Mit Haut und Haar (German Edition)
mich in Ruhe«, heulte sie.
Patrizia überprüfte die Fesseln, denn sie musste nach Clarissa suchen und wollte sich vor unangenehmen Überraschungen schützen. Sie lief in den Raum nebenan und fand Clarissa am Boden liegend. Sie hatte eine blutende Wunde am Kopf und schien auch bewusstlos zu sein, aber sie war am Leben.
Erleichtert atmete Patrizia auf und griff nach ihrem Handy, während sie wieder zurück ins Schlafzimmer lief und nach der Frau sah, die sie angeschossen hatte. Sie wählte den Notruf.
»Notfall«, sagte sie. Sie gab die Adresse durch. »Drei schwer verletzte Menschen hier im Haus, schicken Sie unbedingt Beamte, Notarzt und Krankenwagen! Ist es möglich, Herrn Meierhofer zu schicken? Ich denke, er heißt Meierhofer! Er ist Polizist auf irgendeinem Revier hier in der Nähe, es gab eine Vorgeschichte und soviel ich weiß hat er in diesem Fall ermittelt!«
Patrizia beglückwünschte sich zu ihrem guten Gedächtnis. Clarissa hatte den Namen des Beamten nur ein einziges Mal erwähnt und das eher abfällig, weil er mit seinen Ermittlungen nicht weiter kam. Sie hörte wie am anderen Ende per Funk ein Streifenwagen losgeschickt wurde und ein Notarzt bestellt wurde.
»Gut«, sagte Patrizia. »Die Haustür steht auf. Und sagen Sie den Beamten, sie sollen bloß nicht auf mich schießen, ich stehe hier nämlich mit einer Waffe in der Hand. Aber ich muss die Täterin hier in Schach halten, die das Ganze verursacht hat, verstehen Sie?«
»Hilfe ist unterwegs«, versicherte ihr der Beamte.
Patrizia legte auf. Es dauerte tatsächlich nur ein paar Minuten, bis sie das Martinshorn hörte. Sie wusste nicht ob es vom Rettungswagen stammte oder von der Polizei, aber gleich darauf hörte sie wie mehrere Beamte das Haus stürmten. Einer von ihnen richtete sofort seine Waffe auf sie und Patrizia ließ ihre eigene Waffe zu Boden fallen und kickte sie mit dem Schuh in die Richtung der Beamten, bevor sie ihre Hände hob.
»Ich bin nicht die Täterin«, sagte sie. »Diese Frau da ...«
Der Beamte eilte auf die Frau zu, die offensichtlich schwer verletzt auf dem Boden lag.
Patrizia seufzte erleichtert auf und lehnte sich an den Kleiderschrank. »Gott sei Dank …« murmelte sie.
Der Beamte sah nach Daniel, der noch immer bewusstlos war.
»Sie hat ihn hier tagelang festgehalten«, sagte Patrizia. »Das hier ist sein Haus. Im Zimmer nebenan liegt seine Frau.«
»Und wer sind Sie?« fragte der Beamte.
»Ich heiße Patrizia Schweiger und bin mit der Ehefrau befreundet. Diese Leute hier wurden monatelang bedroht, und meine Freundin kam daraufhin zu mir, ich lebe in Frankfurt. Aber jetzt hat sie tagelang ihren Mann nicht erreicht und sich Sorgen gemacht, also sind wir hergefahren.«
»Warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?« fragte der Beamte.
»Weil wir nicht ahnen konnten, dass das hier so dramatisch ist. Wir wussten nicht, dass hier jemand Fremdes im Haus sein würde. Meine Freundin wollte nur nach ihrem Mann sehen, weil sie ihn tagelang nicht erreichen konnte.«
»Ist der Rettungsdienst schon da?« brüllte der Beamte seinem Kollegen zu, der inzwischen nach nebenan gelaufen war um nach Clarissa zu sehen.
»Die kommen gerade!« Der Beamte versuchte, Daniel aus den Handschellen zu befreien.
»Scheiße«, fluchte er. »Ich schätze, den Schlüssel hat sie«, sagte Patrizia und zeigte auf die Frau am Boden.
»Im Bad auf der Ablage«, stöhnte die Frau.
Der Beamte eilte ins Bad und holte den Schlüssel für die Handschellen. Er befreite den ohnmächtigen Daniel von seinen grausamen Fesseln und im gleichen Moment stürmte der Notarzt mit ein paar Sanitätern herein.
»Ach du Scheiße«, sagte der Arzt. »Das sieht nicht gut aus!«
Er untersuchte Daniel notdürftig und legte ihn dann gemeinsam mit zwei Kollegen, die noch mit anpackten, auf die Transportliege. Der vierte Kollege der mit anwesend war, legte Daniel sofort eine Infusion und versorgte ihn mit Sauerstoff.
»Der Mann ist völlig dehydriert, noch ein Tag länger und er wäre gestorben.« »War schon jemand im Nebenzimmer um nach Clarissa zu sehen?« fragte sie. Der Sanitäter nickte. »Zwei meiner Kollegen sind drüben«, sagte er.
Fast gleichzeitig erschien ein Sanitäter im Schlafzimmer. »Der Frau geht es einigermaßen gut«, sagte er. »Sie ist wieder bei Bewusstsein, aber noch etwas benommen.«
»Darf ich zu ihr?« fragte Patrizia.
»Dürfen Sie, aber wir transportieren sie gleich ab«, sagte er. »Sie muss im Krankenhaus gecheckt
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