Mit Konfuzius zur Weltmacht
Kunden und arbeitslose oder in neuen Jobs schlechter bezahlte Menschen, die dann auch weniger kaufen können. Eine Spirale nach unten.
Auch international wirkt die asiatische Politik der Harmonie erfolgversprechender als die westliche des schnellen Eingreifens. »Während Bush seinen Krieg gegen den Terror führte, war ein Drittel der Menschheit in Asien damit beschäftigt, Anschluss an die Weltwirtschaft zu finden und sie zu stärken«, schreibt Roger Cohen, Kolumnist der International Herald Tribune . »Hunderte von Millionen, vom Mekongdelta bis nach Zentralchina, haben so die Armut überwunden. Trotz nach wie vor riesiger Probleme – der Aufstieg Indiens und Chinas relativiert die Höhlen von Waziristan.«
Vielleicht haben die Chinesen schlicht die bessere Weltanschauung. Trotz aller Aufmerksamkeit für fundamentalistische Fanatiker in Orient und Okzident: An einen Gott, der alles sieht, alles kann und alle liebt, glauben immer weniger Menschen in einer modernen Welt. Sie wollen teilhaben am irdischen Leben, irdischen Reichtum und an irdischer Freiheit. Ganz simpel im Hier und Jetzt. Vielleicht erlebt Konfuzius deshalb ein so gewaltiges Comeback in seiner Heimat China, 2500 Jahre nach seinem Tod. Er predigte Moral und Gemeinschaftssinn ohne Bezug auf Übersinnliches. Und natürlich Erfolg.
Deutsche, Franzosen und Amerikaner werden Individualisten bleiben und keine strengen Konfuzianer werden – da haben andere schon 2500 Jahre Vorsprung. Aber ein wenig könnte der Westen von China lernen, wenn er im 22. Jahrhundert auch noch mitreden will. In welcher Sprache auch immer.
Quellen
Das meiste, was in diesem Buch erzählt wird, beruht auf eigenen Reportagen und Interviews. Dies sind einige weitere Quellen, aus denen wir schöpften:
Daniel A. Bell, China’s New Confucianism , Princeton und Oxford 2008
Henrik Bork, »Verscharrte Wahrheit. Chinas Regierung sieht sich nach der Zugkollision mit 39 Toten Vertuschungsvorwürfen und ungewohnt offener Kritik ausgesetzt«, Süddeutsche Zeitung vom 4. August 2011
Jung Chang / Jon Halliday, Mao . Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes , München 2005
Amy Chua, Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte , München 2011
Thomas L. Friedman, Die Welt ist flach. Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts , Frankfurt am Main 2006
Peter Hessler, Über Land. Begegnungen im neuen China , Berlin 2011
Konfuzius, Gespräche (Lun-yu) . Aus dem Chinesischen übersetzt und herausgegeben von Ralf Moritz, Stuttgart 1998
Nicholas D. Kristof / Sheryl WuDunn, China erwacht. Die zwei Gesichter einer Weltmacht , Düsseldorf 1995
Brook Larmer, Operation Yao Ming. The Chinese Sports Empire, American Big Business, and the Making of an NBA Superstar , New York 2005
Liu Dalin / Erwin J. Haeberle, Die Harmonie von Yin und Yang. 5000 Jahre Sexualkultur in China , Berlin 2004 (nur im Internet abrufbar unter: http://www2.hu-berlin.de/sexology/GESUND/ARCHIV/YuY.htm)
Andreas Lorenz, Die asiatische Revolution. Wie der »Neue Osten« die Welt verändert , Hamburg 2011
Marco Polo, Von Venedig nach China. Die größte Reise des 13. Jahrhunderts , Stuttgart und Wien 1983
Matthias Schepp, »China – Fabrikhalle der Welt«, Stern 33/2004
Kai-Alexander Schlevogt, The Art of Chinese Management: Theory, Evidence and Applications , Oxford und New York 2002
Mark Siemons, »Wo wir unser Herz verloren haben«, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Oktober 2011
Kai Strittmatter, Gebrauchsanweisung für China , München 2004
Abdoulaye Wade, »Time fort the west to practise what it preaches«, Financial Times vom 23. Januar 2008
Helen H. Wang, The Chinese Dream. The Rise of the World’s Largest Middle Class and What It Means to You , (ohne Ort) 2010
Yu Dan, Konfuzius im Herzen. Alte Weisheit für die moderne Welt , München 2009
Volker Zotz, Konfuzius , Reinbek 2008
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