl, deshalb komme ich ja zu dir.«
    »Aha?«
    »Vielleicht könntest du unauffällig ein paar Nachforschungen anstellen? Du willst doch sicher auch wissen, wer im Team dahintersteckt. In deinem Team, meine ich.«
    »Selbstverständlich«, kommt es wie aus der Pistole geschossen zurück, und wenn ich bis jetzt auch nur noch den geringsten Zweifel an seiner Schuld gehabt hätte, ist dieser jetzt ausgeräumt. Der Mann arbeitet schätzungsweise siebzig Stunden in der Woche. Kein Unternehmensberater, der noch ganz dicht ist, nimmt freudestrahlend auch noch einen Nebenjob als Privatdetektiv an, anstatt sich an seinen Vorgesetzten zu wenden. Es sei denn, er hat was zu verbergen.
    »Das ist wirklich total nett von dir, danke!«
    »Die behalte ich mal hier, okay?«, meint er und grabscht sich die Präsentationsmappen vom Schreibtisch.
    »Sicher«, sage ich dümmlich lächelnd und beobachte, wie er sie in der untersten Schublade verstaut. Für wie blöd hält der Typ mich eigentlich?
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um der Sache auf den Grund zu gehen«, verspricht er mir und das Pathos in seiner Stimme verursacht mir Übelkeit, »aber versprechen kann ich dir natürlich nichts. Wenn es wirklich Stefan war, wird er vermutlich dafür gesorgt haben, dass man ihm nicht so einfach auf die Schliche kommt.«
    »Na ja, immerhin war er dämlich genug, eine meiner Originalmappen auf meinem Schreibtisch zurückzulassen«, sage ich mit einem unschuldigen Augenaufschlag und füge noch hinzu: »Sonst wäre ich niemals dahintergekommen.« Ich sehe Benjamins Adamsapfel hüpfen und lache mir innerlich ins Fäustchen.
    »Nun, wir werden sehen«, sagt er

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