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Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite

Titel: Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark
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haben Sie es ganz nach oben geschafft, Miss Ellis? Lucy Jo konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie ein Modejournalist sie in späteren Jahren mal ehrfürchtig nach ihren frühen Anfängen fragen würde. Wie haben Sie es geschafft, sich von einer anonymen Arbeitsbiene hochzuarbeiten zu einer der einflussreichsten Designerinnen in der Geschichte der Modeindustrie?
    Und Lucy Jo würde sich in ihrem Sessel zurücklehnen bei dem Gedanken an ihre bescheidenen Anfänge. Sie würde sich an die alten Zeiten erinnern, als sie über einen überfüllten Arbeitstisch gebeugt stand und kaum einmal aufschaute, bis sie irgendwann merkte, dass ihre Kolleginnen längst nach Hause gegangen waren. Dann erst hatte sie ihr Skizzenheft herausgekramt und sich in die Entwürfe vertieft, die sie eines Tages auf den Laufsteg und ins Zentrum der amerikanischen Modewelt katapultieren sollten. Und dann würde sie dem Reporter erzählen, dass sie an manchen Abenden geradezu spüren konnte, wie ihr die schimmernde Seide in schweren Falten durch die Finger glitt, so echt wirkten die Zeichnungen, die sie in akribischer Kleinarbeit angefertigt hatte.
    Woraufhin sie dann natürlich in frohwehmütiger Erinnerung an diesen bevorstehenden Abend schwelgen würde, den Wendepunkt ihrer Karriere. »Ich habe immer gewusst«, würde sie dem Reporter anvertrauen, der sie anhimmelte,
»dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis meine Träume in Erfüllung gehen.«
    Und dessen war sie sich wirklich schon ganz sicher gewesen, solange sie denken konnte. Lucy Jo Ellis war in einer Kleinstadt zwei Stunden von Minneapolis entfernt aufgewachsen und hatte insgeheim immer schon fest daran geglaubt, dass das Leben eines Tages sein großes Versprechen einlösen würde. Mode war von Kindesbeinen an ihre große Leidenschaft gewesen – schon im zarten Alter von vier Jahren hatte sie mit ihrem kleinen Zeigefinger auf eine der Roben in einer Glamour-Zeitschrift ihrer Mutter gezeigt und selbstbewusst verkündet: »Zu viele Rüschen.« Mit gerade mal zwölf Jahren hatte sie angefangen, ihre eigenen Kleider zu nähen und die Modetrends nachzuahmen, die sie sich sonst nie hätte leisten können. Als Teenager hatte sie zerlesene alte Ausgaben der Vogue praktisch auswendig gelernt und begierig aufgesogen, wie die Kult-Designer der Neunzigerjahre wie Gianni Versace und Azzedine Alaïa die weiblichen Formen feierten, und im schnörkellosen Glamour der Fotografien von Herb Ritts geschwelgt. An den Wänden rings um ihr Bett hatte sie Modeanzeigen aus alten Ws gepinnt, die dort wie mondäne, rechteckige Engel schwebten und über ihren Schlaf wachten.
    Als nach der Highschool das Geld nicht fürs College gereicht hatte, musste sie sich etwas einfallen lassen, und so hatte sie bei Annie Druitt angeheuert, der örtlichen Schneiderin. Annie war eine nette, liebenswerte Frau, die Lucy Jos Gesellschaft in ihrem kleinen Laden sehr genoss – aber Hosen zu kürzen und geerbte Tanzkleider der großen Schwester für den Abschlussball enger zu nähen, reichte kaum für ein Gehalt, geschweige denn für zwei, und so blieben Lucy Jos große Träume fürs Erste unerfüllt.

    An ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag nahm sie ihr Sparbuch mit den schwer verdienten, vom Mund abgesparten zweitausend Dollar darauf, packte eine Tasche, überhörte geflissentlich die tränenfeuchten Entmutigungsversuche ihrer Mutter, verabschiedete sich von einigen wenigen lieben Menschen und reiste mit einem Greyhound-Bus quer durchs Land nach New York. Mittels eines Online-Netzwerks fand sie ein Miniapartment in Murray Hill mit derart schiefem Fußboden, dass sie dauernd über ihre eigenen Füße stolperte, und hatte dann das Riesenglück, einen Einsteigerjob bei Nola Sinclair zu ergattern. Der war zwar nur unwesentlich anregender als die Arbeit bei Annie Druitt – aber zumindest war sie in New York, dem Epizentrum allen Modegeschehens, und arbeitete immerhin für einen echten Szeneliebling.
    Ein Jahr später hatte sie allerdings noch keine nennenswerten Fortschritte gemacht. Auf lange Sicht betrachtet mochte ein Jahr zwar nicht viel sein, aber Lucy Jo dauerte das alles zu lange. Ihre Lernkurve war inzwischen flacher als Kate Moss’ Busen, und Nola weigerte sich hartnäckig, irgendwen mit einem Kreativposten zu betrauen, der nicht in den geheiligten Hallen des FIT oder von Parsons geprüft und für gut befunden worden war.
    Aber egal. Nola war die Eintrittskarte, und heute Abend war Lucy Jos große Gelegenheit,

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