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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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schnell. »Und du bist ganz sicher, dass du das nicht doch selbst verschusselt hast?« Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu, und er hebt entschuldigend die Hände: »Tut mir Leid, ich wollte ja nur noch einmal nachfragen, bevor ich unschuldigen Leuten nachstelle.« Er lacht gekünstelt. »Schließlich warst du wirklich in einem, nun, emotional labilen Zustand.« Ich muss mich schwer beherrschen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen. Doch ich mache ein betroffenes Gesicht.
    »Da hast du natürlich Recht. Tja, ich weiß natürlich nicht …« Sein Kopf schnellt nach vorne wie der einer Schlange, die Augen quellen fast aus den Höhlen, während er sagt:
    »Das solltest du aber, bevor ich Stefan mit deinen Anschuldigungen konfrontiere. Weißt du, dass er dich wegen Verleumdung anzeigen könnte?« Erschrocken reiße ich die Augen auf.
    »Wirklich?« Er nickt.
    »Du solltest dir schon hundertprozentig sicher sein.«
    »Wann kann man das schon?«, frage ich mit einem hilflosen Schulterzucken, und er wiegt bedenklich den Kopf hin und her. »Nun ja«, sage ich nach einer kleinen Pause, »vielleicht sollte ich das Ganze doch auf sich beruhen lassen. Oder?« Unsicher sehe ich zu ihm hin. Er nickt. »Eigentlich ist ja auch gar kein Schaden entstanden. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben, wie es jetzt ist.« Wieder heftiges Kopfnicken. »Und vielleicht war es doch mein Fehler«, denke ich laut weiter, »manchmal bin ich schon ein ganz schöner Schussel.« Mein Mund lächelt, aber meine Augen sprühen Gift und Galle, weil der Typ jetzt ein verständnisvolles Lächeln zur Schau stellt. So eine Frechheit! Ich bin so ziemlich die unschusseligste Frau, die ich kenne. Wird dem eigentlich nicht langsam mal schwindelig von der Nickerei? Ich erhebe mich, und er steht ebenfalls auf. »Nun, dann will ich mal wieder. Vielen Dank. Es war wohl doch eine gute Idee, erst mit dir zu reden. Eigentlich wollte ich sofort zu Huber gehen.« Wenn der wüßte, dass da nächste Woche mein Anwalt sitzen wird. Mit den Originalmappen. Wieder hüpft der Adamsapfel lustig auf und ab. »Danke für deine Zeit.« Als er mich auf die Wange küsst, rieche ich das säuerliche Aroma von Angstschweiß. »Also dann.«
    »Tschüss Vivi!« Ich wende mich zum Gehen, drehe mich dann noch mal um und gehe wieder auf ihn zu. »Noch was?« Er ist sichtlich angespannt.
    »Ja.« Ich lache verlegen. »Weißt du, du warst immer ein guter Freund für mich und …«
    »Ja?«
    »Ich fühle mich ein wenig schuldig, dass ich dir meine Hilfe versagt habe, als du sie brauchtest. Wegen deiner …« schmutzigen kleinen Affäre »…Freundin. Und deshalb dachte ich, falls ihr noch zusammen seid, könnte ich in deinem Fall mal eine Ausnahme machen.«
    »Nein, Vivi, das kann ich nicht annehmen.«
    »Oh. Ist es wieder vorbei?«, frage ich mitfühlend, und er schüttelt den Kopf.
    »Das nicht. Aber ich möchte dich da nicht in einen Gewissenskonflikt stürzen.« Ich stoße einen übertriebenen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Danke. Ich wollte es wenigstens angeboten haben.«
    »Sehr nett. Aber ich habe alles unter Kontrolle.« Nicht mehr lange, mein Lieber!
     
    »Und das Corpus Delicti hast du ihm auch noch dagelassen? Ja, bist du denn bescheuert?« Fassungslos rauft Lutz sich die Haare, während er wie ein Tiger im Käfig in unserem Büro auf- und abstapft. Ich lehne ganz entspannt in meinem Sessel und nippe an einer Tasse Tee.
    »Natürlich nicht«, meine ich ruhig, »hältst du mich für völlig dämlich? Die Mappen werden Huber am Montag einen gehörigen Schrecken einjagen, wenn er Besuch von Jens Krakow erhält, meinem Anwalt. Der ihm auch die Speicherdaten meiner Präsentationsdatei vorlegen wird. Die wurde nämlich nachweislich am Freitagmorgen noch einmal bearbeitet – zu einer Uhrzeit, zu der ich noch nicht im Büro war. Ich gehe davon aus, dass Huber sehr daran interessiert sein wird, die Vereinsbank aus der Sache herauszuhalten – und sich entsprechend großzügig zeigen wird. Und ich will doch sowieso nicht in den Laden zurück.«
    »Nicht?«
    Ich lächele ihn an und schüttele den Kopf.
    »Nein. Warum auch? Um mich halb zu Tode zu schuften? Nicht mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen? Geld auf der Bank zu horten, das ich sowieso nicht ausgeben kann, weil ich keine Zeit zum Einkaufen habe? Nein, danke! Ich mag mein Leben, wie es ist, zumindest, was den beruflichen Teil angeht«, füge ich einschränkend hinzu. »Du hättest mal sehen sollen, wie fertig Benjamin

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