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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der Teufel. Jeder hat
einen anderen Grund. Einige spinnen, andere protestieren, wollen sich
verschönen, anders sein als andere, sich eine besondere Note geben, interessant
machen. Früher gab’s klassische Anlässe. Indianer ließen sich zum Schutz gegen
Krankheit tätowieren, spanische Seefahrer schützten sich mit einem
Christusporträt vor Geißelung. Denn kein Folterknecht war so brutal, dass er
den Heiland ausgepeitscht hätte. Das gab’s nur das eine Mal, wie wir wissen.
Und in Birma gab es ein so genanntes Stop-Bullet-Tattoo. Das sollte unverwundbar
machen gegen Gewehrkugeln. Hat aber nicht funktioniert. Wenn ihr mich fragt —
Tätowierungen sind eine Art nichtsprachlicher Verständigung. Wenn sich jemand
,Leck mich!’ auf die Brust tätowiert, dann bedeutet das nicht unbedingt, dass
man näher kommen soll. Sondern so viel wie ,Verpiss dich!’ Wer ein Tattoo will,
findet immer einen Grund. Denn das Leben liefert Gründe. Trauer, Freude, Sieg,
Niederlage. Immer ein Grund, sich eine Narbe zuzufügen. Denn Tattoos sind
Narben — Narben, die man unter die Haut schießt.“
    „Gibt es eine ideale
Körperstelle für das erste Tattoo?“
    „Nein! Aber man muss sorgfältig
überlegen. Der Körper ist eine geometrische Fläche. Man darf ihn nicht falsch
belasten mit Bildern, mit Narben. Sonst wirft es dich aus dem Gleichgewicht.“
    „Was meinen Sie mit Narben?“
    „Wenn du dir auf den Arm
tätowieren lässt ,In-ewiger-Liebe-für - wie heißt deine Freundin? Gaby? —
für-Gaby. Und wenn Gaby dann mit dir Schluss macht. Dann hast du deine Narbe.
Und Narben bleiben.“
    „Ich könnte sie abschmirgeln lassen.“
    „Das funktioniert nicht immer.“
    „So einer bist du also.“ Gaby
lächelte. „Kaum habe ich dir den Laufpass gegeben — schon willst du mich
abschmirgeln.“
    „Dein Bildnis“, erwiderte Tim,
„müsste ich mir aus der Seele schmirgeln. Aber das schafft kein Laserstrahl und
kein Chirurgen-Skalpell, denn niemand weiß, wo sich im Menschen die Seele
versteckt.“
    „Stimmt“, nickte Prickner,
„Seelen kann man nicht tätowieren.“
    Tim beugte sich vor und
musterte die Füße des Tätowierers. „Sie tragen eine blaue und eine schwarze
Socke. Absicht?“
    Verblüfft richtete Prickner den
Blick auf seine Laufwarzen. „Tatsächlich! Hähäh! Und ich kann dir versichern:
Genau das gleiche Paar habe ich nochmal zu Hause.“
    „Hübsches
Blindschleichen-Tattoo — das sie da auf der linken Hand haben.“
    „Das ist keine Blindschleiche.
Das ist eine stilisierte Königskobra.“
    „Gefährlich und giftig, wie?“
    „Unter der Bettdecke möchte ich
sie nicht haben.“
    Tim lächelte wie ein
Königstiger, dem eine Rinderlende aus der Tiefkühltruhe serviert wird. „Dieses
Tattoo, Meister, haben wir kürzlich dreimal gesichtet: zweimal in der Schweiz,
einmal in Österreich. Zweimal in Dirnbadhausen, einmal in Katlwaldstetten. Die
drei Typen heißen Edu Fischer, Hans Jürgensen und Theo Heisung. Seid ihr ein
Verein?“
    Prickners Augen hinter der
Sonnenbrille schienen Blitze zu schleudern. „Verein? Was für ein Verein? Ich
kenne die Leute nicht. Nie gehört. Dieses Tattoo ist ein... äh... international
sehr beliebtes Motiv. Das wird in New York ebenso eingestochen wie in Hongkong
oder Katlwaldstetten.“
    „Schon dort gewesen?“
    „In New York? Klar. Ich liebe
den Broadway.“
    „Ich meine Katlwaldstetten.“
    „Nö. Wo liegt das?“
    „In Österreich, wie schon
gesagt. Von einmal Hinhören haben Sie sich den Namen gut gemerkt. Übrigens
waren die Schlangen-Tattoos bei den drei genannten Typen nummeriert. Fischer
hat die 3, Jürgensen die 4 und Heisung die 8. Sie, Herr Prickner, haben die 1.
Also doch ein Verein?“
    „Nein, nein, nein, nein“,
schnarrte der Nadelkünstler. „Ich sagte schon, dass ich die Männer nicht kenne.
Die Zahlen haben eine... eine andere Bedeutung. Die Schlange gilt bei gewissen
asiatischen Völkern als... äh... Glücksschwein. Ja, sie ist ein Glückssymbol.
Und weil doppelt genäht bekanntlich besser hält, lässt man sich auch gleich
seine Glückszahl tätowieren. Meine ist die eins, die eins, die eins.“
    Schlau!, dachte Tim. Er weiß
auf alles ‘ne Antwort. Aber in den Erklärungen sind mir zu viele ,ähs’.
Außerdem ist er nervös geworden und schwitzt unter den Achseln. Man riecht es.
Einer wie der sollte öfter mal duschen.
    Vertraulich, scheinbar, beugte
sich der TKKG-Häuptling vor. „Haben Sie von den Verbrechen gehört?“
    „Von den

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