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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Morden in Südafrika?
Das war doch zu erwarten.“
    „Ich meine die entführten und
verunstalteten Kinder und die nachfolgenden Erpressungen. So geschehen in
Dirnbadhausen, in Katlwaldstetten und... hier. Also überall dort, wo es Typen
gibt mit diesen nummerierten Schlangen-Tattoos.“
    Stille. Dann zerbiss Klößchen
ein Stück Schokolade. Das Knacken klang, als werde Sperrholz zerkleinert. Irgendwo
summte eine Fliege. Gaby atmete langsam und seidig aus, als seufze sie. Karl
rückte an seiner Nickelbrille und Prickner begann stärker zu schwitzen.
    „Ich glaube nicht“, sagte er
heiser, „dass die Tattoos der Königskobra mit diesen Verbrechen in einem Zusammenhang
stehen.“
    „Vielleicht nicht, vielleicht
doch.“ Tim lehnte sich zurück.
    „Ihnen müsste das peinlich
sein“, sagte Gaby. „Ihr verbrecherischer Kollege — wer auch immer das sein mag —
schadet dem ganzen Berufsstand. Tätowieren ist zwar zurzeit eine Modewelle, als
hätten viele nicht genug zu tun mit Pickeln und Sommersprossen — aber so ein
Trend flaut auch schnell wieder ab. Und dann werden vielleicht ein paar irre,
total unzeitgemäße Typen entdecken, dass die natürliche Haut eines Mädchens
ganz toll ist.“
    „Schrecklicher Gedanke!“,
murmelte Prickner. „Für mich ist Haut erst schön, wenn ich sie mit meiner
Maschine bearbeitet habe. Haut ist für mich eine warme Leinwand — von um die 36
Grad — eine Leinwand, unter der Blut pulst. Dir, kleines Fräulein, würde ich
Orchideen auf den Oberarm malen.“
    „Vielen Dank! Mir genügt die
klitzekleine Narbe von der Pockenimpfung.“
    „Wissen Sie, dass Ihr
Schwiegervater erpresst wird?“, fragte Tim.
    Prickner nickte. „Weiß ich.
Nicht von ihm. Aber von Katja.“
    „Zwei Millionen will dieser
Erpresser abzocken.“
    „Der Alte... äh... Schneider
kann sich das leisten.“
    „Machen Sie sich Sorgen um Ihre
Frau?“
    „Na, und wie! Am liebsten würde
ich sie hier bei mir verstecken. Aber der Alte hat sie in die Villa geholt. Und
Katja ist leider noch nicht wieder gesund. Wie ich hörte, will er zahlen.“
    Tim nickte. „Wie Sie schon
sagten: Er kann sich das leisten.“
    „Habt ihr noch Fragen? Braucht
ihr noch was für euren Artikel?“
    Tim sagte, sie hätten alles,
und stand auf.

17. Gaby wird bedroht
     
    Zwei Straßen entfernt war eine
Milchbar. Boulevard-Tischchen standen auf dem Gehsteig. Die Bikes wurden an
eine Laterne gestellt und gekettet. TKKG belegten einen Vierertisch und bestellten
Milchshakes bei der jungen Studentin, die sich hier als Serviererin ein Zubrot
verdiente. Vielleicht für die Wintergarderobe, für Highlife oder weil man etwas
mehr Knete immer gebrauchen kann. Tim bestellte Espresso-Shake, Gaby entschied
sich für Pfirsich, Karl mochte Bananen-Geschmack und Klößchen natürlich
Schokolade.
    „Mir ist er verdächtig“, sagte
Gaby.
    Die Jungs nickten.
    „Er muss damit rechnen“,
erläuterte Tims Freundin ihren Verdacht, „dass Schneider ihn irgendwann
ausbootet, dass Katja zur Besinnung kommt, Scheidung macht und ihr Herz einem
schenkt, der echt zu ihr passt. Prickner ist die totale Verirrung. Der weiß es
natürlich, spricht ja auch nur von dem Alten, was ziemlich respektlos klingt
und sagt sich: Absahnen, solange ich noch am Sahnetopf bin! Zwei Millionen her
— dann kann mich Katja ruhig abhalftern. Von Schneider, sagt sich Prickner,
habe ich nichts zu erwarten. Der wird sogar im Testament verfügen, dass ich
nichts kriege.“
    „Ganz meine Meinung, Pfote“,
sagte Tim. „Glasklar das Motiv. Prickner verströmt förmlich kriminelle Energie.
Ich rieche das.“
    „Ich habe nur gerochen, dass er
schwitzt“, meinte Klößchen.
    „Das auch. Aber nur
vordergründig. Dahinter dünstet sein Charakter schwarze Wolken aus. Das würdest
du merken, Klößchen, wenn du nicht dauernd den Mund voller Schoko hättest. Und
mit krimineller Energie meine ich: Prickner ist der Boss, nämlich die Nummer
eins der Tattoo-Bande. Es ist garantiert seine Idee und sein System. Erster
Schritt: Kinder wegfangen und verunstalten. Und damit Angst und Schrecken
auslösen. Zweiter Schritt: die Erpressungen der Betuchten. Es muss mindestens
acht Banden-Mitglieder geben, denn Heisung ist mit der 8 tätowiert. Das sind
nicht Glückszahlen, sondern Mitgliedsnummern. Und die Nummer eins ist immer der
Boss. Das Schweinepack hat schon gut abgesahnt, aber der Zwei-Millionen-Coup
ist die Krönung. Prickner glaubt, kein Verdacht würde auf ihn fallen — weil

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