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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Der brave Bürger hat wahrscheinlich von jedem Sold ein bisschen was auf die hohe Kante gelegt, an den Wochenenden in einem zivilen Job gearbeitet und so weiter. Auf jeden Fall vertauschte Dorton Mitte der Achtziger die Anglerhose mit Nadelstreifen. Zusätzlich zu seinem Angelclub besitzt er jetzt ein Sportgeschäft in Morristown, Tennessee, und die beiden Vergnügungsstätten in Kannapolis, North Carolina.«
    »Ein angesehener Geschäftsmann«, sagte ich.
    »Und Ricky Don hat sich seine Erlebnisse beim Militär eine Lehre sein lassen. Falls Dorton seine Finger in irgendeinem illegalen Spiel hat, dann betreibt er es mit höchster Diskretion. Der hält sich so bedeckt, dass die Polizei ihm nichts anhängen kann.«
    Irgendetwas rührte sich in dem Morast in meinem Hinterkopf.
    »Haben Sie gesagt, Dorton ist aus Sneedville?«
    »Ja.«
    »Tennessee?«
    »Ja. Mama Dorton und eine Million Verwandte leben noch immer dort.«
    Wieder blubberte der Gedankenmorast.
    »Kann es vielleicht sein, dass er ein Melungeon ist?«
    »Wie haben Sie das erraten?«
    »Ist er es?«
    »Aber ja. Ich bin beeindruckt. Bis gestern hatte ich noch nie etwas von Melungeons gehört.« Möglicherweise war Jansen etwas an meiner Stimme aufgefallen. »Hat Sie das auf einen Gedanken gebracht?«
    »Nur so eine Ahnung. Vielleicht ganz unwichtig.«
    »Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen können.«
    Nach dem Gespräch saß ich einen Augenblick lang nur da.
    Graben.
    Obere Schichten. Jüngere Ablagerungen.
    AAFS. Die Amerikanische Akademie für Forensische Wissenschaften. Wissenschaftliche Sitzung.
    Welches Jahr? In welcher Stadt?
    Ich konsultierte die Programme der AAFS auf meinem Regal.
    Nach zehn Minuten hatte ich gefunden, wonach ich suchte. Vor zwölf Jahren. Eine Diplomarbeit über Krankheitshäufigkeiten unter der Melungeon-Bevölkerung.
    Während ich die Zusammenfassung las, nahm etwas in dem Gedankenmorast konkrete Form an.
    »Sarkoidose.«
    Als Larabee den Kopf hob, warf seine Schreibtischlampe Schatten über die Falten in seinem Gesicht.
    »Dann wären wir wieder bei Lymphknoten, Lunge und Haut.«
    »Bei ungefähr vierzehn Prozent der Sarkoidose-Fälle ist auch das Skelett betroffen, vor allem in den kurzen Knochen der Hände und Füße.«
    Ich legte ein Pathologie-Lehrbuch vor ihn auf den Tisch. Larabee las kurz und lehnte sich dann zurück, das Kinn auf die Hand gestützt. Seine Miene verriet, dass er nicht überzeugt war.
    »Die meisten Fälle von Sarkoidose sind symptomlos. Die Krankheit nimmt einen langsamen, gutartigen Verlauf und heilt normalerweise spontan. Die Leute wissen gar nicht, dass sie sie haben.«
    »Es sei denn, sie werden aus anderen Gründen geröntgt«, sagte er.
    »Genau.«
    »Weil sie zum Beispiel tot sind.«
    Ich ignorierte das.
    »Sarkoidose befällt meistens junge Erwachsene.«
    »Und ist röntgenologisch am deutlichsten in der Lunge nachweisbar.«
    »Sie haben gesagt, die Lungen sind Hackfleisch.«
    »Sarkoidose wird vorwiegend bei Afroamerikanern beobachtet.«
    »Unter den Melungeons kommt sie häufig vor.«
    Larabee starrte mich an, als hätte ich »Olmeken-Krieger« gesagt.
    »Alles passt zusammen. Ich konnte am Hinterkopf des Passagiers einen anatolischen Höcker feststellen und eine modifizierte Schaufelform an den Schneidezähnen. Seine Wangenknochen sind breit, ansonsten sieht der Kerl aus wie Charlton Heston.«
    »Helfen Sie mir mit den Melungeons auf die Sprünge.«
    »Ziemlich dunkelhäutige Menschen mit europäischen Gesichtszügen. Einige haben eine Mongolenfalte.«
    »Und leben wo?«
    »Die meisten in den Bergen von Kentucky, Virginia, West Virginia und North Carolina.«
    »Wer sind sie?«
    »Überlebende der verschwundenen Kolonie von Roanoke, portugiesische Schiffbrüchige, die verlorenen Stämme Israels, phönizische Seeleute. Suchen Sie sich eine Theorie aus.«
    »Welche ist im Augenblick die beliebteste?«
    »Abkömmlinge spanischer und portugiesischer Kolonisten, die Ende des sechzehnten Jahrhunderts die Siedlung Santa Elena in South Carolina verließen. Angeblich vermischten sich diese Leute mit den Powhatan, den Catawba, den Cherokee und einer Reihe anderer Stämme. Kann sein, dass auch maurische und türkische Galeerensklaven und portugiesische und spanische Gefangene, die 1586 auf Roanoke Island ausgesetzt wurden, ihre Gene dazugaben.«
    »Ausgesetzt von wem?«
    »Sir Francis Drake.«
    »Was glauben die Melungeons selbst?«
    »Sie behaupten, portugiesischer, türkischer, maurischer, arabischer und

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