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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Größe und Form. Knochenschwund. Knochenneubildung.
    »Ich sehe drei Arten von Veränderung.«
    Ich deutete auf einen Kreis, der wie ausgestanzt aussah. »Einige Schädigungen erscheinen rund und zystisch, wie die am Nasenbein.«
    Dann deutete ich auf ein Wabenmuster am Zeigefinger.
    »In einigen Fingergliedern finden sich Vergröberungen, die wie Spitze strukturiert sind.«
    Ich fuhr mit meinem Stift zu einem Fingerglied, dessen Form sich von einer Hantel zu einem angespitzten Bleistift verändert hatte.
    »In diesem Knochenabbau.«
    »Für mich ist das klassische Lepra, wie aus dem Radiologie-Lehrbuch«, sagte Larabee.
    »Haben Sie im Körper sonst noch irgendwelche Hinweise gefunden?«
    Larabee drehte die Handflächen nach oben und zuckte die Achseln, was »nicht wirklich« heißen sollte. »Ein paar vergrößerte Lymphknoten, aber nichts Dramatisches. Die Lungen waren Hackfleisch, da war nicht mehr viel zu sehen.«
    »Bei lepromatöser Lepra wären die auffälligsten Hautveränderungen im Gesicht zu sehen gewesen.«
    »Genau. Und dieser Kerl hatte keins mehr.«
    Zurück zur Ausgrabungsstätte in meinem Hinterkopf.
    Keine makroskopisch feststellbaren Veränderungen des Bindegewebes.
    Diffuse fleckige Auflockerung, kortikale Ausdünnung, Zuspitzung von mindestens einem Fingerglied.
    Tiefer hinein in die mentalen Schichten.
    Neoplasmen. Mangelerkrankungen. Stoffwechselstörungen.
    Infektionen. Autoimmunreaktionen.
    Langsamer, gutartiger Verlauf.
    Hände und Füße.
    Junger Erwachsener.
    »Aber Sie können Gift drauf nehmen, dass ich mir die Histologie genau ansehe, sobald die Proben fertig sind.«
    Larabees Worte drangen kaum zu mir durch, während ich mögliche Diagnosen abhakte. Lepra. Tuberkulose. Spina ventosa. Gelenkschondromatose.
    »Rufen Sie Vater Damien noch nicht an«, sagte ich und schaltete die Lichtkästen ab. »Ich will erst noch ein bisschen recherchieren.«
    »In der Zwischenzeit schaue ich mir mal genau an, was von der Haut und den Lymphknoten des Kerls noch übrig ist.« Larabee schüttelte den Kopf. »Es würde uns wirklich helfen, wenn er noch ein Gesicht hätte.«
    Ich hatte mich kaum an meinen Schreibtisch gesetzt, als das Telefon klingelte. Es war Sheila Jansen.
    »Ich hatte Recht. Was sich da in die Unterseite der Cessna eingebrannt hat, war kein Koks.«
    »Was dann?«
    »Das müssen wir erst noch feststellen. Aber Koks war es auf keinen Fall. Irgendwelche Fortschritte bei dem Passagier?«
    »Wir arbeiten daran.«
    Ich erwähnte nicht, was wir über den Gesundheitszustand des Mannes vermuteten. Ich wollte warten, bis wir uns sicher waren.
    »Habe ein bisschen mehr über Ricky Don Dorton herausgefunden«, sagte Jansen.
    Ich wartete.
    »Wies aussieht, kam es Anfang der Siebziger zu einem kleinen Missverständnis zwischen Ricky Don und dem Marine Corps der Vereinigten Staaten. Er hat im Bau gesessen und wurde unehrenhaft entlassen.«
    »Drogen?«
    »Corporal Dorton hatte beschlossen, als Erinnerung an seine Zeit in Südostasien ein bisschen Haschisch nach Hause zu schicken.«
    »Ein origineller Gedanke.«
    »Eigentlich war sein Plan ziemlich raffiniert. Dorton hatte in Vietnam mit dem Rücktransport der Opfer zu tun. In der Leichenhalle in Da Nang versteckte er Drogen in den Särgen, und ein Komplize holte sie bei Ankunft in den Staaten wieder heraus, bevor die Leiche des Soldaten an die Familie übergeben wurde. Wahrscheinlich arbeitete Dorton mit jemandem zusammen, den er während seiner Dienstzeit kennen gelernt hatte, jemand, der sich mit dem Transportverfahren auskannte.«
    »Clever.« Mein Gott. »Eiskalt, aber clever.«
    »Nur dass Corporal Einstein in der letzten Woche seiner Dienstzeit geschnappt wurde.«
    »Schlechtes Timing.«
    »Nach seiner Freilassung verschwand Dorton für eine Weile. Und plötzlich taucht er in Sneedville wieder auf und organisiert Ausflüge für das Grizzly Woodsman Fishing Camp.«
    »Grizzly Woodsman? Ist das nicht so ein Verein, der Steuerberatern aus Akron hilft, den Barsch ihrer Träume zu fangen?«
    »Genau. Ich schätze, die nicht gerade erstklassige Schulbildung und die unehrenhafte Entlassung haben seine Möglichkeiten bei den großen Firmen an der Wall Street eingeschränkt. Aber nicht seinen Ehrgeiz. Nach zwei Jahren als Angeltrainer eröffnet Dorton seinen eigenen Laden. Wilderness Quest.«
    »Glauben Sie denn nicht, dass Ricky Don so einiges an Stoff in die Staaten schaffen konnte, bevor das Corps sein kleines Exportgeschäft aufdeckte?«
    »Nein.

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