Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
auf.«
Slidell.
Ringfinger Nummer zwei.
»In einem Haus, das Sonny Pounder gehört, einem Kleindealer, der der Polizei den Tipp über Tamelas Baby gab.«
Kleiner Finger Nummer zwei.
»Ein Haus, auf dessen Grundstück Bären vergraben wurden«, ergänzte ich und ließ beide Hände sinken.
Slidell äußerte einen markigen Fluch.
Ich bot einen aus meinem Repertoire an.
In Larabees Büro klingelte ein Telefon.
»Sie müssen mir das alles ganz genau berichten«, sagte der ME zu mir und rannte zur Tür hinaus.
Rinaldi griff in eine Innentasche, zog eine versiegelte Plastiktüte heraus und warf sie auf meinen Schreibtisch.
»Die Spurensicherung hat das bei dem Kokain gefunden. Vielleicht können Sie ja was damit anfangen.«
Bevor ich nach der Tüte griff, sah ich Rinaldi an.
»Die Spurenanalyse hatte es bereits in der Mangel.«
Ich zog den Verschluss auf und betrachtete den Inhalt.
»Federn?«
»Sehr ungewöhnliche Federn.« Rinaldi.
»Ich habe keine Ahnung von Federn.«
Slidell zuckte die Achseln. »Auf Yogi und seine Freunde haben Sie sich mit Begeisterung gestürzt, Doc.«
»Das waren Knochen. Hier geht’s um Federn.«
Rinaldi zog eine zwanzig Zentimeter lange Feder heraus und drehte sie zwischen den Fingern. Sogar im Neonlicht kamen die Blautöne satt und schillernd zur Wirkung.
»Von einem Spatz stammt die nicht«, sagte er.
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«, fragte ich.
»Warum versteckt jemand Vogelfedern zwischen Drogen?«
»Vielleicht waren die Federn bereits im Keller, und das Koks wurde nur zufällig draufgelegt.«
»Vielleicht.« Rinaldi steckte die Feder zurück.
Ich dachte an die Bärenknochen.
»In den Überresten der Bären habe ich übrigens etwas von einem Vogel gefunden.«
»Erzählen Sie uns mehr.«
»Mehr weiß ich nicht.«
»Es könnte nicht schaden, die Gattung zu bestimmen.«
»Dazu braucht man einen Ornithologen.«
»Kennen Sie einen?«
»Ich kann mal herumtelefonieren.« Ich warf Rinaldi einen Blick zu, der Krallen hatte. »Aber zuerst reden wir über kopflose Leichen.«
Rinaldi verschränkte die Arme vor BrooksBrothers-Leinen.
»Ich mag es nicht, wenn man mich im Dunkeln tappen lässt, Detective.«
»Und wir mögen keine Hirngespinste.« Slidell.
Ich wandte mich ihm zu.
»Verschweigen Sie mir etwas?«
»Jedenfalls stricken wir uns nicht irgendetwas zusammen.«
Slidell starrte mich finster an.
Ich starrte zurück.
»Wenn wir genau wissen, womit wir’s zu tun haben, sagen wir Bescheid.« Slidell.
Rinaldi zupfte an einer Schwiele an seinem Daumen. Seine Kopfhaut glänzte blass zwischen den stacheligen Haaren hervor.
Larabees Stimme wehte aus seinem Büro herein.
Slidell hielt meinem Blick stand. Ich fragte mich, ob er das auch mit meinem Fußabdruck auf seinem Hintern schaffen würde.
Rinaldi brach das Schweigen.
»Ich denke, es könnte nicht schaden, Dr. Brennan in unsere Überlegungen mit einzubeziehen.«
Slidell verdrehte die Augen in Richtung seines Partners und starrte dann wieder mich an.
»Ach, zum Teufel«, seufzte er. »Mir soll’s recht sein.«
»Vor drei, vier Jahren. Ich weiß es nicht mehr ganz genau. Da bekam ich eine Anfrage auf den Tisch.«
»Bezüglich einer Leiche ohne Kopf und Hände.«
Rinaldi nickte.
»Wo?«
»South Carolina.«
»Das ist ein großer Staat.«
»Fort Mill. Gaffney. Chester.« Rinaldi wedelte mit seiner langen, knochigen Hand. »Da unten ist nichts zentralisiert, deshalb ist es schwer, solche Sachen zurückzuverfolgen.«
Anders als in North Carolina, wo ein zentraler Medical Examiner tätig ist, praktizieren in South Carolina mehrere Leichenbeschauer unabhängig voneinander in den verschiedenen Countys. Diese Coroner werden in ihr Amt gewählt. Ein Krankenpfleger, ein Bestattungsunternehmer, ein Friedhofsbesitzer. Nur wenige haben eine medizinische Ausbildung und noch weniger eine Ahnung von forensischer Pathologie. Autopsien werden an Allgemeinärzte vor Ort delegiert.
»Den meisten Coroners in North Carolina fehlen die Mittel, um eine Leiche längere Zeit aufbewahren zu können.«
»Kann man wohl sagen«, schnaubte Slidell. »Michael Jordans Daddy lag gerade mal, was, drei Tage, bevor sie ihn abgefackelt haben?«
Slidell hatte das Feingefühl eines Vorschlaghammers. Aber er hatte Recht.
»Ich habe eine Anfrage losgeschickt«, sagte Rinaldi. »Bis heute Abend bekomme ich hoffentlich Antwort.«
»War diese kopflose Leiche in gutem Zustand?«
»Soweit ich mich erinnere, waren die Überreste
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