Mit Haut und Haar (German Edition)
etwas gewesen.«
»Wir können ruhig darüber reden«, sagte Daniel, und er blickte nacheinander in die Gesichter seiner Freunde, bemerkte die allerseits erleichterten Gesichter seiner Gäste – und auch das erleichterte Gesicht von Manuela, seiner ehemaligen Vertriebssachbearbeiterin, die er nun, auf Clarissas Vorschlag hin mit einer ordentlichen Gehaltserhöhung in sein Vorzimmer verdammt hatte – und die sich dort sehr wohl fühlte. Er hatte mit dieser Einladung zur Grill- und Einweihungsparty seinen Grundsatz gebrochen, mit Untergebenen privat nichts zu unternehmen, aber bei dieser Party musste sie einfach anwesend sein. Schließlich war sie es gewesen, die ihm und Clarissa nach seiner Genesung sehr behilflich gewesen war, als er wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war. Sie hatte dieses Haus entdeckt, das zur Vermietung stand und es an Daniel weiter geleitet. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, Clarissa dabei zu helfen, das Chaos im alten Haus zu beseitigen und sie hatte während des Umzugs die ganze Familie verköstigt. Sie hatte sich weiß Gott ihren Platz im Kreis der Freunde verdient. Anja starrte in die Runde.
»Ja Leute, ich finde es wunderbar, dass wir hier so vereint sitzen und eine Party feiern können. Aber ich sage es nochmal, letztes Jahr ist viel passiert und diese Party hier sollte eigentlich symbolisieren, dass alles ausgestanden ist, dass niemand mehr Angst haben muss, dass unsere Freunde wieder in Sicherheit sind. Und nach allem was passiert ist, möchte ich wissen was aus dieser Irren geworden ist und vor allem, ihr zwei? Daniel? Clarissa? Ich will nicht einfach nur lachen und so tun als wäre nichts gewesen, ich will wissen, wie es euch geht! Wie es euch wirklich geht! Wir hier sind eure Freunde und nicht irgendwelche Nachbarn!«
Daniel räusperte sich.
»Natürlich wollt ihr das wissen und wir können ruhig darüber sprechen – wie ich eben schon sagte.«
Er lächelte ein wenig hilflos in die Runde. »Ich befinde mich in Therapie, ich kann damit umgehen.«
Niemand konnte darüber lachen.
Daniel atmete tief ein, aber Clarissa spürte, dass er nicht über diese Frau und das, was ihm passiert war, reden konnte. Nicht hier, nicht mit den Freunden. Wahrscheinlich konnte er überhaupt nur mit seinem Therapeuten reden.
»Was meine ehemalige Sekretärin betrifft – sie gilt als nicht zurechnungsfähig. Sie ist aber in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden und dort wird sie auch bleiben. Sie bekommt eine Therapie. Sollte sie in den nächsten Jahren irgendwann rauskommen, wird sie sich an strenge Auflagen zu halten haben. Sie hat auch eine Haftstrafe bekommen, und sobald sie haftfähig ist, also keine Therapie mehr braucht – falls das jemals der Fall sein sollte – muss sie erst mal ihre Haftstrafe absitzen.«
Anja nickte.
»Aber wer garantiert es, dass sie nicht wieder ...«
Sie unterbrach sich selbst. Nein, sie wollte niemanden verängstigen.
»Sobald sie auf freiem Fuß ist und bei uns wieder irgendetwas passiert, ist doch klar, nach wem die Polizei zu suchen hat«, sagte Clarissa. Sie räusperte sich. »Man hat manische Depressionen bei ihr diagnostiziert. Und außerdem hat sie wohl eine Persönlichkeitsstörung.«
»Schizophrenie bestimmt.«
»Ja, offenbar,« sagte Clarissa.
»Klar, gespaltene Persönlichkeit, kann ja gar nicht anders sein mit dieser ganzen Vorgeschichte.
»Schizophrenie hat nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun,« sagte Daniel. »Ich habe es mir erklären lassen, der Begriff wird falsch verwendet. Schizophrenie sind Störungen in der Wahrnehmung, im Denken und Empfinden und die können sich zu Halluzinationen und Wahnzuständen entwickeln.«
Er seufzte.
»Jedenfalls wird sie noch sehr lange in Behandlung bleiben. Und danach wahrscheinlich ihre Haftstrafe verbüßen müssen.«
»Ich frage mich aber immer noch, woher sie so viel wusste,« sagte Patrizia. »Sie muss ja eine Meisterdetektivin sein. Offenbar wusste sie ja so einiges und taucht mit einer Perücke mit langen, roten Haaren auf …«
»Ja,« antwortete Daniel. »Eine gute Sekretärin weiß alles von ihrem Chef, aber frag mich nicht, wie das geht. Ich weiß es nicht. Sie hat wohl Telefonate mitgehört – unter anderem. Keine Ahnung.«
Für einen Moment herrschte Schweigen in der Runde.
»Und du?« fragte Anja schließlich unverblümt und starrte Patrizia unverwandt an. »Wie war das mit der Waffe?«
Patrizia lachte.
»Mit der Waffe? Naja, ich habe sie
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