Mit Liebe gestrickt
freiwillige Helferinnen im Krieg arrangiert haben könnten: Jede Menge Leute tragen Dad’s Army Klamotten, und überall stehen Kisten und stapelweise Ausrüstungsgegenstände. Beim Fernsehen hast du wenigstens nur einen Kameramann, oder höchstens einen Transporter; das wirkt eher wie eine Invasion.
Ich soll einen Assistant Producer suchen, der Rick heißt und mich zu Grace bringen soll, aber Maxine entdeckt mich zuerst.
»Hi, Jo. Möchtest du etwas zu essen?«
»Nein danke. Das ist ja so aufregend. Wie läuft es denn?«
»Ganz gut, das Wetter ist hoffnungslos, aber wir schaffen es. Essen wir eine Kleinigkeit. Grace ist ein bisschen beschäftigt, übt mit Jean-Luc.« Sie hebt vielsagend die Augenbrauen.
»Oh, aha, na gut, also dann gern. Lunch wäre toll.«
Ich sitze auf einem Plastikstuhl und esse Hühnersalat, während fortwährend Männer mit schwarzen Nylon-Steppjacken irgendwelche Dinge bei Maxine abchecken oder ihr Papiere reichen.
»Viertel vor fünf - ich werde ihr keinesfalls Viertel vor fünf sagen.«
»Tom möchte das Licht haben.«
»Tja, dann soll er es ihr sagen.«
»Gibt es ein Problem?«
Ein kleiner, etwas nuschelig aussehender Mann lächelt Maxine an.
»Jo, das ist Tom, unser Regisseur. Das ist Jo, Graces Strickcoach.«
»Ihr was?«
»Jo hilft Grace, Muster auszuwählen und Material zum Stricken, und sie gibt Strickkurse.«
Das muss ich mir merken, es klingt so effizient und professionell.
Tom lächelt.
»Was für eine tolle Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen; besser als dieser Wahnsinn. Also, Maxine Darling, ich nehme an, dass Grace den Text mit dem Märchenprinzen durchgeht. Wird das lange dauern, was meinst du?«
»Gestern war mein Fehler, Tom. Ich habe ihr die falsche Zeit gesagt. Tut mir leid.«
»Natürlich, kein Problem. War schön, Sie kennengelernt zu haben, Jo. Bis später, nehme ich an.« Er schlendert davon, verfolgt von einer Schar der schwarzen Nylon-Jungs und einer Frau mit einem Headset.
»Grace ist gestern zu spät gekommen, und er ist deswegen immer noch wütend.«
»Er scheint doch sehr nett zu sein.«
»Er ist ein brillanter Regisseur und nicht so ein Arschloch wie die übrigen, aber die meiste Zeit ist er mit sich selbst beschäftigt. Gelegentlich taucht er auf und macht alle zur Sau, bis auf Grace natürlich. Gestern hat er zwei Assistenten gefeuert, aber sie hatten auch tatsächlich Mist gebaut, sodass ich es ihm wirklich nicht verübeln kann. Beim Film laufen jede Menge Assistenten rum, die sich für was ganz Besonderes halten. Oh, und wir nennen Jean-Luc vor Grace auf keinen Fall den Märchenprinzen. Das hält das Team wohl für witzig, weil er ja ein Frog ist, also ein Franzose.«
»Aha.«
»Hast du die Wolle und alles Übrige?«
»Ja, ist alles im Auto. Soll ich es holen?«
»Nein, trink erst noch einen Kaffee. Koffeinfrei, nicht wahr?«
»Ja bitte. Ich habe einige Muster halb fertig gestrickt, damit sie auswählen kann, in Luftwaffenblau; ist das richtig?«
»Wunderbar.«
»Wo ist Lily? Ich dachte, sie wäre auch hier.«
»Ist sie auch. Wir haben ihr ein Spielzimmer eingerichtet, gleich neben Graces Suite. Sie liebt es.«
Die Frau mit dem Headset kommt herüber, während Maxine den Kaffee holt.
»Sie sind die Strickfrau, richtig?«
»Ja.«
»Also, holen Sie mir das Material - ich muss es zum Drehort bringen. Und wenn’s geht bitte schnell - ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Ich will nur noch …«
Maxine ist postwendend zurückgekommen, ohne den Kaffee.
»Schön, dass Sie Jo schon kennengelernt haben, Graces VIP Freundin. Wir bringen die Strickmuster gleich mit. Vorher trinken wir noch schnell einen Kaffee. Okay?«
»Aha. Klar, sicher.«
»Ach, könnten Sie uns wohl zwei Kaffee besorgen? Da ist scheint’s eine Schlange. Beide nur mit Milch, kein Zucker, koffeinfrei für Jo. Haben Sie das?«
»Ja. Wird gleich erledigt.«
»Danke. Vielen Dank.«
»Du liebe Zeit.«
»Sie nervt mich schon die ganze Woche. Eine unglaubliche Kuh.«
»Soll ich denn jetzt die Stricksachen holen?«
»Nein. Wenn sie zurückkommt, gibst du ihr die Autoschlüssel, und sie holt es. Jetzt hält sie dich für eine VIP und wird an dir kleben wie Kaugummi. Da ist übrigens noch was, was ich dir sagen wollte.«
»Ach ja?«
»Grace ist morgen Nachmittag in London zu Fotoaufnahmen. Vanity Fair schickt Daniel Fitzgerald, damit er eine Fotoreportage über den Film macht.«
»Oh.«
»Er kommt aber nicht hierher.«
»Aha.«
»Aber ich
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