Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
nach der die Maschine erst vor kurzem gestohlen worden war.
    Ich drehte den Kopf auf dem Kissen.
    Machte ich einen Fehler mit Ryan? Konnte das überhaupt funktionieren? Wenn nicht, konnten wir dann wenigstens die Freundschaft retten, die wir jetzt hatten? Für einen Außenstehenden mochten unsere kleinen Scharmützel wie Feindseligkeit wirken. So waren wir nun mal. Wortgefechte. Seitenhiebe. Kräftemessen. Doch darunter lagen Respekt und Zuneigung. Falls sich zeigen sollte, dass wir kein Liebespaar sein konnten, konnten wir dann wenigstens wieder Kollegen und Freunde sein?
    Wollte ich überhaupt Teil eines Paars sein? Konnte ich meine mühsam erkämpfte Unabhängigkeit wieder aufgeben? Würde ich es tun müssen?
    Wollte Ryan eine ernsthafte Beziehung? War er zu Monogamie fähig? War er zur Monogamie mit mir fähig? Konnte ich wieder an sie glauben?
    Ich fühlte mich erleichtert, als endlich das erste Licht des Tages in mein Zimmer fiel. Ich beobachtete, wie die vertrauten Gegenstände darin langsam Gestalt annahmen.
    Die Muschelschale, die ich vor zwei Jahren am Strand von Kitty Hawk gefunden hatte. Das Champagnerglas, in dem ich meine Ohrringe aufbewahrte. Die gerahmten Fotos von Katy. Den kabawil, den ich in Guatemala gekauft hatte.
    Und das Unvertraute.
    Ryans Gesicht war dunkler als sonst, gebräunt nach seinem Tag am Kings Mountain und dem auf der Farm. Das frühe Licht lag golden auf seiner Haut.
    »Was ist?« Ryan ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte.
    Ich schaute in seine Augen. Wie oft ich sie auch sah, die Intensität dieses Blaus überraschte mich immer wieder.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ryan stützte sich auf den Ellbogen.
    »Du siehst angespannt aus.«
    Ich wollte ihm sagen, was mir durch den Kopf ging, verbotene Worte aussprechen, verbotene Fragen stellen. Aber ich hielt mich zurück.
    »Schon beängstigend.«
    »Ja«, sagte ich.
    Was ist beängstigend, Andrew Ryan? Du? Ich? Ein Baby in einem Holzofen? Eine Kugel im Kopf?
    »Tut mir wirklich Leid wegen dem Strand.« Ruhigeres Fahrwasser.
    Ryan grinste. »Ich habe zwei Wochen Zeit. Wir kommen da schon noch hin.«
    Ich nickte.
    Ryan warf die Decke zurück.
    »Aber heute, glaube ich, ist Carolina angesagt.«
     
    Ryan und ich fuhren bei Starbucks vorbei, danach setzte er mich vor dem Institut des MCME ab. Gleich nachdem ich mein Büro betreten hatte, rief ich Geneva Banks an. Wieder meldete sich niemand.
    Eine dunkle Vorahnung. Weder Geneva noch ihr Vater arbeiteten außer Haus. Wo waren sie? Warum hob niemand ab?
    Ich wählte eben Rinaldis Nummer, als er mit seinem Partner in mein Büro kam.
    »Wie geht’s?«, fragte ich und legte den Hörer auf.
    »Gut.«
    »Gut.«
    Gekünsteltes Lächeln auf allen drei Gesichtern.
    »Haben Sie in letzter Zeit mit Geneva oder Gideon Banks gesprochen?«
    Slidell und Rinaldi tauschten Blicke aus.
    »Geneva hat mich am Montag angerufen«, sagte ich. »Ich habe zurückgerufen, aber es ging niemand dran. Gerade hab ich es noch mal versucht. Wieder keine Antwort.«
    Rinaldi schaute auf seine Schuhe hinunter. Slidell starrte mich an.
    Kalte Finger umklammerten mein Herz.
    »Jetzt kommt die Stelle, an der Sie mir sagen, dass sie tot sind, nicht?«
    Slidell antwortete mit nur einem Wort.
    »Verschwunden.«
    »Was soll das heißen, verschwunden?«
    »Verduftet. Aus dem Staub gemacht. Leine gezogen. Wir sind hier, um zu sehen, ob Sie was wissen, wo Sie und Geneva doch so gute Freundinnen sind.«
    Ich schaute von Slidell zu seinem Partner.
    »Die Jalousien sind unten, und das Haus ist besser gesichert als ein Kernreaktor. Ein Nachbar hat das Auto der Banks am Montagvormittag wegfahren sehen. Seitdem keine Spur mehr von ihnen.«
    »Waren sie allein?«
    »Der Nachbar war sich nicht sicher, glaubte aber, auf dem Rücksitz noch jemand gesehen zu haben.«
    »Was unternehmen Sie deswegen?«
    Rinaldi rückte seine Krawatte zurecht und legte sorgfältig das breitere Ende über das schmale.
    »Wir suchen sie.«
    »Haben Sie mit den anderen Banks-Kindern gesprochen?«
    »Ja.«
    Ich wandte mich wieder an Slidell.
    »Wenn dieser Tyree so ein Mistkerl ist, wie Sie sagen, könnten Geneva und ihr Vater in Gefahr sein.«
    »Hmmh.«
    Ich schluckte.
    »Tamela und ihre Familie könnten schon tot sein.«
    »Da rennen Sie bei uns offene Türen ein, Doc. Was mich angeht, je schneller wir die einbuchten, desto besser.«
    »Das soll jetzt ein Witz sein, oder?«
    »Schon mal was von Beihilfe gehört?«
    »Mein Gott, Gideon Banks ist über siebzig.

Weitere Kostenlose Bücher