Mit Haut und Haar (German Edition)
nicht mehr. Die bösen Polizisten haben sie einfach behalten.« Sie zog einen Schmollmund und brachte damit die etwas angespannte Runde wenigstens zum Lächeln.
»Ich habe eine saftige Geldstrafe bekommen, weil ich sie überhaupt hatte und weil ich sie bei mir getragen habe. Und sechs Monate auf Bewährung. Wäre wahrscheinlich schlimmer ausgegangen, wenn ich vorher schon mal auffällig geworden wäre.«
Daniel versuchte ein Lächeln.
»Anja hat recht«, sagte er. »Diese kleine Party findet statt, weil wir mal wieder ein Wochenende mit unseren besten Freunden verbringen wollten. Aber mit dieser Party wollten wir auch mit den Geistern unserer Vergangenheit abschließen. Und natürlich können wir alle nicht so tun, als wäre nichts passiert. Aber jetzt haben wir darüber gesprochen und ich möchte diese Geister der Vergangenheit in die Hölle schicken, wenn es euch recht ist. Da gehören sie hin.«
»Toll, wie sie das weggesteckt haben«, hörte Clarissa später am Abend im Vorbeigehen Dagmar zu ihrem Mann Frederic sagen.
Hatten sie es denn »gut weggesteckt«, wie Dagmar es formuliert hatte?
Clarissa kraulte ihren Hund und horchte tief in sich hinein. Ja, das hatten sie. Daniel ging es einigermaßen gut. Das Gefühl der innigen Liebe zwischen ihnen beiden war um ein weiteres, großes Stück gewachsen. Er befand sich in Therapie, um sein Trauma verarbeiten zu können. Ihr ging es gut, seit sie in das neue Haus eingezogen waren. Es war ein sehr modernes Haus und es gab nichts mehr, was sie an das alte Haus, in das sie so voller Vorfreude eingezogen waren, erinnerte. Sogar die Möbel hatten sie verkauft und zum zweiten Mal innerhalb von 12 Monaten ein Haus neu eingerichtet. Dafür hatten sie sich ziemlich verschulden müssen, aber das nahmen sie in Kauf. Die Kinder hatten sich wieder beruhigt und waren froh, dass sie in Köln bleiben konnten, denn sie hatten dort sehr schnell Wurzeln geschlagen. Daniel hatte seine neue Sekretärin, Manuela, eine Frau, der sie selbst vertraute und mit der sie inzwischen einen sehr herzlichen Kontakt pflegte.
Patrizia hatte eine Frau gefunden, die sie ebenso liebte wie sie von ihr geliebt wurde. Und nun saßen sie alle hier mit ihren besten Freunden im Garten, hatten ein ausgedehntes Grillessen hinter sich, tranken Bier und kleine Cocktails, hörten Musik, lachten, einige tanzten sogar, ein wenig torkelnd vielleicht, aber sie versuchten es.
Clarissa schloss die Augen und atmete tief den Duft des sommerlichen Abends ein, bevor sie die Augen wieder öffnete. Ihr Blick fiel auf Patrizia.
Sie saß etwas abseits, auf dem Rasenstück und war vertieft in ein angeregtes Gespräch mit Gabi.
Ein schönes Bild, wie sie da saß, mit elegant übereinander geschlagenen Beinen, rauchend, und das wie immer, aus ihrer Zigarettenspitze.
Diese Stelle im Garten, an der Patrizia saß, musste sie sich genau merken.
An diesen Platz würde sie im kommenden Herbst einen Magnolienbaum pflanzen.
Patrizia liebte Magnolienbäume.
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